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— 298 — hält unsre aus ihr hervorgegangene evang.« lutherische Kirche, die bas Subject unserer bevorstehenden sächsischen Landessynode ist, die rechte hohe Mitte in Lehre, Cultus und Verfassung zwischen römischer Ueberladung mit an geblich unfehlbarem Herkommen, das doch so trügerisch, weil vielfach nur zur fremdartigen, unchristlichen, jüdischen, heidnischen Ursprungs, und zwischen schweizerisch-refcr« mirter Kahlheit und Gemüthlosigkeit, die das deutsche Gemüth unbefriedigt läßt. Während Rom immerdar nur zurück, nämlich bloS bis auf sich und seine Herr schaft, der Schweizer hingegen von kalter Alpenhöhe in'S luftige Weite schaut, sieht und schreitet sie stracks vor sich auf das Eine, was Allen Noth thut: „Laßt uns besser werden, gleich wird's besser sein!" Vermischtes. Ueber eine Pariser Gerichtsverhandlung geht dem „Schwäb. M." der nachstehende Bericht zu: Am 10. April haben in Paris die Gerichtsverhandlungen gegen die während der letzten Tage so massenhaft verhafteten „Verdäch tigen" begonnen. Einer der am ersten Verhandlungstage Freigesprochenen erzählt im „Moniteur" das gegen ihn ein geschlagene Verfahren in folgender Weise: Unter Bewachung von zwei Föderirten wurde er vor den Gerichtshof geführt, der aus einem Richter, zwei Beisitzern und einem Staats- anwalt zusammengesetzt war. Der Letztere verlas den An klageact, welcher folgendermaßen lautete: Ter vorgeführte Alexander Julius Isidor T Vicomte von ...., 36 Jahre alt, geb. zu Savigny, Dep. Este d'or, Besitzer eines beträchtlichen Vermögens, dessen Erwerb durch unrechtmäßige Mittel man voraussetzt, ist am 29. März um 1 Uhr Nach mittags aus Befehl der Commune in seiner Wohnung ver haftet worden. Seine distinguirten Manieren, welche eine clericale (!) Erziehung bekunden, der Luxus in seiner Be hausung, die verdächtigenden Papiere, die man dort vorge funden, seine zweideutigen Antworten bei seiner Verhaftung zeigen entschieden, daß er verbrecherische Verbindung mit Versailles unterhalten hat. „Angeklagter, Sie haben das Wort. Was haben Sie zu Ihrer Vertheidigung zu sagen?" „„ Nur wenig, Bürger. Ich bin geboren zu Paris, Departement der Seine, am 8. December 1825. Weit ent fernt, ein Vicomte zu sein, nenne ich mich Andreas Sarlai. Ich bewohne in der Rue des Marais im 6. Stockwerke eine Kammer, welche durch eine Dachluke erhellt wird. Die ein zigen Papiere, die man in meiner luxuriösen Wohnung aus finden konnte, sind ein Arbeitsbuch, welches nachweis't, daß ich ein Böttcher meines Handwerkes bin und zwei Jahre hier gearbeitet habe, eine Wählerkarte nnd eine Rechnung von dem Weinhändler Bonrgeade. Was Versailles anbelangt, so habe ich es noch mit keinem Fuße betreten."" „Bürger Andreas Sarlay, der Ton der Wahrheit, mit welchem Sie sich verthcidigl haben, zeugt für Ihre Un schuld. Sie sind frei." In der Hauptstadt Böhmens wurde kürzlich ein seltenes Jubiläum gefeiert. Im Jahre 1841 kam ein Ansländer, Herr K., nach Prag. Mit den Verhältnissen ganz unbekannt, ließ er sich in ein Bräuhaus weisen, wo er seinen Abend trunk einnehmen könnte. Seitdem ist er dort bis heute täg licher Stammgast geblieben. Vor einigen Tagen veranstalteten nun seine Tischgenossen nnd Freunde, etwa 