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Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. WePerih-Zeitnng. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalteu-Zeile 8 Pfg- Amts- und Anzeige-Klatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadtrathe zu Dippoldiswalde und /rauenstcin. Verantwortlicher Vedacteur: Tart Zehne in Dippoldiswalde. Monats-Bericht. Während unsereM.eichsregierung in Eintracht mit dem Reichstage an der Gesetzgebung für das deutsche Reich ebenso rüstig als einträchtig Weiler arbeitete und das Vertrauen des deutschen Volkes in die Sicherheit seines Staatswesens der deutschen In dustrie einen ganz ungewohnten, wie es scheint, noch lange nicht auf seiner Höhe angekommenen Aufschwung gegeben hat, vollzog sich im Laufe des November in unserem Nachbarlande Oesterreich eine der bedenk lichsten Krisen, von denen dieses eigenthümliche Staats wesen jemals betroffen worden ist. Dem Reichskanzler Grafen Beust gelang es zwar, das Ministerium Hohen wart, welches das Hcft der Negierung den Czechen in die Hand spielen wollte, zu stürzen; allein wenige Tage darauf erhielt Beust selbst seine Entlassung, und das Reichskanzleramt ging in die Hände des ungarischen Ministerpräsidenten Grafen Andrassh über. Die ge summte europäische Presse hat sich in lebhaftester Weise mit diesem Ereignisse beschäftigt und die verschiedensten Combinationen wurden hieran geknüpft. Zuzugeben ist, daß Graf Beust der Vertreter einer ausgeprägten Friedenspolitik war. Er hatte sich mit Italien auf guten Fuß gestellt, unterhielt möglichst gute Beziehungen zu Rußland, und war wohl zum Theil der Vermittler der Aussöhnung mit Deutschland, welche vor wenigen Monaten in der Kaiserbegegnung in Salzburg ihren Ausdruck fand. Auch war Graf Beust ein Gegner der Ultramontanen und bewegte sich auf dem Boden der Verfassung. Von seinem Nachfolger sagt man, daß er, was die Beziehungen zu Deutschland betrifft, in die Fußstapfen seines Vcrgängers treten werde; dagegen sagt man, daß derselbe in der orientalischen Frage „neue Bahnen" einschlagen werde, und ein Gegner Rußlands sei. Thatsache ist es, daß die russische Presse den Eintritt des Grafen Andrassh in das öster reichische Reichskanzleramt nicht freundlich begrüßt hat. Auch berichten viele Blätter von lebhaften Rüstungen Rußlands zu Lande und zur See, und die Pessimisten sehen daS Ungewitter eines orientalischen Krieges bereits vor Augen. Wir theilen diese Befürchtungen vor der Hand noch nicht. Zum Kriegführen gehört Geld, viel Geld und eine durchgebildete Armee mit einem tüchtigen Generalstabe. Alles dies läßt sich nicht in wenigen Monaten schaffen, und welche fürchterliche Folgen ein unvorbereitet unternommener Krieg hat, das hat Wohl daö Schicksal Frankreichs im vorigen Jahre allen Macht habern gelehrt. Es ist daher völlig ungerechtfertigt, aus dem Personenwechsel in der österreichischen Reichs kanzlerschaft ohne Weiteres einen orientalischen Krieg folgern zu wollen. So hat auch die Börse diesen Personenwechsel mit großer Gleichgültigkeit ausgenommen, vielmehr ihre steigende Tendenz behauptet. Wichtiger, als die auswärtigen Beziehungen, er scheint uns die weitere Entwickelung der inneren Ver hältnisse des österreichischen Kaiserstaates. Nach mehr fachen vergeblichen Versuchen ist es dem Fürsten Adolph Auersperg gelungen, ein aus deutschen und verfassungs treuen Elementen zusammengesetztes Ministerium zu Stande zu bringen. Ob es aber diesem neuen Mini sterium gelingen wird, den inneren Frieden der tief er regten Völkerschaften des Kaiserstaates herbeizuführen, möchte sehr zweifelhaft sein. In Belgien hat in den letzten Tagen des No vember eine lebhafte Bewegung begonnen, welche den Zweck hat, das ultramontane Ministerium zu stürzen. In Italien wurde das Parlament in Rom unter großer Feierlichkeit eröffnet. Der Papst und seine Umgebung sollen eine Übersiedelung nach Frankreich beabsichtigt haben, ohne daß dieser Entschluß bis jetzt ausgeführt worden wäre. Welche unbedeutende Rolle spielt heut zu Tage der sonst so allmächtige Papst! In den übrigen Ländern Europa'S ereignete sich nichts von größerer politischer Tragweite. —r. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, den 4. December. Vorigen Donnerstag gab, nach längerer Pause, unser Gewerbe verein wieder ein Lebenszeichen vyn sich. Der Vor sitzende, Buchdruckereibesitzer Jehne, hatte diese Ver sammlung außer der gewöhnlichen Zeit (Freitags) an setzen müssen, da daö Local am eigentlichen Versamm lungstage von einer anderen geschlossenen Gesellschaft bereits belegt war. Die Einladung erfolgte deshalb auch nicht durch dieses Blatt, sondern durch besondere Karten, durch welche auch die Frauen zu erscheinen gebeten wurden; da Herr Schneidermeister Heinrich, der ein Depot von Nähmaschinen hält, dieselben vor führen und erklären wollte. Leider war nur eine kleine Anzahl Frauen dieser Einladung gefolgt, die Erschie nenen aber zeigten sich höchst befriedigt von den Mit theilungen, die Herr Heinrich über die Geschichte und Construction der nach verschiedenen Systemen und zu verschiedenen Zwecken eingerichteten Maschinen gab. Auch die practisch ansgeführten Nähereien überraschten durch ihre Raschheit und Nettigkeit nicht minder, als durch ihre Festigkeit, sowie dadurch, daß jede Art Stoff, >