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— 296 — ihn dann weiter zur Dampfmaschine führte. Die erste sogenannte „atmosphärische Dampfmaschine" construirte der englische Hauptmann Savery 1699 und wurde die selbe in einer instruktiven Zeichnung den Zuhörern zur Anschauung gebracht. Im Laufe der Zeit hat sie so zahlreiche Veränderungen resp. Vervollkommnungen er fahren, daß sie sich in den heutigen Dampfmaschinen kaum wiedererkennen läßt. Das Prinzip, nach welchem heutzutage der Dampf bei den Maschinen wirkt, zeigte der Sprecher zum Schluß an einem kleinen, der hiesigen Schule gehörigen Modell, das durch sein flottes Arbeiten alle Anwesende freudig überraschte. Der Name des Vortragenden bürgt dafür, daß das Ganze in jeder Hinsicht vorzüglich war. Wir hoffen und wünschen, daß nunmehr der Ge werbeverein seine Thätigkeit mit erneutem Eifer wieder aufnehmen und dadurch theilnehmen wird an der Ver breitung gemeinnütziger Kenntnisse und allgemeiner Volksbildung. Dresden. Vom 1. Mai bis 31. Oktober werden im königl. Grünen Gewölbe, und zwar Dienstags und Freitags 1 Uhr und Mittwochs und Donnerstags früh 8 Uhr, unentgeldliche Führungen, jedesmal für 36 Personen, stattfinden. Die Karlen werden Tags vorher, Mittags, in der Expedition des Grünen Ge wölbes (im großen Schloßhofe) ausgegeben. — Die Klagen unserer Krieger über mangel hafte und schlechte Ernährung kommen aus allen jetzt noch besetzten Theilen Frankreichs immer zahlreicher, und eS läßt keinen Zweifel, daß sie wahr sind und schnelle und gründliche Abhülfe erheischen. Namentlich erregt auch die bevorzugte Stellung der Offiziere gegen die Soldaten manchen Mißton. Die Offiziere, vom obersten bis untersten, erhalten alle eine ganz bedeutende Gehaltszulage, während der Soldat fast ganz leer aus geht und auf seine Löhnung angewiesen ist. Diese Be vorzugung erscheint durchaus als eine ungerechtfertigte, denn alle gleichmäßig haben ihre Schuldigkeit gerhan; es wäre daher auch eine im Verhältniß gleichmäßige Bertheilung einer „Zulage" vollständig angezeigt. Daß man den Unterschied zwischen Offizier und Soldat überhaupt so scharf prononzirt, entspricht nicht dem Geiste der allgemeinen Wehrpflicht. — Die Schuhmacherges eilen Dresdens hielten eine Versammlung ab, in der sie die Arbeitseinstellung ihrer Berliner College» besprachen und beschlossen, von einer Einstellung ihrer Arbeit abzusehen, dagegen eine Commission niedersetzten, welche Erörterungen über die Löhne anstellen und behufs deren Erhöhung Vorschläge machen soll. Frankreich. Die Zustände vor und in Paris sind die alten traurigen und ungewissen. Das Bom bardement von beiden Seiten dauert fort, Verluste sind bedeutend, aber Erfolge nirgends. — Die republikanische Liga in Paris fordert jetzt auf, Abgeordnete zu er nennen, die zu einem Congresse in einer Provinzialstadt, etwa Lyon oder Grenoble, zusammentreten sollen. Man hofft, daß dieser Congreß einen ehrenvollen Vergleich zwischen der Commune und der Versailler Regierung zu Stande bringen werde. Die Zufuhr der Lebensmittel durch die Eisen bahnen wird seltener. — Fünf Eisenbahn-Direktionen hat die Commune die Zahlung von 2 Millionen FrcS. binnen 48 Stunden auferlegt. Giire Friedensfeier in Amerika. Um unseren Lesern einen Begriff zn geben, wie unsere Stammesgenossen im fernen Auslande die großen