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welche die Heimalh wieder betreten haben. Land wehren sind schon überall zurückgckehrt nnd bei uns hat deren festlicher Empfang in Leipzig und Dresden auch schon staltgefunden; der Linie, die in zahlreichen Schlachten ihr Blut für das Paterland verspritzt, warten wir jedoch noch. Die Badenser standen sämmtlich unter dem Befehle des berühmten Generals von Werder, und damit ist ihr Lob fast schon hinreichend ausgedrückt; denn wer in dem Heerkörpcr desselben gedient, der har sich sicherlich auch ausgezeichnet. Inzwischen wissen die Badenser nicht nur auf dem Felde der Ehre, sondern auch auf dem parlamentarischen Felde Lorbecrn zn pflücken. Wir sehen sie jetzt wieder fast sämmtlich im Lager der deutschsreisinniaen ReichStagSparlei; nur die Abgeordneten Lindau und Bischof Ketteler gehören von den 14 der sogenannten katholischen Reichstagspartei an. Daß IN. Hans Blum, der Sohu Robert Blum'S, diesmal statt eines sächsischen, einen bedeutenden badischen Wahlkreis, den Hcidelberg'S, vertritt, ist in den letzten Tagen bekannt geworden. Der Reichstag zählt unseres Wissens überhaupt drei Sachsen, welche von anderen deutschen Wahlkreisen gewählt worden. Es sind dies außer dem Dr. Blum noch I)r. v. Treiischkc nnd Le- gationörath von Lindenau. Eine seltsame Rolle sind die bundesstaatlich-constitutionellen Herren Günther und Ackermann gezwungen zu spiele». Sie, welche in ihrem bekannten Wahlprogram,,, Sachsen die Sonder rechte von Würtemberg und Baiern znwenden, d. h. die erst im Gange befindliche segensreiche Einheitsbe wegung ernstlich gefährden wollten, haben sich genöthigt gesehen, um aus ihrer Vereinsamung auf dem Reichs tage in Berlin herauszukommen, sich der liberalen RcichS- tagspartei anzuschließen, welcher zwar außer ihnen noch die Herren IN. Schwarze, Graf Munster und Hirsch berg angehören, aber auch die Herren von Roggenbach, Völk, Fürst Hohenlohe und viele Andere, welche ganz entschieden für eine weitere Einigung des Rahmens der Bundesverfassung gestimmt sind. Hätten die beiden Herren sich einer Rückschriltspartei anschließen wollen, wäre es ihnen nur mit der katholischen Partei möglich gewesen ; mit dieser gemeinsam zu gehen, ist bis jetzt aber nur den Socialdemckraten Bebel und Schrapö möglich gewesen. Diese Herren führen das frühere traurige Geschäft der Bekämpfung auch der besten Ge setze fort, denn sie wollen nun einmal die gesellschaft lichen Zustände nicht verbessert, sonder» gänzlich um gewälzt wissen. Leipzig. Zu der ersten sächsischen Landes- shnode hat der Leipziger Verein der Kirchen-Vorsteher folgendes Programm entworfen: 1) Die bisherige Ver eidigung der Geistlichen uud Religionslehrer ist durch ein Angelöbniß zu ersetzen, welches auf dem Boden der evangelisch-christlichen Grundlehren einer gewissenhaften Ueberzeugung freien Raum gewährt. 2) Das Patronat ist abzuschaffen; die Anstellung der Geistlichen erfolgt unter mitentscheidender Betheiligung der Gemeinde oder ihrer gewählten Vertreter. 3) Der Kirche gebührt ein Einfluß auf die Schule nur durch Ueberwachung des Religionsunterrichts. 4) Die Kirchengemeindc hat das Recht der Selbstbesteuerung, unabhängig von der po litischen Gemeindevertretung. 5) Die Synode muß so zusammengesetzt und in solcher Weise gewählt werden, daß sie sich als eine wahrhafte Vertretung der Kirchen gemeinden darstellt. 