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Dienstag. dir. 87. 29. August 1871. Erscheint Dienstagsund Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Weißerih-Zeitung. H, Amts- und Meige- Natt der Königlichen Gerichts-Ämter und Atadträthe zn Dippoldiswalde und /rauensieiu. Verantwortlicher Redakteur: Carl Äehne in Dippoldiswalde. Gin deutsches Volksfest. So eben geht uns folgender, von namhaften Männern unterzeichneter Aufruf zu, der gewiß überall im ganzen deutschen Baterlande freudiges Echo finden wird: Die großen Erinnerungstage kehren einer nach dein an dern wieder. Wir durchleben von Neuem die gewaltige Zeit, von Neuem werden die Herzen tief bewegt: der Siegesjubel drängt sich in die Tagesarbeit hinein, und die Erinnerung an die lieben Todten eilt hinaus, mit frischen Kränzen die Gräber der Helden zu schmücken. Wie könnte es auch anders sein! Furchtbar war der Kampf — blutig, aber herrlich der Sieg — ruhmvoll der Friede. „Für solche Barmherzigkeit dem Herrn zu danken und das nengeschenkte Gut des Friedens in aufrichtigem und demüthigem Geiste zu seines Namens Ehre zu pflegen, ist unsere gemeinsame Aufgabe." So lamete unsers Kaisers Wort. Jeder, der unser Vaterland liebt, ist verpflichtet zur Mitarbeit an ihrer Lösung. Dazu gehört gewißlich die aus sreiem Antriebe unserer Nation hervorgehende Einführung eines alljährlich wieder kehrenden „wahren Volksfestes zum Andenken an die Großihaten des letzten Krieges und die Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches," wie es unserm theuer» Kaiser „eine ungemeine Befriedigung ge währen" würde. Schon das Alterthum kannte die Be deutung solcher Feste und pflegte sie; wir Alle sind davon überzeugt. Aber keine Zersplitterung! An demselben Tage ein großes nationales Volksfest zur Nährung des Feuers der Liebe zum Vaterlande, des Geistes der Einheit und der Kraft. Nord und Süd reichte sich die Bruderhand zum Riesenkampfe, ganz Deutschland stand da, schlug drein, wie Ein Mann. Alldeutschland sei nun auch Eins in seiner Freude, in seinem Dank! Tie Stimmung neigt immer mehr zur Wahl des 2. September hin. Entscheiden wir uns Alle für diesen Tag. Alljährlich brause an diesem Tage Sieges- und Dankesjubel durch alle Gauen unseres Vaterlandes, auf daß jeder Deutsche sich sagen kann: Heute feiern mit mir alle Millionen im deutschen Vaterlande, Alle reichen mir die Bru derhand, und Alle geloben: „Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern, In keiner Noch uns trennen und Gefahr!" Damals legte Kaiser Napoleon seinen Degen zu den Füßen un'ers Kaisers nieder. Keine schönere Dankesgabe könnte unser deutsches Volk am Throne seines Heldenkaisers niederlegen, als ein solches Natioualfest, so daß er in die sem, und so Gott Gnade giebt, noch in vielen folgenden Jahren ein Volk um sich geschaart weih, das so dem Herrn der Heerschaaren zu danken, so die gefallenen Helden, die triumphirenden lebenden Sieger zu ehren weiß. Darum im weiten deutschen Lande kein Dorf, sei es noch so klein, keine Stadt, sei sie noch so groß, wo man nicht feierte ein patriotisches, wahres Volksfest am 2. September! Tages gesehi ehte. Dippoldiswalde. Der vorstehend veröffentlichte Aufruf patriotisch gesinnter Männer wird auch bei unS gewiß lebhaften Anklang finden und eine, wenn auch nur bescheidene Feier des großen Tages veranlassen. Was das, in der Bildung begriffene Comitee veran stalten wird, bringen wir in der nächsten Nummer un seres Blattes zur Kenntniß unserer Mitbürger. — In diesen Tagen ist das nahegelegene Ritter gut Berreuth an Herrn Oehmichen auf Scharfen berg bei Meißen verkauft worden. * Altenberg. Am 24. August feierte Hr. Stocks factor Nicolai und seine Gemahlin unter sehr reger Theilnahme und vielseitiger herzlicher Begrüßung die silberne Hochzeit. Ein Festessen fand im Gasthof zur „Stadt Teplitz" statt, bei welchem es an Trink sprüchen, zu Ehren der in allgemeiner Achtung und Liebe stehenden Gefeierten ausgebracht, nicht mangelte. — Am 26 d. Mts. (Sonnabend) beging unsere Knappschaft das herkömmliche Bergfest, zu wel chem auch die Gruben Zinnwald und Fürstenau reich liche Contingente stellten, die mit klingendem Spiele in unsere reich beflaggte Stadt einzogen. Nach 9 Uhr bewegte sich der stattliche Festzug, nach Aufnahme der Ehrengäste, unter Trompeten- und Paukenklang, in das Gotteshaus, um dem obersten Bergherrn das Opfer des Dankes darzubringen. Die Predigt, vom Herrn Diac. Kleinpaul gehalten, und eine vom Herrn Cantor Benke aufgeführte Motette, waren wohl geeignet, das gläubige Gemüth des frommen Berghäuers zur Andacht zu stimmen. Seifersdorf bei Dippoldiswalde. (Zur Ge schichte unserer neuen Orgel und ihre Ein weihung am 27. August I87l.) Im Jahre l86l geschahen die ersten Anregungen zur Erbauung einer neuen Orgel in unserer Kirche zu SeiferSdorf, da die alte mehr und mehr ihren Dienst versagte. 5 Jahre später wurde der Neubau dem Herrn Orgel baumeister Stöckel bestimmt übertragen, und die von ihm dafür geforderte Summe ohne alle Widerrede be willigt. In Folge eines vom hiesigen OrlSvorstand Herrn Menzer eingereichten Bittgesuchs an die Königs. Forstbetiöide durften die für eine Orgel passendste« Hölzer im Forste ausgesucht und gefällt werden. -Der