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Freitag. Nr. 78. 29. September 1871. Erscheint . —. . Preis WWecherch-Zeltmig-L Postanstalten. > 8 Pfg. Amis- und Anzeige-Dlatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Itadträthe zu Dippoldiswalde und Frauerlsteiu. NerMwortlicher Nedsrteur: Larl Sehne m Dippoldiswalde. ——, . ... Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. An Stelle des, mit Ende dieses Jahres aus dem Rathscollegium scheidenden Hrn. Moritz Näser hat das Stadtverordneten - Colle gium den Herrn Oeconom Zimmermann als Stadt rath gewählt. — Wir machen hiermit nochmals auf die am nächsten Montag, 2. Octbr., von 10 bis 3 Uhr statt findende Landtagswahl aufmerksam, zu zahlreicher Betheiligung an derselben ausfordernd. — Bei dem am 26. ds. Mts. hier abgehaltenen Ferkelmarkt waren 42 Stück zum Verkauf gestellt; davon sind 28 Stück, das Paar zu 4, 5 und 6 Thlr. verkauft worden. Dresden. Das erledigte Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichtes ist dem Geh. Justizrath, Prof. 1)r. Carl Friedr. v. Gerber, unter Ernennung desselben zum Staatsminister, vom 1. Octbr. an von Sr. Maj. dem Könige übertragen worden. — Ueber den Zeitpunkt der Einberufung des sächsischen Landtages soll Folgendes beschlossen sein: Wenn sich voraussichtlich die Session des Deutschen Reichstags bis Anfang December ausdehnen werde (worüber man Anfang nächsten Monats Gewißheit zu erlangen hoffe), so gedenke die königliche Staatsregie rung, den Landtag noch vor dem Zusammentritte des Reichstags, welcher etwa für den 20. Oct. in Aussicht genommen, einzuberufen. Der Landtag würde dann zunächst sich darauf beschränken, seine Constituirung vorzunehmen, das Gesetz wegen provisorischer Forter hebung der Steuern eventuell zu genehmigen, und sich darauf bis Anfang des nächsten Jahres vertagen. Sei jedoch die bestimmte Aussicht vorhanden, daß der Reichstag seine Berathungen im November zu beendigen vermöge, so werde der sächsische Landtag erst Anfang December einberufen werden. Leipzig. Das hiesige „Tageblatt" enthält folgende auffällige Eodes-Anzeige: „Am 19. d. Mts. starb mein innigstgeliebter Sohn Ludwig Herm. Krauße, Soldat der 5. Eskadron, 3. Reiterregiments, in Pegau, in Folge täglich fortgesetzter, zu strenger Behandlung seiner Vorgesetzten. Nachdem derselbe das Unglück hatte, an einem Exerziertage 21 Mal vom Pferde zu stürzen, wurde der Unglückliche auf Befehl seines Oberlieutenants ohne Hilfe auf dem Platze liegen gelassen, den die übrige Mannschaft nach Beendigung der Exerzitien verlassen hatte. Derselbe erfreute sich der Liebe und Freundschaft seiner Kameraden und Freunde nach kaum zehntägigem Eintreffen zur Garnison in vorzüglichem Grade, und sage ich der Stadt Pegau, sowie seinen Kameraden und Freunden, für die demselben bewiesene Theilnahme meinen auf richtigsten Dank. Möge der Allmächtige alle Eltern, welche ihre Söhne dem Vaterlande weihen, vor ähn lichen traurigen Schicksalen bewahren. Technitz bei Döbeln, den 23. Sept. 1871. Hermann Krauße und Familie." — Gewiß wird die zuständige Militärbe hörde erörtern, inwieweit die obige schwere Anklage begründet sei, und darnach das Nöthige verfügen. — In Folge der Aufforderung des Leipziger Raths, daß die hier wohnhaften Landwehrmänner und Reservisten, welche während des Feldzuges gegen Frankreich zum Dienst einberufen gewesen sind, jedoch mit Ausnahme der notorisch nicht bedürftigen, sich zur Empfangnahme der von den hiesigen Gemeinde behörden für den Kopf bewilligten Ehrengabe von 12 Thlr. anmelden möchten, sind über 1400 solcher Meldungen eingegangen. Berlin. Die Rückkehr des Kaisers nach Berlin wird jedenfalls in der ersten Octoberwoche erfolgen. — Da aus der von Frankreich zu zahlenden Kriegscontribution in erster Linie unsere Kriegs kosten bezahlt werden sollen, so wird jetzt auch die sünfprocentige Anleihe des Norddeutschen Bundes, welche auf Grund des Gesetzes vom 21. Juli 1870 gemacht wurde, ge kündigt werden, und liegt der Entwurf des Gesetzes bereits dem Bundesrathe vor. — Die Vertreibung der Jesuiten aus dem deutschen Reiche wird im Reichstage ganz unzweifelhaft zur Sprache kommen. Es ist bereits m Berlin eine Agitation im Gange, um eine Petition in diesem Sinne an den Reichstag in großem Umfange zu Stande zu bringen, während die Versammlung der Altkatholiken in München und der deutsche Protestantentag sich zu demselben Zwecke vereinigen wollen. Die Muckerver sammlung, welche im October in Berlin tagen wird, dürfte freilich die Hand dazu nicht bieten, denn die Aufräumung mit den Jesuiten soll doch möglich gründ lich sein und nicht nur katholische und eingeständliche Jünger Loyola's treffen. Ob das ganze Unternehmen Erfolg haben wird, steht dahin, jedenfalls wird es ge nügen, der schwarzen Reichstagsfraction ein wenig Be wegung zu verschaffen. — Nach dem Flottengründungsplan soll der Marineverwaltung im Jahre 1872 eine Summe von 8,000,000 Thlr. überwiesen werden. Hiervon werden