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Verpflegung liegt nicht in der mangelhaften Ausführung der Verpflegung, sondern in dem Uebergange auf die reglementarische Verpflegung aus dem angewöhnten früheren Ueberfluß, und hierzu hat der eingetretene Stillstand der Truppen bei der Sehnsucht des Einzelnen nach der Heimath, theilS auch die widerwillige, preis steigernde Haltung der feindlichen Bevölkerung, eine weitere, allgemeine Mißstimmung erzeugt, welche diesen Uebergang noch empfindlicher macht. Soweit es inner halb der vorgeschriebenen Grenzen thunlich, wird diesen Verhältnissen Seitens der Verwaltung Rechnung ge tragen ; es ist angeordnet, bei Gewährung der Natural verpflegung die Wünsche der Truppen in Betreff der Einrichtung ihres Speisezettels, des Selbstankauses, namentlich des Fleisches, nach Möglichkeit zu berück sichtigen und mit Strenge darauf zu halten, daß nur Verpflegungsartikel von bester Qualität verabreicht werden. Die Truppen selbst aber können ebenso wesentlich zur Verbesserung ihrer Lage mithelfen, und es wird ihnen, worauf sie aufmerksam gemacht sind, nicht schwer sein, durch Einrichtung größerer Menagen für Mannschaften sowohl, wie für Offiziere, durch ge meinschaftlichen Ankauf der Nebenbedürfnisse an Tabak, Getränken in größeren Quantitäten u. dgl. m. sich aus den gewährten Portion«- und Zulagesätzen eine aus kömmliche Verpflegung zu sichern. Die Zustände werden sich daher von Tage zu Tage bessern und sich hoffentlich bald ganz zur Zufriedenheit der Truppen gestalten, wenn erst die Occupationöarmee in ihre festen Canton- nements eingerückt sein wird. Auch liegt es, wie wir schon meldeten, in der Absicht, binnen Kurzem die Be förderung von Feldpostpacketen nach Frankreich für die Truppen ins Leben treten zu lassen, was auch den Familien in der Heimath die allseits gewünschte Ge legenheit gewähren wird, ihre Angehörige» im Felde mit mancherlei Zusendungen zu erfreuen. Stiftsprobst von Döllinger. Es muß gewiß etwas außerordentlich Bedeutungs volles sein, was zur Zeit neben den großartigen poli tischen Umgestaltungen in Deutschland und den selbst mörderischen Bürgerkämpfen in Frankreich das allge meine Interesse zu erregen im Stande sein soll. Solch außerordentlich bedeutungsvolle Ereignisse vollziehen sich jetzt aber im Schoße der katholischen Kirche als Folge des von Pius IX. nach großartigen Anstrengungen zusammengebrachten Concils, das er als ein ökumeni sches, d. h. die ganze Kirche umfassendes, angesehen wissen wollte. Bekanntlich handelte es sich auf dem selben hauptsächlich um Proklamirung deö Unfehlbar keitsdogmas, d. h. der Kirchenlehre, nach welcher der Papst in Glaubenssachen nie irren könne und die letzte Autorität sei, nach deren Aussprüchen ein Zweifel und Jrrthum nicht mehr bestehen dürfe. Gegen die Aufstellung und Verkündigung dieser Lehre, durch welche sich der Papst als „Vicegott" proklamiren lassen wollte, sprachen sich in Rom eine namhafte Anzahl Bischöfe aus, so daß ein legaler Beschluß, wie ihn die katholische Kirche von ökumenischen Concilien verlangt, nicht zu Stande kam; dennoch erfolgte die Proklamirung, und der Papst war nun über Nacht der unfehlbare, infallibele geworden! Es war nicht zu bezweifeln, daß sich nach-, wie vorher aufgeklärte Katholiken gegen diesen Faustschlag in das Gesicht unseres Jahrhunderts auflehnen würden, und es hat auch an zahlreichen Widersprüchen nam hafter Katholiken aus dem Geistlichen- und Laienstande nicht gefehlt. Keiner aber war von größerer Bedeutung als der des königl. bairischen Stiftspropsles, Reichsraths und Professors von Döllinger, eines der gelehrtesten und strengsten katholischen Prälaten, der erklärte, weder als Mensch, noch als Christ, noch auch als Staatsbürger diesem der Vernunft, dem Christenthum und den Staatsgesetzen hohnsprechenden Dogma zustimmen zu können. Er wies in seiner Er klärung an den Erzbischof von München-Freising, nach, daß daß letzte Concil kein ökumenisches gewesen, daß ferner die Schriften und päpstlichen Verordnungen alter Zeit, auf welche man sich bei der Feststellung dieses Dogmas berufen, gefälscht seien, und erbot sich, auf einer Versammlung von Bischöfen dieses auf das Gründlichste nachzuweisen. Natürlich ging man darauf nicht ein, sondern die Antwort, welche man dem vom Könige hochgeschätzten Manne gab, war (im Laufe der vorigen Woche) die große Excommunication, d. h. Ausschließung von allen geistlichen Würden und Aemlerns, sowie von der kirchlichen Gemeinschaft. Das hat derselbe Erzbischof von München gethan, der erst selbst in Rom gegen die Unfreiheit des Concilö und die Verwerflichkeit des Unfehlbarkeitsdogmas protestirt, aber jetzt von Rom, das den Bcden immer mehr unter seinen Füßen schwanken und schwinden sieht, die Ordre zu diesem Gewaltakte empfangen hat! Aus allen Theilen Deutschlands, was aber vorzugs weise wichtig erscheint, aus dem erzkatholischen Baiern selbst, von den ersten Staatsbeamten, Professoren u. s. w. hat Stiftspropst Döllinger bereits vor der Excommu- nication zahlreiche Zustimmungs-Adressen erhalten, und es steht also zu erwarten, daß das Unfehlbarkeitsdogma für die katholische Kirche Deutschlands das Signal zu einer Reformbewegung geben wird, von der sich der unfehlbare Papst sicher nichts hat träumen lassen. Wir werden unsere Leser in dieser hochwichtigen An gelegenheit auf dem Laufenden erhalten. Vermischtes. In Leipzig ist am 20. April am sogen. Brandweg eine über einem Thorweg befindliche Küche, worin sich zwei Frauen befanden, indem sich urplötzlich der Fußboden senkte, mit Schutt und Balken jählings in die Hausflur hinabge stürzt. Die beiden Frauen zog man unter den Trümmern hervor, und es schien anfangs, als hätten sie schweres Un glück genommen; aber merkwürdiger Weise waren sie nur ganz wenig verletzt, so daß die Eine alsbald umhergehen konnte, während die Andere in Folge des gehabten Schreckens ärztlich behandelt werden mußte. Den Durchbruch hatten morsche Bohlen und Balken veranlaßt. Getreide-Preise. llamru L»r Drte. Dresden. Bautzen. Pirna . . Roßwein. Chemnitz. Radeburg Dalum. Preis lltehrn kioggrn Errste Hasrr Srbsril k k / von v 1b 4 12 3 15 2 b — — 17.Apr. sbis 6 2b 4 22 4 — 2 20 von 5 5 4 b 3 5 2 — — — 1b. Apr. bis ü 25 4 10 3 10 2 5 — — von 6 5 4 8 — — 2 — — — Ib.Apr. bis — 4 10 — — 2 12 — — von 5 1b 4 12 3 5 2 10 — 18. Apr. bis 6 1b 4 17 3 10 2 12 — von . . bis von 6 20 4 10 3 12 2 8 — — 19. Apr. bis 6 22 4 12 3 1b 2 10 — ——