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Dienstag. M. 47. 20. Juni 1871. Weißerih-Zeitung. M Amts- und Anzeige-Mt der Königlichen Oerichts-Iemter vnö Mötrtttze zn Dippoldismatde na- /rnnenflei». verantwortlicher «edartenr: Carl Lehne in »ippoMrwatde. Erscheint Dienstagsund Freitags. Za beziehen durch alle Postanstalten. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, den 19. Juni. Der Tag der allgemeinen kirchlichen Siegesfeier verlief bei uns auf sehr einfache Art. Hatten wir doch schon am 3. und 4. März bewiesen, daß unsere Stadt hinter keiner zurückbleiben mochte, die sich zur Siegesfeier in ihr festlichstes Gewand gekleidet. Eine Wiederholung oder Steigerung der damals kundgegebenen Festbegeisterung war nicht wohl möglich, darum hatte man gestern von allen besonderen Festlichkeiten abgesehen und sich nur auf die rein kirchliche Feier beschränkt, wenn auch man- nichfacher Flaggenschmuck nicht fehlte. — Aber es gaben die vereinigten Gesangskräfte auf hiesigem Schießhause ein Concert, das in seinem ersten Thüle auf die Feier des Tages Bezug nahm. Die Ausführenden unterzogen sich ihrer Aufgabe mit anerkennenSwerthem Eifer; die Zuhörerschaft war, wohl meist wegen des herrlichen Abends, den man am liebsten ini Freien genießt, schwächer vertreten, als man dies bei Auf führungen unserer Sänger gewohnt ist. Dippoldiswalde, den 19. Juni. Schon im vorigen Jahre war der Antrag auf Veranstaltung eines Schulfestes in unserer Stadt gestellt und angenommen worden; die Ausführung scheiterte aber an dem Aus bruche des Krieges. Zwar noch ungewiß, wie das Kriegsglück die Ereignisse endlich gestalten würde, wurde jedoch schon damals der Schuljugend die Ausführung des erfehnten Festes als „Friedensfest" versprochen, und — Gott sei Dank! — am Freitage konnte das gegebene Wort endlich eingelöst werden. Trotz mehr facher Anträge und Wünsche, von dem anfänglich be stimmten 16. Juni abzugehen, war dieser Tag festge halten worden, und es gestaltete sich dadurch unser Schulfest zugleich zu einem Erinnerungsfeste ganz be sonderer Art. Mögen unsere Kinder nie vergessen, daß am 16. Juni 1871, wo sie im fröhlichen Spiele sich ergötzten, ganz Deutschland voll Freude und Jubel war über die triumphirende Rückkehr unseres tapferen Heeres in die Hauptstadt des deutschen Reiches! — Und, was man nach den kalten Regentagen, mit denen uns dieses Frühjahr nur zu reichlich beschenkt hat, kaum erwarten durfte: unser deutsches Triumph- und unser Dippoldiswalder Schulfest waren von einem Sonnen glanze und einem Sommerwetter begünstigt, wie es schöner und wonniger nicht gedacht werden kann. — Kurz nach 1 Uhr erfolgte der Abmarsch des in bunter Reihe von Mädchen- und Knabenklassen gebildeten Zuges. Voran das Trommlercorps unserer Schützengilde, in der Mitte das städtische Musikchor, bewegte sich der 550 Kinder starke Zug mit buntem Fahnenschmuck, mit den Lehrern und Helfern derselben auf der Altenberger Straße, Herrengafse, über den Markt, durch die Mühl straße nach unserer, für derartige Feste reizend gelegenen und weiten Raum bietenden Aue. Dem Zlwe hatten sich die Schulinspection, der Schulvorstand, Mitglieder des StadtratheS, die Stadtverordneten und andere Kinderfreuude angeschlossen, viele Häuser hatten geflaggt, und eine zahlreiche Menschenmenge begleitete den Zug nach dem Festplatze, wo die Kinder aus schattigem Rasen platze einen großen Kreis schlossen und nun ein besonders zu diesem Zwecke gedichtetes Lied anstimmten. Heraus vertheilten sich die Klassen auf die ihnen angewiesenen Spielplätze, wo sich alsbald ein reizendes Bild jugend lichen Frohsinns entwickelte. An Besuch von hier und auswärts fehlte es nicht, und namentlich die kühle Gabe des GambrinuS erfreute sich bei der gesteigerten Tempe ratur zahlreicher Verehrer. Nach mannichfacher leiblicher Stärkung, beglückt durch manches nützliche und angenehme Geschenk, das im Spiele gewonnen worden war, ordnete sich gegen 8 Uhr der Zug zum Rückmarsch. Nachdem ein gemeinsames kurzes Abendlied von den Kindern gesungen worden war, ging der Zug an der Schloßmauer hin, durch die Vorstadt, die Alten berger Straße hinauf, die Herrengasse, die Schuhgasse, über den Kirchplatz nach dem Markte, wo Hr. DiakonuS Gersdorf die Kinder in einem kräftigen Schlußwort zur Dankbarkeit gegen Alle, die ihnen dieses Fest bereitet, ermahnte und sie aufforderte, auch dem Herrn zu danken in dem Gesänge: „Nun danket alle Gott!" — Nach dem Gesänge des 1. Verses von diesem Liede löste sich der Zug auf, und die fröhliche, wohl aber zum Theil recht müde Jugend, suchte, geleitet von Aeltern und Freunden, die Ruhe der Nacht, wo wohl manch' angenehmer Traum die jugendlichen Schläfer in die Festlust zurückversetzt haben mag. AuSruhen konnten Alle genügend, denn der folgende Tag war schulfrei. Wir vergessen nicht, daß wir die unserer Jugend bereitete Freude nur dem Zusammenwirken vielfacher Kräfte, die theilS selbstthätig, theils durch freundlich dargereichte Gaben sich betheiligten, zu verdanken haben, und ihnen Allen drücken wir, gewiß im Namen aller Kinderfreunde, unfern Dank auch hierdurch aus. — In Dresden soll heute Montag Morgen das RestäurationS- und Tanzlocal zu „ChurfürstenS" (am Elbberge) abgebrannt sein. Leipzig. Die hier zu gründende Pferde-Eisen- bahn ist jetzt concessionirt und die Unternehmer haben ihre Caution bereits beim Stadtrath hinterlegt. Ende