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Erscheint Dienstagsund Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. xro^Quartal ^licilrcrih-Leitung. Amts- und Anzeige-Klatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zu Dippoldiswalde und Frauenstciu. Vcrmffwortlicher Nedactrur: Carl Zehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Am 2. Novbr. fand man in einem, auf der Feldflur deö Gutsbesitzers Fuchs in Ober-Reichstädt gelegenen Kalkofen einen Er hängten vor, in welchem später der 28jährige Dienstknecht C. F. Schneider aus Reichstädt erkannt wurde. Der Mangel an Subsistenzmitteln, sowie die Furcht vor Strafe, welche er in einer wider ihn wegen Eigenthums- vergehen anhängigen Untersuchung zu erwarten hatte, dürsten als Motive zur That anzunehmen sein. Der Leichnam wurde gerichtlich aufgehoben und der Anatomie zu Leipzig überwiesen. — Die im Müller'schen Stadtgute ausgebrochene Milzbrandkrankheit betreffend, so ist zu berichtige», daß das zweite Stück, gleich dem ersten, der Krankheit erlegen und nicht auf bezirksthierärztliche Anordnung getödtet worden ist. — In Bezug auf die, in Nr. 85 ds. Bl. ent haltene Anfrage geht uns folgende Entgegnung zu: „Die Verfasser der in Nr. 85 ds. Bl. bezüglich des Baues der neuen Straße durch die hiesige Nieder-Vorstadt ersichtlichen Anfrage scheinen nicht zu wissen, daß gerade in letzterer Zeit sich verschiedene städtische Baulichkeiten so zusammendrängten, daß inan dem Leiter derselben nur dankbar sein muß, die selben in so kurzer Zeit und dabei mit nicht unbedeutenden Ersparnissen für die hiesige Stadtgemeinde ausgeführt zu haben. Es handelte sich nämlich neben dem fraglichen Straßenbau gleichzeitig um Ausführung des, wegen Errichtung eines neuen Klassenzimmers in der Schule erforderlichen Umbaues, sowie um Herstellung eines wegen der Feuergefährlichkeit der auf dem Plan gelegenen Scheunen nöthigcn Wasserbehälters, endlich um Abtragung des Riedrich'schen Hauses, alles Ar beiten, welche sich wegen möglichst baldiger Wiederaufnahme des Schulunterrichtes, wegen des nunmehr zu erwartenden Frostes, sowie wegen recht baldiger Erlangung der vom Staat zugesicherten Beihülfe zum Aufwand für Durchführung des Bebauungsplanes für den Oberthorplatz, nicht verschieben ließen. Auch befindet sich in der Eingangs gedachten Anfrage insofern ein Jrrthum, als die Schleuste und zwar sogar in einer längeren Ausdehnung, als projectirt, bereits vollendet, die Anlegung des Gerinnes aber bereits begonnen war. Schließ lich sei noch darauf hingewiesen, daß gerade im vorliegenden Falle es besser gewesen wäre, wenn die Fragsteller unmittel bar bei ihrer competenten Behörde um Auskunft bez. Abhülfe gebeten hätten, als daß sie ohne Grund gegen eine einzelne Person öffentlich ausgefallen wären." — Die vom hiesigen Stadtrath im Juli dö. Js. an die kaiserl. Ober-Post-Direction zu Leipzig gerichtete Eingabe mit dem Anträge auf Herstellung einer Per- sonenpost-Verbinduug zwischen Dresden und Teplitz (über Dippoldiswalde und Altenberg) ist von genannter Behörde, unter Anführung verschiedener, gegen eine solche Einrichtung sprechender Gründe, ab schlägig beschicken worden. — Von einer Postverbindung zwischen hier und Klingenberg, mit Anschluß nach Frauen st ein, hören wir leider immer noch nichts. Und diese wird uns doch wohl gewährt werden? Außer der so wünschenswerthen Verbindung mit Frauenstein spricht auch für die Einrichtung der Umstand, daß mit Neujahr der Gerichtsamtdbezirk Dippoldiswalde in das Bezirksgericht Freiberg gewiesen werden wird, und dazu muß uns doch ein regelmäßiges Fortkommen ge schaffen werden! -- Aus allen Gegenden kommen jetzt Nachrichten von Arbeitseinstellungen, so aus Chemnitz, Berlin, Köln, Minden, Karlsruhe, Pforzheim, Offenbach, Oggersheim, Nürnberg rc. Die „SlrikeS" sind epidemisch geworden; überall verlangen die Arbeiter verkürzte Ar beitszeit oder den sogenannten „Normalarbeitstag" und Lohnerhöhung zu 25 Procent für die Ueberstunden. Kein Vernünftiger wird in Abrede stellen wollen, daß jeder Arbeiter berechtigt ist, seine Arbeit so hoch als möglich zu verwerthen, und daß bei den immer höher steigenden Lebensmittelpreisen mit wenigen Thalern eine Familie schwer zu ernähren ist. In Jndustriebezirken haben zudem nicht wenige hochfahrende, ungebildete, bis zum Aeußersten geldsüchtige Unternehmer, Leute, die früher selbst arme Arbeiter waren und am besten wissen mußten, was dem Arbeiter gebührt und wie er zu be handeln ist, die Richtung der Zeit und die Verhältnisse der Gegenwart verkennend, manches böse Blut gemacht. Durch Erkenntniß und guten Willen hätten viele Miß stände auf friedlichem Wege geklärt und geordnet werden können, die jetzt Anlaß zu feindlichem Bekriegen geben, zu einem gegenseitigen Bekriegen, das nicht allein die Interessen der Streitenden, sondern auch ganzer Ge meinden, Bezirke und Staaten schädigen muß. Die sozialistischen Agitatoren bemächtigen sich der Arbeiter vollends, Hetzen und schüren und wühlen alle Leiden schaften zum Klassenkampfe auf, so daß ein Ende der Wirren kaum abzusehen ist. Dresden. Der Einzug des tapfer» Schütz en- Regiments Nr. 108 verlief in programmgemäßer Weise. Die königlichen Prinzen empfingen die heim kehrenden Krieger und geleiteten sie durch die Stadt. Eine der Straßen, durch welche die Truppen zogen — die Wilsdruffer Straße — war sehr schön geschmückt,