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Erscheint Dienstagsund Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Weißerih-Zeitung.M Amts- und Anzeige- Matt der Königlichen Gerichts-Aemter und Itadträthe zu Dippoldiswalde und /rauensteiu. vtiMlworllicher NeLacteur: Lari Lehne in Dippoldiswalde. Die Ereignisse in Oesterreich nehmen jetzt alle Aufmerksamkeit in Anspruch. Wir leben ja an der Grenze des Kronlandes Böhmen, dem jetzt kaiserlicherseits eine Art Sonderstellung, wie die Ungarns im Kaiserstaate, verheißen worden. Der Kaiser will sich in Prag krönen lassen und dabei den Eid als böhmischer König leisten, damit aber zugleich gewisse Rechte der Czechen anerkennen. Wir sagen Czechen, obgleich zwei Fünftheile der Bewohner Böhmens Deutsche sind, und diese eigentlich die Kraft und den Wohlstand des Landes zur Darstellung bringen. Die Deutschen verlangen aber nach keiner Sonderstellung; im Gegentheil, sie betrachten alles Heil für den Staat in einem festen Zusammenschluß aller seiner Theile und in der Erhaltung des Deutschthums in seiner Unver sehrtheit als das die Theile vereinigende Bindemittel. Dieses zu zerstören, darauf geht die Politik der Czechen und Polen aus, welche jetzt mit Hülfe des Grafen Hohenwart, derzeitigen Ministerpräsidenten, die Deut schen von der Regierung des Kaiserstaates verdrängt haben. Kein Zweifel nun, daß, wenn ein Oesterreich- Ungarn schon eine Schwächung des alten österreichi schen Kaiserstaates bedeutete, ein O e st e r r e i ch - Ungarn- Böhmen-Polen geradezu dessen beginnende Auf lösung bedeuten muß. Die Deutschen in Oesterreich, welche sich jetzt so muthvoll der Hohenwart'schen inneren Politik widersetzen, welche außerdem, daß sie die nicht deutschen Nationen begünstigt, auch noch den Pfaffen und czechischen Junkern zur Herrschaft im Staate ver hilft, können die Ereignisse ruhig abwarten und ihrer seits das „Lieb' Baterland, kannst ruhig sein" singen, da ihnen am großen deutschen Reiche eine sichere Stütze verbleibt. Und daß sie es thun wollen, beweist ihre Enthaltung von aller weiterer Theilnahme an den ständischen Berathungen. Uns aber, die wir im Reiche uns jetzt ruhiger staatlicher Zustände erfreuen, drängt sich die Frage auf: was wohl aus dem deutschen Vater lande geworden wäre, wenn die habsburgische Politik, die sich jetzt so untreu dem Deutschthum erweist, vor wenigen Jahren triumphirt hätte! Es kann ja gar kein Zweifel darüber obwalten, daß die Verbindung mit Slaven, Ungarn, Rumänen und Italienern uns nur Unheil gebracht hätte! Heute bildet das deutsche Reich eine in sich abgeschlossene Völkerfamilie, welche in ihrer Politik von ven wenigen Slaven in Posen nicht beirrt werden kann, und welche nnnmehr in der Verfassung ist, allenfalls, wpnn das .Geschick es wollte, auch eine czechische Zuthat von Mähren und Böhmen verdauen zu können. N- Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, den 20. Septbr. Bereits am 8. Septbr., in Nr. 70 d. Bl., brachten wir die amt lichen Bekanntmachungen des hiesigen Gerichtsamtes, die Handelskammer- und Gewerbekammer-Wahlen betreffend. Heute werden dieselben erneuert, und, wie wir wünschen, hoffentlich nicht vergeblich. Leider macht man noch gar oft die traurige Wahrnehmung, daß die Gelegenheit, eins der wichtigsten bürgerlichen Rechte durch die Wahl seiner Vertreter auszuüben, unbenutzt vorbeigelassen wird. So lange es noch keine besondere Vertretung der Handels- und Gewerbe-Interessen gab, wurde gar manchmal gegen die Regierung der Bor wurf laut, denselben nicht die ihnen gebührende Beach tung zugewendet zu haben; nun die Zustände sich nach den Wünschen des Handels- und Gewerbestandes ge bessert haben, fehlt es wieder an dem gehörigen Inter esse feiten der Betheiligten. Daß es nun bei uns in dieser Hinsicht bei der nächsten Wahl besser werden und sich eine allgemeine Betheiligung zeigen möge, ist der Zweck dieser Zeilen; denn es ist die Lauigkeit, welche bei der letzten Wahl bei uns vorgeherrscht hat, keineswegs unbemerkt geblieben; und es könnte also im> Wiederholungsfälle an maßgebender Stelle die Ueber- zeugung Platz greifen, daß es unserm Gewerbestande leider an der zur Wahrung seiner Interessen nöthigen Regsamkeit gebreche, — ein Urtheil, welches derselbe doch sicher nicht über sich ergehen lassen will. Noch bemerken wir, daß nach den Bestimmungen des Gesetzes vom 23. Juni 1868 alle Diejenigen, welche nicht mindestens 10 Thlr. jährlicher Gewerbesteuer zahlen, in die Gewerbekammer zu wählen haben, zu letzterer Wahl aber alle Diejenigen berechtigt sind, die mindestens 1 Thlr. jährlicher Gewerbesteuer entrichten. Also ver säume Niemand den 25. September, wo zwischen 9 Uhr früh bis 1 Uhr Mittags die Empfangnahme und so fortige Ausfüllung eines Stimmzettels im königlichen Gerichtsamte allhier stattfindet. Es sind auf demselben 2 Rainen zu verzeichne»; diese sind die Wahlmänner, welche den Abgeordnete» zur Gewerbekammer ernennen. Auch nicht die Quittung über die Gewerbesteuer des letzten Termins vergessen! Dresden. Unser König hat in Rethel und Sedan am 14. und 15. Septbr. über die dort liegenden sächsischen Truppen Paraden abgenommen, überall mit hohem Jubel begrüßt. Den Mannschaften ward die Freude des Königs über das Wiedersehen und seine Befriedigung mit den Leistungen der Truppen ausge sprochen. Se. Maj. ist am Mittwoch, 20. Septbr.,