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Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Weißeritz-Ieitung. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Svalten-Zeile 8Pfg. Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Aemter und Stadtrathe zu Dippoldiswatde und /ranenjtein. Verantwortlicher NeLaeteur: Lart Zehne in Dippoldiswalde. Tag es Geschichte. Dippoldiswalde 5 den 26. November. Nachdem die von uns schon in voriger Nummer beschriebene Gedenktafel, die von der Kirchengemeinde Dippoldis walde den im deutsch-französischen Kriege 1870 Ge bliebenen gestiftet worden ist, am Sonnabend Nach mittag vom Kirchenvorstande übernommen worden war, fand gestern am Todtenfeste eine einfache kirchliche Feier in der St. Nicolaikirche statt, welche sich zahl reicher Theilnahme Seiten der Stadt- und Landbevöl kerung unserer Parochie erfreute. Herr Diaconus GerSdorf hielt auf Grund des der Gedenktafel einge grabenen Blbelwortes: „Sei getreu bis in den Tod, so will ich vir die Krone des Lebens geben!" eine der allgemeinen und besonderen Feier des Tages entsprechende, tief erbauliche Altarrede, und der Gesangverein wirkte durch angemessenen Chorgesang zur Erhöhung der feierlichen Stimmung bei, die alle Theilnehmer erfüllte. Vor Anfang des Gottesdienstes hatte der Militärverein, der mit florumwundener Fahne auf den Gottesacker gezogen war, unter drei Ehrensalven Lorbeerkränze um die Gedenktafel aufgehängt und so den Gebliebenen den letzten kameradschaftlichen Gruß dargebracht. Befremdend wirkte die Abwesenheit des Kirchenvorstandes, und das um so mehr, als mehrere Mitglieder der städtischen Collegien sich am Festzuge des Militärvereins betheiligt hatten. — Unsere Neubauten sind nun soweit gediehen, daß sämmlliche Häuser bereits bezogen sind; auch das Riedrich'sche ThorhauS, ebenso die ehemalige Näser'sche Scheune sind weggerissen, so daß schon jetzt, trotz fehlender Planirung und Pflasterung, der Oberthorplatz einen recht freundlichen Eindruck macht. Unverständlich ist uns, wie dem Besitzer des Gasthofs zum „rothen Hirsch" gestattet wird, die Ruinen seiner ehemaligen Gebäude noch länger zur wahrhaften Schändung und Beengung des Platzes stehen zu lassen. — Seil Freitag haben wir completen Winter; der Schlitten geht prächtig und noch dazu durch eine Winterlandschaft, die ihres Gleichen sucht. Also hübsch hereingekommen; Weihnachten ist vor der Thür und unsere Geschäfte mit allem Nöthigen reichlich versehen. ° Attenberg, den 26. November. Nach langem Schweigen endlich wieder ein Wort von unserem Ge birge. Um diese Zeit hatten wir sonst schon strammen Winter, wie er nach Zeitungsnachrichten in dem sächs. Sibirien bereits eingetreten sein soll. Erst seit zweier Tage haben wir Schlittenbahn, die bis Dippoldiswalde und herein nach Eichwald reicht. Wie an vielen Orten, so steht auch hier Wassermangel zu befürchten, wenn nicht bald Thauwetter einlreten sollte. Der gefürchtete Fall wäre um so bedauerlicher, da unser Bergbau sich jetzt eines gesegneten Fortgangs erfreut. — DaS Ge flecht wird gesucht, und da die Flechterinnen gutes Stroh leichter als sonst gewinnen können, so liefert das Geflecht einen nicht Übeln Ertrag. Unsere von den Herren Wehle und Müller aus Waldheim wieder in'S Leben gerufene Cigarrenfabrik scheint sich eines guten Fortgangs zu erfreuen. — Den Gesundheits zustand anlangend, so ist derselbe ein erfreulicher zu nennen. — Die 3. Lehrerstelle an unserer Schule ist seit dem 1. October erledigt und dieselbe ist nun schon seit einigen Jahren zum 4. Male vacant. Die beiden Herren Geistlichen ertheilen in derselben, gegen Gewährung des, dieser Stelle zukommenden GehaltS, jetzt Unterricht. Nun ist am 19. d. Ms. der militär pflichtige 4. Lehrer zu seinem Regimente einberufen worden. Da sollen denn die zwei noch vorhandenen Lehrer, der bejahrte Rector und der Cantor, die man bei dem Vicariate in 3. Classe unberücksichtigt gelassen, zur Mitleidenheit gezogen werden. Kein Wunder, wenn sie sich dagegen sträuben. -j- Naundorf, 19. Novbr. Wie nach dem , für Deutschland so glorreichen Friedensschlüsse mit Frank reich eine weithin leuchtende Feuerflamme auch von unseren Höhen die Größe der Freude über denselben verkündete, so soll von heute an ein würdiges bleibendes Denkmal hier die Mit- und Nachwelt an die große Zeit der Jahre 1870 und 1871 mit ihren furchtbaren Kämpfen und schweren Verlusten an Menschenleben und Familienglück, aber auch an die herrlichen Siege und die ungeahnten wichtigen Folgen immer und immer wieder erinnern. Herr Rittergutsbesitzer und Friedens richter Otto auf Naundorf hat dazu ein einfach schönes Denkmal, einen großen Sandsteinwürfel, auf einem mit Linden umgebenen freien Platze unweit des Dorfes auf stellen lassen, das heute feierlich enthüllt wurde und die Inschrift trägt: 1870. ckurctt 1871. Auf der anderen Seite steht zum Gedächtniß des in diesem blutigen Kriege einzigen Gefallenen aus der Parochie Sadisdorf: /u/m« 77ieockor LMnei au« Miunltor/', 8oläat des XII. laxeibstlMons, start» in äer Leblaekt bei 8t. tzueutm am 19. lanuar 1871 äen Heläentoä,