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acker, Brücken re. Der Jardin de Plantes ist noch geschlossen; im Tuileriengarten sollen nächstens die Concerte wieder beginnen. — Die Verhaftung en in Paris dauern immer fort; am 28. Juli wurden wieder 500 Gefangene nach Versailles gebracht. Die Verhöre mit denselben gehen so langsam, die Klagen der Familien der Verhafteten werden so zahlreich, daß mehrere Deputirte die Regie rung deswegen interpelliren wollen und eine Vermehrung der Richter verlangen. Viele sind nur verhaftet, weil sie sich gerade auf der Straße befanden, wenn Versailler Truppen ihre großen RazziaS ausführten. Massen von Arbeitern wandern über England nach Amerika aus. DaS Mißvergnügen wächst mit jedem Tage. Vermischtes. Wie sehr die Wohnungsnoth unter den ärmeren Classen in Berlin bereits gestiegen ist und wie dringend eine Abhilfe in dieser Beziehung nothwendig geworden, dafür liefert einen, leider nur zu sprechenden Beweis nachstehendes wahre Erlebniß eines in der nordöstlichen Vorstadt vielbeschäftigten Arztes. Am 30. Juli Vormittags wurde derselbe zu einem kranken Kinde in dem Hause Strelitzerstraße Nr. 70 berufen. Die Wohnung sollte aus dem Hofe sein; da aus dem Hose aber nur das Appartementsgebäude stand, durchstöberte der Arzt alle Wohnungen des Vorderhauses, bis ihm schließlich der Bescheid zu Theil wurde, daß die von ihm gesuchte Fa milie allerdings auf dem Hose, und zwar in einer Torskabuse in dem Appartcmentsgebäude, unmittelbar auf dem Bohlen beläge der Senkgrube, wohne. In diesem, für einen Schweine stall zu schlechten Raume campirte die aus acht Personen bestehende Familie, darunter Zwillinge im Alter von sieben Wochen, während eines ganzen Monats; der nicht einmal mit einem Fenster versehene Stall diente der Familie als einziges Gemach zum Wohne», Esten, Schlafen. Und warum? Weil der Mann trotz aller angewendeten Mühe, trotz des Angebots der Pränumerandomiethe, keine Stube finden konnte! Vom I. August ab hat sich das Loos der Familie wenigstens in so weit gebessert, daß sie in der Schönholzerstraße eine Küche beziehen konnte, worin allerdings noch drei andere Miethsparten kochen müssen. Im Königreich Sachsen waren im Jahre 1869/70 73 Kommunbrauereien, 14Actienbrauereien, 624 Privatbrauereien, in Summa 711 Brauereien im Betriebe. Die letzteren haben sich jedoch um 5 vermindert. Das Gesammteinkommen der Biermalzsteuer betrug 1870 466,536 Thlr. Die Biereinsuhr aus Baiern erreichte 1870 eine Höhe von 397,736 Ctr., die aus Oesterreich 71,171 Ctr. Die Ausfuhr dagegen, die vorherrschend nach Oesterreich stattsand, betrug 1633 Ctr. Die Frequenz in Teplitz ist dies Jahr so groß, daß angekommene Fremde nach Außig zurückreisen mußten, um dort so lange zu verweilen, bis Wohnungen in dem über füllten Badeorte leer sind. Für den Kurfürst von Hessen, welcher am 23. hier eintraf, ließ der Gemeinderath im Schönauer Gemeindehause mehrere Zimmer Herrichten. Die Badeliste hat saft die Zahl 20,000 erreicht, und kommen Fälle vor, in welchen für eine Dachkammer wöchentlich 18 Gulden bezahlt werden. Aus München vom 30. Juli erzählt die Süddeutsche Post: „Als gestern drei geistliche Herren ins Hosbräu- haus kamen, wurden sie mit dem Ruse „Hoch der Pfarrer von Mering, 'naus mit den Jesuiten!" empfangen und mußten sich wieder entfernen." Vor Von befreundeter Selle geht uns soeben die Copie eines Liedes zu, das der Einsender, der am 31, vor. Mts. im Dorfs Garmisch bei Partenkirchen (in den bairischen Alpen) weilte, in der dortigen Schenke von zahlreich ver sammelten Bauern (gedienten Soldaten) unter Zit Herbegleitung singen hörte. Der Verfasser ist ein bairischer Hautboist. Lied eines bairischen Soldaten. Wir sind die tapfern Baiern! sagt