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Verwendung zu überweisen und die Kollekte dem zweiten Drittel für Ostritz hinzuzufügen. — Nach der Rech- nungsablegung nahm Herr Gläser aus Glashütte das Wort zu einer an die Versammlung gerichteten Erklärung, daß er sich persönlich durch Einsicht der Rechnungen überzeugt habe, wie von den eingehenden Beiträgen nur die unvermeidlichsten Kosten, nämlich Sammlergebühren und Drucklöhne bestritten worden wären, sonstige Ausgaben — wie man irrigerweise hier und da gemeint habe — aber nicht berechnet wären. Der Vorsitzende, Herr Sup. Opitz, sprach dem Redner für diese offene Erklärung, die geeignet gewesen, be dauerliche Mißverständnisse aufzuklären und zu beseitigen, seinen Dank aus. Auf den im Laufe der Verhandlungen aufgetanchten Wunsch, es mögee ine Wiedervereinigung des Dippoldiswaldaer und Altenberger Zweigvereins erstrebt werden, gab Herr ?. Schröder aus Ditters dorf die Zusicherung, daß der nächsten Jahresversamm lung des Altenberger Zweigvereins diese Frage jeden falls vorgelegt werden würde, worauf die Versammlung einstimmig durch Erheben von den Plätzen zu erkennen gab, wie sie eine Wiedervereinigung beider Vereine mit Freuden begrüßen würde. — Ueber den Ort der nächst jährigen Versammlung, sowie über die Gewinnung von Abgeordneten für die Hauptversammlung (1. und 2. August) in Pulsnitz, überließ man das Weitere dem Vorstande, bestimmte aber, daß die nächste Versamm lung abermals Sonntags Nachmittags abgehalten werden soll. — Dresden, 18. Juli. Die herrlichen Tage des Siegeseinzuges der deutschen Truppen in die Kaiserstadt Berlin und die Hauptstädte Stutt gart, Dresden und München liegen hinter uns, und wohl fragt sich jeder Staatsbürger: ob nun Tage der Ruhe für uns einkehren werden? Gewiß werden sie das. Aber es wäre Täuschung, ein träges NichtS- thun mit rührigem Schaffen verwechseln zu wollen, und es wäre ein Frevel, die Tage des Ersteren zu be gehren, wenn daö Staats- und Volksleben voller Saft und Kraft ist. Es wird auf allen Gebieten der Arbeit für das Wohl der Menschheit eine neue und dauernde Zeit der Ruhe anbrechen, und doch wird sie nicht frei von Kämpfen sein, denn: „verdient sich Freiheit, wie das Leben, der täglich darnach ringen muß." Ein gewaltiger Kampf bereitet sich eben jetzt vor. Die Römlinge, wüthend darüber, daß kein Staat der Welt für sie eintreten will, um den Papst wieder in den Besitz seiner weltlichen Macht zu setzen, wüthend besonders darüber, daß das neue deutsche Kaiserreich nicht diese Aufgabe übernehmen will, erinnern sich jetzt gar wohl, daß der Heldengreis auf dem deutschen Kaiser throne ein Protestant ist und der willens- und that« kräftige protestantische Reichskanzler, Fürst Bis marck, ihm zur Seite steht. Sie kommen jetzt und versuchen des Kaisers Macht in der Frage der Unfehl barkeit des PapsteS; sie belegen mit dem Bann und schließen aus der Kirchengemeinschaft alle Die aus, welche die Unfehlbarkeit nicht anerkennen wollen, also auch die Lehrer der Schulen. Was soll daraus werden? Kann der Staat sich das gefallen lassen, wenn er es ist, der die Schulen unterhält? Und können hinwiederum die Eltern wollen, daß man ihre Kinder gewaltsam zu dem Glauben erziehe, daß die Handlungen des Papstes unfehlbar seien? Der Staat sagt: ich bekümmere mich um eure kirchlichen Streitigkeiten nicht; aber ich habe den Lehrer angestellt, und da er mir als ein redlicher Mann bekannt ist, der sein Amt treu und willig ver waltet, belasse ich ihn in demselben, und da der Re ligionsunterricht von allen Schülern besucht werden muß, müssen sie auch des Lehrers Unterricht besuchen, gleichviel, ob der Bischof dagegen eifert oder nicht. Bei uns in Sachsen scheint ein solches Zerwürsniß zwischen Staat und Kirche nicht bevorzustehen, denn alle unsere katholischen Geistlichen und Re ligionslehrererkennen die Unfehlbarkeit des Papstes als eine geheiligte Glaubenslehre an. Gewiß eine bemerkenSwerthe Erscheinung in unserem fast ganz protestantischen Lande! Dresden. Unser Kronprinz Alb ert empfing vom Kaiser von Rußland nachstehendes Telegramm: „Nachdem der Kaiser und König Wilhelm Sie zum Range eines Feldmarschall erhoben hat, bitte ich Sie, sich als demselben Range angehörig in meiner Armee zu betrachten, welche die Ehre hat, Sie seit 19 Jahren zu den ihrigen zu zählen und darauf stolz ist, insbe sondere seit dem letzten Kriege, wo Sie sich an der Spitze der Armee, die unter Ihre Befehle gestellt war, mit Ruhm bedeckt haben. Alexander." — Unser Kronprinz Albert ist am Mittwoch, 19. Juli, nach Ems gereist ; er meldete sich alsbald bei Sr. Maj. dem Kaiser als Feldmarschall, begrüßte dann den Kronprinzen von Preußen, sowie den Prinzen Albrecht. Kronprinz Albert kehrt Donnerstag zurück. — Am 17. Juli wurde der Grundstein zu dem Neustädter Theater gelegt, das „Albert- Theater" benannt werden soll. — Das Theater in der Pirnaer Vorstadt (Circusstraße) wird bald vollendet werden. — Am 18. (Dienstag) wurde hier die 6. Ver sammlung sächsischer Landwirthe eröffnet, in Gegenwart von etwa 90 Theilnehmern; nach derselben fanv ein Mittagsmahl statt. Mittwoch ward eine ge meinschaftliche Fahrt per Damfpschiff nach Pillnitz unternommen. — In den Tagen vom 27. — 29. Juli findet in Dresden der erste deutsche Brauertag statt. Diese Versammlung der deutschen und österreichischen Brauerwelt, welcher sich die Brauer des Auslandes reichlich zugesellen werden, so daß z. B. die Lohdge- sellschaft in New-Jork während der Monate Juli und August Preisermäßigung bei der Uebersahrt für die amerikanischen Besucher des Brauertages hat eintreten lassen, verspricht eine um so interessantere zu werden, als sich, abgesehen von den Festlichkeiten, welche dieser zu Ehren in Dresden vorbereitet werden, auch das Verhandlungsmaterial durch Mannichfaltigkeit auS- zeichnet. Ist auch eine bestimmte Zahl für die zu er wartenden Theilnehmer nicht aufzustellen, so läßt doch die Existenz von mehr als 22,000 Brauereien inner halb Deutschlands und Oesterreichs und der Umstand, daß sich auch die Vertreter der, dem Braufache zu nächst stehenden Berufsbranchen in Dresden einfinden werden, auf eine sehr bedeutende Betheiligung rechnen. — Das bekannte Helbig'sche Etablissement an der alten Elbbrücke geht dem Vernehmen nach in die Hände einer zu bildenden Aktiengesellschaft über, und soll dasselbe in eine großartige Restauration umgewandelt werden. Grund und Boden, der dem Fiskus gehört, soll der Gesellschaft, welche die Herren Schie L Co. zu bilden beabsichtigen, unentgeldlich überlassen werden.