Siege der deutschen Waffen und den glorreichen Frieden auffassen, wollen wir ihnen wenigstens ein Bruchstück der meisterhaften Rede nicht vorenthalten, welche der bedeutendste unter den alten Soldaten der Freiheit, Friedrich Hecker, bei der deutschen Friedensfeier in St. Louis in Amerika am 12. März hielt. Er begann: „Es treten im Leben des einzelnen Menschen Ereignisse ein, oft unerwartet und außerhalb der Berechnung, welche einen entscheidenden Abschnitt in seiner Laufbahn bilden, zum Ausgang oder zum Niedergang. Das Gleiche gilt von Völkern. Eine solche Landmarke im Völkerleben ist der eben erkämpfte Frieden. Die Bedeutung dieses folgenschweren Er eignisses, welches den Schwerpunkt der zeitherigen politischen Verhältnisse verrückt und die Gaunerformel und hohle Phrase vom europäischen Gleichgewicht, mit welcher man Deutschland um seine Erungenschasten betrog, in ihr Nichts verwies, die Bedeutung dieses Ereignisses muß erwogen werden vom Standpunkte des Geschichtsforschers und Staatsmannes und nicht blos gefeiert mit enthusiastischen - Ausbrüchen, mit klingenden Redensarten." Nachdem Hecker sodann die Franzosen und Deutschen geschildert, auch der KriegSverwünscher und Friedensstifter gedachte, die er in drei Categorien theilt: in die Neidhardte und Deutschenhasser von Profession, „die den Weltgang unseres Volkes in allen Knochen spüren wie die Katzen das Welterin die Exclusiven, welche alle Größe und allen Ruhm nur für sich bean spruchen, und in die Sentimental-Hysterischen, „welche für das Utopien einer allgemeinen Völkerumarmung schwärmen, und die zahlreichen am Boden liegenden Stolperblöcke widerstreitender Interessen nicht sehen können," spricht er sich über daö deutsche Volksheer wie folgt aus: „Kein geworbener Söldnerhaufe, kein durch Loos und Treff bestimmtes Heer hat diesmal des Vaterlandes Ehre gerettet, das Land beschützt, den Sieg errungen. Ein wahr haft herzerhebendes Schauspiel war es, zu sehen, wie Schulter an Schulter, Seite an Seite der Sohn der Tagelöhnerhütte und das Schooßkind des Edelmanns, der ernste blasse Ge lehrte und der blühende Bauernsohn, der Lehrer und der Handwerker, der Handelsherr und der Fabrikarbeiter mit einem die Lust durchdröhnenden Hurrah in Kamps und Sterben stürzten, die dürftige Strohhütte und das knappe Brod theilten und „still am Feuer lagen im Feld bei dunkler Nacht." Das ist die echte Gleichheit und Brüderlichkeit, nicht der Affe tzgulitö — ü'ntörmttz, ver sich einen remplu^niih (Stell vertreter) kauft, welcher für ihn marschirt, känipft, stirbt. Das ist der deutsche Heerbann, das sind die Wehrmannen der neuen Zeit, das sind die Wehren des deutschen Vaterlandes." Der Schluß der gewaltigen Rede lautet also: „Eine neue Zeit steigt herauf und die Sonne wird nicht untergehen in dem Reiche dieses Volkes, das seinen Weltgang begonnen hat. Von allen Zonen und Klimaten, von all, überall her erklingt ein begeistertes „Heil Dir und Sieg mein Vaterland!" von all, überall her reichen gaben erfüllte Hände nach der alten Heimath. Zerstreut in alle Welt und doch eine Familie! Das sind nicht die in der Fremde verloren gegangenen Stämme Israels. Das ist ein Geschlecht, das gedeiht und mehrt sich, wie der Sand am Meer, auf welchem ruht der Segen Jacobs. Ueberall hin trägt es die Laren und Panaten, die Sitten und den Brauch,