6) Die Instanzen des Kirchenre giments in seiner gegenwärtigen Gestalt sind zu ver mindern, die Selbstständigkeit der Kirchenvorstände ist zu erweitern. Berlin. In der Reichstags-Sitzung am 3. April lheilie der Präsident die Antwort des Kaisers bei dem Aoreßempfang mit. Dieselbe dankt für die Gesinnungen des Reichstages, eonstalirt, daß der Reichs tag die Thronrede richtig verstanden nnd weist auf die gegenwärtigen französischen Zustände hin, welche eine Folge der seit 80 Jahren währenden Revolutionen sei. In den neugewonnenen deutschen Ländern, wo die deut sche Volkslhümlichkcit nicht zerstört, aber sehr verwischt und eine rasche Wandlung nicht zu erwarten sei, müsse man mir Milde, Nachsicht und Geduld Vorgehen. Der Kaiser schließt: Mir, in meinen vorgerückten Jahren, wird nur vergönnt sein, am Grundbau lhätig zu sein, aber ich vertraue, daß mein Nachfolger mit gleichem Sinn, gleicher Innigkeit und Herzlichkeit fortbauen wird. — Wenn es sich bestätigt, was man an gutuntcr- richlcter Stelle versichern hört, daß der Statthalter deö Kaisers in Elsaß und Lothringen Niemand anders sein wird, als der Kronprinz von Sachsen, so könnte mau eine solche Wahl als eine für die neuen Gebiete vielverheißende nnd sehr glückliche ansehen. Der Kronprinz von Sachsen hat den schwierigen Platz, auf welchen der deutsche Oberfcldherr ihn in diesem Kriege gestellt, mit Umsicht und hohem Geschick ausge füllt, er gehört auch zu denjenigen Fürsten, deren Per sönlichkeit auf alle, die mit ihm in Berührung kommen, einen gewinnenden Eindruck macht. — Die Nachricht, daß Frankreich am 1. April die in diesen Tagen fällige erste Rate von 500 Mil lionen der Kriegsentschädigung bezahlt habe, ist unbegründet. Es sind von Frankreich nur einige Mil lionen für die Verpflegung unserer Truppen gezahlt worden. Aber auch in dieser Hinsicht ist eS bereits noch mit 48 Millionen in Rückstand, eine Schuld, die sich täglich um I'/4 Millionen vermehrt. Uebrigens ist die Voraussetzung einiger Blätter, daß, wenn die Zahlung der ersten Nate erfolgt ist, deutscherseits die Räumung der Forts auf dem rechten Seineufer, sowie mehrerer Departements, zu bewirken sei, unrichtig. Diese Räumung wird nur erfolgen, wenn der definitive Friedensvertrag ratificirt worden und die erste Rate der Kriegsentschädigung bezahlt ist. — Nachrichten aus Brüssel vom 3. April zufolge hat das preußische Gouvernement die französische Re gierung autorisirt, so viele Truppen nach Paris hineinzuwerfen, als sie für uöthig erachtet, um die Ordnung wiederherzustellen, jedoch gleichzeitig erklärt, daß die deutschen Truppen in Paris einrücken würden, wenn die Ordnung nicht bis 15. April hergestellt sei. Frankreich. Seitdem die rolhc Republik — die Commune — ihr Schreckensregiment vollständig entfaltet und die bestehenden Institutionen über den Haufen geworfen hat, wodurch natürlich auch die Privat verhältnisse auf das Empfindlichste geschädigt werden, ist die ganze Physiognomie von Paris eine äußerst düstere. Der B ürg erkrieg, der Kampf der Franzosen gegen Franzosen, hat begonnen und viel Blut ist bereits geflossen. Nach verschiedenen Zusammenstößen zwischen den Vorposten der Aufständischen und den Regierungstruppen in der Gegend von Neuilly am 1. April, ließ General Vinoy am 2. April die Positionen der Insurgenten angreifen; die Truppen nahmen dieselben und die Bar rikaden, die Insurgenten ergriffen die Flucht und hinter ließen viele Todte, Verwundete und Gefangene. Seit