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Unterstützung erhalten hätte», wohl kaum mit dem Leben daron gekommen sein würden. Schließlich wurden Soldaten und die anderen Rädelsführer zur Wache ge bracht und der Polizei übergeben. — In derselben Nacht insultirte ein Soldat des 107. RegtS. einen Nachtwächter in der Pfaffendorfer Straße, packte ihn an der Brust, stieß ihn hin und her und entriß ihm das Signalhorn. Der Wächter bekam bald Hülfe und der Soldat wurde ebenfalls zu Arrest gebracht. Roßwein. Hier hat in der Nacht vom 22. bis 23. August der Tagarbeiter Altermann seine Haus hälterin mit einem Beile todtgeschlagen, indem er ihr mit 4 Schlägen den Kopf spaltete. Die Er mordete ist 35 Jahr alt, der Mörder ein Wittwer und Vater eines größer« Knaben, und soll Eifersucht der Grund zu der schrecklichen Thal sein. Berlin. Die Centralbehörde für die Ver waltung von Elsaß und Lothringen wird ihren Sitz in Berlin haben und wird deshalb jetzt eine be sondere Abtheilung im Reichskanzleramte gebildet, welche als oberste Verwaltungsbehörde für die neuen Reichslande fungiren wird. — Mit diesem Herbst wird die Rekrutirung für die Marine zum ersten Male auf sämmtliche in dem neuen deutschen Bunde enthaltenen Staaten ausgedehnt werden. Es begründet sich diese Maßregel auf tz 53 der Bundesverfassung, und eS ist somit für die Marine die für das Landheer noch angestrebte Einigung bereits begründet. — Man geht jetzt damit um, das bezüglich der Eisernen Kreuze zwischen Offizieren und Mann schaften bestehende große Mißvcrhällniß einigermaßen auszugleichen. In der That wäre es höchst wünschens- werth, daß man der in und außerhalb der Armee über diesen Punkt herrschenden Unzufriedenheit noch nachträglich gerecht würde. Möge man bei einer weiteren Vertheilung von Eisernen Kreuzen bedenken, daß dasselbe kein Orden im gewöhnlichen Sinne ist, sondern ein theureö Erinnerungszeichen noch für Kind und KindeSkind sein wird, und deshalb Angesichts der so überaus reichlichen Vertheilung an Offiziere auch den Mannschaften eine größere Würdigung zu Theil werden lassen, hauptsächlich aber möge man bei letzteren einen gerechtern Vertheilungsmodus zu Grunde legen. — ES haben nunmehr sämmtliche deutsche Eisen bahnverwaltungen den Reichstagsmitgliedern die freie Fahrt während der Session auf der Strecke zwischen ihrem Wohnsitze und der Reichshauptstadt ge währt. — Aus Baiern hört man von erneuten Wünschen, die Diätensra ge im Reichstage zurSprache und zur allgemein erwarteten Lösung zu bringen. — Die Arbeitseinstellung der Maurer wird in dieser Woche ihr Ende nehmen und ist zum Nach theil der Arbeiter ausgefallen. Ein großer Theil hat die Arbeit bereits wieder begonnen, die übrigen werden nächsten Montag anfangen. Es hatten von 287 Bau- und Maurermeistern überhaupt nur 7 den Forde rungen der Gesellen nachgegeben; letztere haben in den 5 Wochen der Arbeitseinstellung ca. 200,000 Thlr. eingebüßt und ist ihnen ungefähr ein Sechstel durch Unterstützungsgelder wieder erstattet worden; letztere haben es nur ermöglicht, die Familie wöchentlich mit 1 Thlr. und 7*/r Sgr. für jedes Kind zu unterstützen. — Der Strike der Tischler ist leider nun zum Ausbruch gekommen; in einer von 6000 Mann be suchten Versammlung erklärten sie, nicht eher zu arbeiten als bis ihre Forderungen von 25 pro Cent Lohner höhung und 9'/r Stunden Arbeitszeit bewilligt seien. Nur ein Theil der Meister ging darauf ein, und bei diesen und in den Pianofortewerkstätten wird weiter gearbeitet. Baiern. Das neue Ministerium ist gebildet: Graf Hegnenberg-Dux, Vorsitzender des Ministerraths; 'Staatsminister deS königl. Hauses und des Aeußern; v. Pfretzschner, Finanzminister; v. Prankh, Kriegsmi nister; v. Lutz, Kultusminister; v. Pfeufer, Minister deS Innern; vr. Fäustle, Justizminister. Die provi sorische Leitung des Handels-Ministeriums ist bis zu dessen Reorganisation, welche sofort in Angriff genommen werden soll, dem Staatsrath v. Schubert übertragen. — Die Wahl Döllinger's zum Rector der Universität wurde vom Könige bestätigt. — Aus München wird geschrieben: „Die Deutschen werden die «seine-Linie vor Paris nicht so schnell räumen. Bairische Truppenabtheilungen wurden namhaft verstärkt, um den französischen Ueber- mulh zu dämpfen." Gastein. Der deutsche Kaiser und der Kaiser von Oesterreich sind also zusammen ge kommen, haben sich die Hände gedrückt, umarmt und geküßt, und Fürst Bismarck wandelte mit Graf Beust in Gastein Arm in Arm; sie waren einmal 3 Stunden und einmal 2 Stunden beisammen, fanden sich daun auch beim Kaiser zum Diner, bei welchem letzterer, des Geburtstages am 18. Aug. gedenkend, einen Toast auf den Kaiser von Oesterreich ausbrachte. So viel ist sicher, daß es sich in Gastein nicht um persönliche Angelegenheiten, sondern um wichtige po litische Abmachungen gehandelt hat, deren Natur na türlich jetzt nicht bekannt werden wird. — Viele Nach richten sprechen nun von einem Mißlingen der Gasteiner Zusammenkunft, und daß sich die Verhandlungen zer schlagen hätten, wozu vielleicht auch die Abreise Beust's am 21. August (über Ischl nach Wien) bei getragen haben mag; auch der Gegenbesuch des Kaisers von Oesterreich, dem er dem deutschen Kaiser in Gastein abstatten wollte, werde nicht stattfinden, und erst in «Salzburg bei der Rückreise werde er den Kaiser Wilhelm wieder sehen. Alle diese Gerüchte haben bis jetzt keine Bestätigung gefunden. — Wiener Blätter wollen wissen, die Besprechungen in Gastein beträfen die altkatholische Bewegung und Maßregeln gegen die Ultramontanen; dann soll wieder Frankreich das Thema der Gespräche gewesen sein, sowie die rumä nische Frage. Soviel ist gewiß, daß die Berathungen vor der Zusammenkunft durch Vermittelung der Gesandtschaften den Zweck hatten, eine Modalität zu finden, wie Oesterreich-Ungarn nnd Deutschland bei jeder europäischen Frage durch gemeinsames Vorgehen den Frieden zu erhalten und eine etwa auftauchende Kriegsgefahr im Keime zu ersticken vermöchten. Frankreich. Die verschiedenen Kriegsgerichte fahren in ihren Todesurtheilen gegen die Führer und Theilnehmer der Commune und Andere fort, obgleich der Cassationshof mehrere Urtheile vernichtete, weil nach dem Gesetze von 1848 die Todesstrafe für po litische Verbrechen abgeschafft sei. — Der Staat wird dem Prinzen Napoleon die Kunstgegenstände zurückgeben, welche beim Brande des Palais Rohal gerettet wurden.