Jeder, der uns kennt; Wir wären stets die flott'stm bei jedem Regiment! War wo was anszufechte», da war'» wir stets dabei; Denn uns war immer s' Liebste so a kleine Keilerei! Hat uns Jemand beleidigt, hab'n wir gar nir g'sagt — Wir haben blos a Jeder so a Handbcwegung g'niacht! Hat er nit's Maul gehalten, und länger raisonnirt, Da hab'n wir aus's Commaudo a paar aufg'wichst uu g'schmiert. Denn wir als Baiern sein auch schon galant und fein, Un können'S nit vertrag'», wenn's uns" was Unrechts sag'». Wir achte» Jedermann, ob Bettler, ob Baron, Dös hab'n wir so angewöhnt — beim Regiment! Im Juli anno 70 — da ging der Teufel los — Da wollt' uns schier verschlingen der stolze Herr Franzos; Da riß er wie vom Zaune herunter flugs an'n Streit, Weil er glaubt', Deutschland wär' nit einig kampfbereit. Da hat er sich verrechnet, der schlaue Bonapart: — Die Teinschen hab'» sich dösmal gar schnell z'sammeng'schaart, Und san mit stolzem Muthe »ach Frankreich zu marschi'rt, Und hab'n da die Franzosen gar g'hörig regalirt! Ja, unser deutsches Heer, das stellt' sich fest zur Wehr; Bon ächlcm Muth beseelt, ist jeder Mann ein Held! Und wir als Baiern fein — harr'» da schon tapfer d'rein — Sagt Jeder, der uns kennt, — vom Regiment! Als unser deutscher König gerufen uns znm Streit, Da standen irr 12 Tagen wir Alle kampfbereit; Oh»' Zittern, ohne Zagen ging's fort in Feindesland Unv was wir dort geleistet, ist Jedem wohlbekannt! Wir haben uns geschlagen als wie die Löwen fast, Halt'» ost in 5, 6 Tagen ka Ruh' und auch ka Rast, — Und doch war'» wir zufrieden, hab'n uns gar nie beschwert, Um 's Vaterland zu rcllcn, gar Manches gern entbehrt. Bei Weißenburg, ihr Lent', das war ein großer Streit, Da ging's im Stnrmeslauf den hohen Geisberg nauf! Wir gaben kein'» Pardon dem schwarzen Wiistensohn — Wir hab'» Alles niederg'rennt — 's ganze Regiment! Es rühmte sich schon lange der Herr Napoleon Er marschir' an der Spitze der (Zivilisation, Und schickte uns schon Räuber aus Afrika heraus — Gegen ihn sammt seine Bande, zog'» wir znm Land hinaus. Und diese Ehrabschneider drin, wo wir hab'» geseh'n, Wie sie aus's Meucheliren und ans den Raub ausgeh'n, Wie ' nns're Kameraden gemartert hab'n zu Tod — Vor solcher Räuberbande b'hüt uns der liebe Gott! Doch wo wir dös hab'n g'sch'n — da ging's doch immer schön! Wir hab'n gar nit g'l'ragt — hab'n Alles »icderg'macht! Wir Baiern fei'» schon gut — doch da war lauter Wuth — Hat sich gar keiner kennt — vom Regiment! Wir denken unser Lebtag an Hagenau und Wörth! Was dort sür arg Gemetzel, das war doch unerhört; Wie da die Menschen lagen, wie Berge aufg'schicht't — Und dennoch hieß es: Vorwärts, daß Frankreich wird besiegt! Da wollte Keiner weichen, weß 'Namens er auch sei, Ob Baiern, Schwaben, Preußen — s'war Alles einerlei! Frankreich hieß die Parole, Paris das Losungswort, — Daß ihn der Teufel hole, den großen Schwindel dort! Und immer Mann an Mann, ging cs drauf und dran, Sowie ka Herr Franzos', Zuave und Turkos, Uebcrhanpt die ganz' Bagasch verloren die Knrasch — So hab'ns die Tapfern könnt — vom Regiment! Und schließt Jkr vollen Frieden, so bitten wir recht schön: Schließt ihn, daß Deutschland immer geachtet möcht' dasteh'n, Daß nicht mehr jeder Frevler es wagt aus Ucbermuth, Uns Deutsche anzuzapfen unser edles Mark und Blut! Und ist die deutsche Ehre von fremden Joch befreit. Dann wird für's Volk auch kommen wohl eine bess're Zeit! Der Handel und Gewerbe, sie lverden wieder geh'», Und Deutschland kann der Zukunft getrost entgegensetz'n! Dann wird der Franzmann fein, auch wohl so artig sein, Und wird nicht mehr wagen, uns Schläg' anzutragen. Das weiß er jetzt sogar auch schon in Afrika, Daß man die Deutschen kennt — vom Regiment!