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Weißerih-Zeitung- H. Amts- und Anzeige-Platt der Königliche« Gerichts-Aemter und Stadträthr zu Dippoldiswalde und Frauensieiu. Nerantworüicher Ledaltrur: Lari Zehne in Dippoldiswalde. Erscheint Dienstagsund Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, den 8. Mai. Das Brand unglück, das unsere Stadt betroffen, hat in der Nähe und Ferne mildthätige Herzen angeregt, durch Unter stützung zunächst an Geld den Calamitosen eine Er leichterung zu gewähren. In specieller Rechnung wird jedenfalls über die eingegangenen Gaben und ihre Verwendung seinerzeit der nöthige Nachweis geliefert werden; heute wollen mir nur auf eine Veranstaltung aufmerksam machen, welche die in allen deutschen Gauen bestrenommirte „Dresdner Liedertafel" zum Besten unserer Abgeordneten ausgeführt hat. Es ist dies ein, am 2. d. Mts. von derselben gegebenes Gesangs-Concert, bei welchem zu angenehmster Abwechselung von einem in diesem Genre wohlbekannten Mitglieds des genannten Gesang-Vereins, Hrn. Kauf mann A. Renner, auch dem humoristischen Vortrage eine Stelle eingeräumt war. Hr. Renner bot nämlich unter dem bescheidenen Titel: „Buchstabirübungen," bei welchen er die einzelnen Buchstaben des Wortes „Gesang" zur Unterlage wählte, eine solche sprudelnde Fülle pikanter und witziger Gedanken dar, daß die Erwartungen der zahlreich erschienenen Zuhörerschaft glänzend -übertroffen wurden. Natürlich waren auch die Gesangsvortrüge der „Liedertafel" wie immer neu, bei der tadellosesten Aufführung von ausgezeichneter Wirkung, und fanden deshalb reichsten Beifall. Noch ist uns die für unfern Zweck eingegangene Summe nicht bekannt; aber die Gelegenheit wollen wir nicht vorübergehen lassen, ohne der Freundlichkeit des hoch geschätzten Vereins vorläufig schon hierdurch unfern innigsten Dank auszusprechen. Vielleicht ist es uns vergönnt, einmal in schönen Sommertagen die wackeren Sänger bei uns begrüßen zu können. — Noch ist der Bauplan des abgebrannten Stadttheils nicht völlig festgestellt, sobald dies aber — hoffentlich noch in dieser Woche — geschieht, werden wir sofort nicht nur darüber berichten, sondern auch in einer der nächsten Nummern einen Plan beilegen, durch welchen namentlich unsere auswärtigen Leser eine deutliche Vorstellung von der unserer Stadt bevor stehenden, nicht unwesentlichen Verschönerung gewinnen werden. Schon jetzt indeß können wir Allen, die sich für unsere Stadt interessiren, die erfreuliche Mittheilung machen, daß der Oberthorplatz dadurch wesentlich gewinnen wird, daß die Stadt das auf demselben nächst der Herrengassenecke gelegene Riedrich'sche, ehemalige Thor- wärterhaus, angekauft und zum Abbruch nächstens versteigern lassen wird. — Wie wir hören, hat die Schuldeputatton be schlossen, das im vorigen Jahre wegen des Krieges aufgegebene Schulfest nunmehr in diesem Jahre, und zwar den 16. Juni, zu veranstalten. Wollen wir hoffen, daß an diesem Tage auch der Himmel sein Festgewand anlegen und die Freude unserer bisher auf die Geduldsprobe gestellten Schuljugend verdoppeln werde. — Neben den zahlreichen Familien, die eines der Ihrigen infolge des Krieges durch den Tod verloren haben, empfindet wohl Niemand die Schrecken dieses furchtbaren Krieges härter, als die, welche durch den Verlust ihrer Gliedmaßen ihre Schmerzen ein ganzes Leben lang zu tragen haben. Um die Leiden dieser Unglücklichen erträglicher zu machen, hat die „Dresdner Gewerbehalle" mit Genehmigung des k. Ministeriums eine große Waarenverloosung zur Beschaffung eines Fonds für Amputirte und deren bestmöglichste Wiederherstellung durch künstliche Gliedmaßen veran staltet. Ist es schon dieses guten Zweckes halber Jedermann zu empfehlen, dieses Unternehmen durch Ankauf von Loosen zu unterstützen, so genießen außer dem noch die Theilnehmer an dieser Lotterie den Vor- theil, einen recht schönen Gewinn als Andenken an eine gute That erhalten zu können. Um die Betheiligung leicht zu ermöglichen, ist der Preis des Looses auf nur 10 Ngr. festgesetzt, mit welchem Gewinne von 500 Thlr. 300 Thaler, 200, 100 rc. bis herab zu 1 Thaler als niedrigster Gewinn, verbunden sind. Wir dürfen des halb gewiß mit Recht den Ankauf dieser Loose empfehlen. (Die Bezugsquellen s. in dem betr. Inserat dieser Nr.) — Die „Deutsche Allg. Ztg." sieht sich wieder in die bedauerliche Nothwendigkeit versetzt, die Klagen überschlechte Behandlung von in Frankreich stehenden deutschen Soldaten selten ihren Oberen zu be sprechen. Eine solche ging ihr jetzt in Form eines Feldpostbriefes zu, den ein bei den sächsischen Garde reitern (derzeit in Beaurain) stehender sächsischer Sol dat nach Leipzig geschrieben, für dessen Glaubwürdigkeit der Empfänger einsteht. Der Soldat beschwert sich bitter, daß sie nicht nur vielfach mit den niedrigsten Schimpfwörtern tractirt, sondern bisweilen sogar ge schlagen würden. Einmal sei ein Reiter von einem Offizier erst geschlagen und dann an einen, mitten auf dem Marktplatze zu Attichy stehenden Laternenpfahl gebunden worden. Es ist Pflicht der Presse, solche Klagen nicht zu unterdrücken, damit von den oberen Militärbehörden, die gewiß eine solche Behandlung der Soldaten nicht wollen, Maßregeln dagegen ergriffen werden. — Auf eine im Reichstage eingebrachte