20 Herren des Bürger- und Beamtenstandes, zu Ehren der seltenen Ausdauer dieses ehrcnwerthen Stammgastes (es waren grade 30 Jahre seit seinem Eintritt dahin vergangen), eine kleine Festtafel. Auf einem Tableau, über dem Ehrensitze des Jubilars ange bracht, sah man die Quantitäten des in den 30 Jahren von ihm vertilgten Bieres figürlich in 33 zweispännigen, mit je 32 Eimern beladenen Wagen dargestellt. Die auf demselben Tableau angebrachte Berechnung ergab, daß Herr K. in den 30 Jahren 1048^/4 Eimer Vier in diesem Brau hause getrunken und hierfür, nach dem jeweiligen Preise berechnet, 8374 Gulden bezahlt hat. Die Stadt Pforzheim in Baden hat durch milde Gaben, durch Lotterieen rc. für die Krieger und ihre Ange hörigen die Summe von 256,970 Gulden zusammen gebracht! Aller Ehren werth! Literarisches. (Kaiserin-Königin Augusta.) Aus der fesselnden aber unerfreulichen Region der Kriegsbilder leitet uns das illustrirte Volksblatt: „Buch der Welt" sehr sinnig durch Bildnisse deutscher Fürstinnen in die Aera des Friedens herüber. Diese interessante Gallerie öffnet sich mit dem Porträt der Höchstmögenden, der Kaiserin-Königin Augusta. Ernst und Anmuth mischen sich in ihren Zügen, und es ist, als strahlte aus ihnen der Glanz der Siegesbotschaften, die wir von dieser Hand so verschwenderisch empfangen haben. — In dem 12. Hefte der genannten Zeitschrift (Nr. 35 bis 37) begegnen wir unter andrem Leseschmauß einer Novelle („Mah nungen") von Adolph Schöll in Weimar, dem Heraus geber von Göthe's Briefwechsel mit Frau von Stein, und erfreuen uns wieder an der Sorgfalt in Komposition und Ausdruck, welche diesem Kunstgelehrten eigen ist. — Man bestellt das „Buch der Welt" für 20 Ngr. pro Quartal von 13 Wochennummern u 4 Foliobogen bei allen Buchhandlungen und Postanstalten; hestweise ist dasselbe zum Preise von 5 Ngr. für jedes Heft durch alle Buchhandlungen zu beziehen. Getreide-Preise. Hamen dir Crte. Kalum. Präs Weizen PL ü°AgNI PL Enste PL H-ser PL Erbse» PL Dresden. Bautzen. Pirna. . Roßwein. Chemnitz. Radeburg Bericht 24 Apr. 22.Apr. 22.Apr. 25. Apr. 26. Apr. der Pr von bis von bis von bis von bis von bis von bis »vuc 6 15 6,25 5 5 6 — 6 5 5 15 6 15 6 15 6 18 tenha 4 4 4 4 4 4 4 4 nve 10 20 5 10 7 10 12 17 8 10 lSI 3 4 3 3 3 3 3 3 >ör 15 5 12 5 10 18 20 se 2 2 2 2 2 2 2 2 2 zu 3 5 20 2 10 5 14 14 15 8 10 Or eSd eu vom 28. April. Weizen weiß Landwaare 75—82 Thlr., braun Landwaare 67—78 Thlr., Auswuchswaare —. Weizenmehl Kaiser- Auszug pro 1(X) Kilogramm — 200 Zoll-Pfund 13'/» Thlr., Gricslcr Auszug 12'/» Thlr., Bäckcrninndmehl 10'/», grieslcr Mundmehl 8'/», Pohlmehl 7'/» Thlr., Nr. 0 12, Nr. 1 10'/» Thaler, Nummer 2 8'/» Thaler. Roggen 51 — 56 Thaler, feine Waare . Noggenmehl pro 100 Kilogramm — 200 Zoll-Pfund. Nummer 0 8'/» Thaler, Nr. 1 7'/» Thaler, haus backen 8'/« Thaler. — Gerste böhmische 52—55, Landwaare 46—50. Hafer 49—51'/,. Erbsen, Koch- 60—66 G.; Futter- G. Wicken 51 — 52. Kukurutz neuer 48 — 48'/, G. Oelsaaten: Raps — B. — Schlaglein , Klee ¬ saat roth per Sack 36 G. Oel loco rafsinirt Januar 28 B., Herbst — B. Oelkuchen 4'/» G., Spiritus: ohne Angebot. Kirchliche Nachrichten. Altenberg. Freitag, den 5. Mai, Wochencommnnion und Beichte (8 Uhr) durch Herrn Pastor Friedrich.