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W Werßerih-Zeitung. M Postanstalten. ' 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Itatt der Königlichen Gerichts-Aemter und Itadträthe zu Dippoldiswalde vnd /rauensteiu. Neranimorfficher Redacieur: Lari Zehne in Dippoldiswalde. 1' 'ssii-'T n ' i i- ,H.< --SiiS-LS Zwei Ministerwechsel haben im deutschen Reiche stattgefunden, von welchen jedoch nur der eine weittragende Folgen haben dürste. Baiern sieht den Minister, Grafen Bray, aus seinem Amte scheiden und mit ihm eine letzte Stütze der Römlinge. Stand der Graf auch nicht just auf deren Seite, so stand er doch noch weniger auf der Seite ihrer Gegner, und die Freisinnigen hatten alle Ursache, das Wort auf ihn anzuwenden: Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich! Nun, sagt man, werde wieder Fürst Hohenlohe die Zügel der Regierung aus der Hand des Königs Ludwig empfangen, und damit die Beseitigung der Uebergriffe der Römlinge ihren Anfang nehmen. Der Fürst ist allerdings von diesen gehaßt, und da er auch echt deutsch gesinnt ist, kann man sich schon darauf gefaßt machen, im Falle seiner Ernennung zum Minister, ihn als von Preußen er kauft angeschwärzt zu sehen. Unter weit ruhigeren Verhältnissen scheidet unser Minister des Kultus und des Unterrichtes, Freiherr von Falkenstein, aus seinem Amte. Wir dürfen gewiß sein, daß der Nachfolger desselben in Kirchen- und Schulangelegenheiten keinen entgegengesetzten Weg einschlagen wird. Herr von Falkenstein entstammte noch dem Ministerium Beust, gleich dem Herrn von Friesen, und sagt man, daß er ein ganz besonders treuer Anhänger der Regierungsgrundsätze desselben ge wesen. Immerhin wird ein neuer Minister einen etwas abweichenden Standpunkt einnehmen, und da Kirchen- und Schulfragen in unserem Lande eine große Bedeu tung haben und die Einberufung des Landtages, welcher sich vorzugsweise damit beschäftigen soll, vor der Thür steht, so ist es nur gerechtfertigt, wenn wir auf die Ernennung des Nachfolgers des Herrn von Falkenstein gespannt sind. (Man hört neuerlichst, daß wahrschein lich der jetzige Justizminister Schneider das erledigte Ministerium des Kultus übernehmen werde.) Tagesgeschichte. Dresden. Se. Maj. der König hat das auf das vorgerückte Alter gegründete Entlassungsgesuch des Staatsministers v. Falk en stein unter dankbarer Anerkennung der während langjähriger Dienstzeit be wiesenen ausgezeichneten Pflichttreue, Umsicht und Thätigkeit bewilligt, jedoch mit dem Vorbehalte, daß derselbe bis zur Ernennung seines Nachfolgers die Leitung des Kultusministeriums und den Vorsitz im Gesammtministerium noch fortführe. — Der erste deutsche Brauertag, der seine Sitzungen am 27., 28. und 29. Juli in den Räumen der „Tonhalle" abhielt, hatte zum Präsidenten Gabriel Sedlmeyer (aus München), zum Bicepräsidenten vr. Fleck (aus Dresden) gewählt. Berathung der Statuten, Gründung eines Brauerbundes rc. waren die hauptsächlichsten Gegenstände; Besichtigung von neuen Apparaten, Ausflüge in die Umgegend folgten an jedem Tage der Versammlung. — Die Magdeburgische Feuerversiche rungsgesellschaft hat jetzt die Summe von 12000V Thalern, mit welcher das Dresdener Hoftheater bei ihr versichert war, bezahlt. Berlin. Die preußische Regierung hat neuer dings durch den englischen Gesandten in Berlin dem Gouverneur von Helgoland ihre dankende Anerkennung für die stricte Wahrung der Neutralität, sowie für die bei vielen Gelegenheiten gezeigte Freundlichkeit gegen deutsche Kriegsschiffe ausgesprochen. — Der BundeSrath hat in Beziehung auf die Bestimmung im Artikel 6 der Maaß- und GewichtS- ordnung vom 17. August 1868, nach welcher vom I. Januar 1872 an das Kilogramm die Einheit des Gewichts bildet, jedoch sowohl das Pfund als der Centner gesetzlich zulässige Gewichte bleiben, beschlossen, daß im Zollverkehr auch künftighin die Declaration und Verzollung nach Centnern und Pfunden, nicht nach Kilogrammen vorzunehmen sei. — Mehreren Zeitungen nach hat der Gedanke einer Reichsamnestie in maßgebenden Kreisen Boden gefaßt und wird in nicht ferner Zeit in einer ent sprechenden Vorlage an den BundeSrath zum Ausdruck gelangen. — Der nächste Reichstag wird sich, wie man hofft, auch mit einem neuen Preßgesetze für das deutsche Reich beschäftigen. — Die Zahl der noch in Frankreich verblei benden deutschen Besatzungstruppen beträgt jetzt etwa 65,000 Mann, während in Elsaß-Lothringen 40,000 Mann garnisoniren. Vor 2 Monaten standen noch 500,000 deutsche Soldaten auf französischem Boden. — An den Befestigungen der Elbmündung wird fleißig gearbeitet. Gegenwärtig werden in Kux hafen Schutzdächer für die 72-pfündigen Geschütze hergestellt, durch welche im vorigen Jahre der Feind von unserer Küste so erfolgreich fern gehalten wurde und die sich dadurch Anspruch auf dauernde Aufstellung gewonnen haben.