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202 — mehr weiß, welches die Regierenden und welches die Regierten sind. Bald darauf fand die erste Reichetagssitzung stall. Wie schon im norddeutschen Reichstage, übernahm Herr von Frankenberg-Ludwigödorf, der 80jährige Greis, den Altersvorsitz. Man zählte gegen 300 Anwesende, darunter die Sachsen Bürgermeister Hirschberg, vr. Pfeiffer, Adv. Ludwig, Rittergutsbesitzer Günther, Adv. Mosig von Aehrenfeld rc. Die Abheilungen wnrden gewählt und zuletzt beschlossen, in der Gesammtheit dem Kaiser zu seinem Geburtstage einen Glückwunsch abzustatten. Nm diesen ersten kaiserlichen Geburtslag dreht sich heute schon das Gespräch, den» groß sind wieder die Vorbereitungen zu einer allgemeinen Erleuch tung Auch heute, zu Ehren des Reichstags, flaggten die kaiserlichen Gebäude und das städtische RalhhauS, und bei einem wunderschönen Frühlingsanfang, begann die staatliche Frühlingsarbeit der deutschen Volksvertreter. Frankreich. Was man vermuthete, ist eingelroffcn: in Paris haben sich die „Rothen" gegen die geordnete Regierung erhoben, und es herrscht dort eine grenzenlose Verwirrung! Dies und die fortdauernde Verfolgung der Deutschen läßt befürchten, daß wir auf dem Wege zum vollständigen Abschlüsse des Friedens wieder still halten müssen. „Die Emeute ist Herrin in Paris!" schreibt man von dort; — die Socialislcn, die Communisten, denen die gegenwärtige Republik nicht republikanisch genug ist, wollen die „wirkliche" Republik gründen, die nach ihrem Sinn und Geschmack ist. Sie haben damit angefangen, zwei Generäle (Lecomte und Thomas) zu ermorden und auf dem Pariser Stadthause die rothe Fahne aufgezogen; die arbeitsscheue Bevölkerung schreit mit, nimmt als Nationalgardenbnmmler täglich I '/e Francs und braucht keine Mielhe zu zahlen. Diese Komödie kann freilich nicht lange dauern und wird unglücklich enden; aber sie kattn für Pari« und Frankreich viel Unheil bringen. Sie zeigt, raß die Regierung und Volk keine Stärke besitzt, daß die französische Armee ohne alle Disciplitt ist. Kirchliche Nachrichten. Dippoldiswalde. Ain Feste Mariä Verkündigung (25. März) predig! Herr Diac. Gersdorf. Nachmittags Bibclstuo.de. Am Sonntage Indica (26. März) predigt Herr Snverint. Opitz. Nachmittags Vibelstnnde. Altenberg, vom l. Februar bis 15. März. Geboren wurde ein Sohn: dein Enno. u. Bergarb. W. H. Knauthc hier; — dem Distrikt-Gendarm H. W. GröscI hier; — dem Eiuw. u. Zimmermann K. H. Kaiser hier; — dem Einw. u. Bergarb. K. H. Muhle hier; — eine Tochter: dem Einw. u. Berg. K. H. Fischer hier; — dem Einw. u. Bergarb. F. A. Heimann hier; — den, ans. Bürg, u. Grniensteigcr K. F. Kirsten hier. Hierüber I S. unehel. Getraut wurde /uv. Heini. Feld. Bnsch, Bergmann hier und Auguste Will,. Saitcnmacher, weil. Mstr. L.'s, Berg-, Hus- u. Wassenschm. hier, hinterl. chel. Tochter. Gestorben ist: Karl Aug. Griesbch, Einw. u. Berg maurer hier, alt 38 I. 4 M. am Schlage; — Johann Christ. He in ricl>, Bürg. u. Bergarb. hier, alt 57 I. 3 M. an Aus zehrung; — Ang. Edrenr. Richter, ans. Bürg. u. Bcrgmaurer hier, alt 63 I. 7 M. an Brustentzündung;' — Georg Mar Bicncrt, V.'s, ans. Bürg. u. Bäckermstrs. hier, ehel. Sobn, alt I I. 9 M. am Zahnfieber. Am Sonnt. Judica Frühcommunion u. Beichte (>/-9 Uhr) durch Hrn. Diac. Kleinpaul. Vormilt, predigt über Joh. 11, 47—57 Hr. Päst. Friedrich; Nachmitt über Röm. 8, 31-39 Hr. Diac. Kleinpaul. AllgemeinerAnzeiger. Bekanntmachung. Die auf den 31. dieses L'?onatS anberaumte Versteigerung des zum Nachlasse weil. Frau Eleonoren Eoneordien verw. gewes. Riedritb, geb. Arnold, allhier gehörigen HauS-GrundstückS Nr. 95 des Brand-BersicherungS-CatasterS und Nr. 94 des Grund- und Hhpotheken-Buches für die Stadt Dippoldis walde wird hierdurch wieder aufgehoben. Dippoldiswalde, am 20. März 1871 Königliches Gerichtsamt. Kltmmer Bekanntmachung. Nachdem Seilen der Königlichen Kreis- Direktion das Regulativ zur Errichtung einer allgemeinen Kranken-Unterstützung-- und Bogräbnißkafse für Frauenstein bestätigt worden wird hier durch bekannt gemacht, daß mit dem ersten April d. I. dieselbe ins Leben tritt. BeitrittSpflichtig sind (tz 3) 1) alle im hiesigen Stadtbezirk in Arbeit befindlichen oder in hiesiger Stadt zwar wohnhaften, aber außerhalb derselben in Arbeit stehenden, dem gewerblichen Hilfspersonal. angehörigen Personen, dafern sie nicht nachweislich Mitglieder einer anderen schon bestehenden und bestätigten oder be ziehendlich in daS Genossenschaftsregister eingetragenen Krankenkasse sind, deren Einrichtung den in tz 2 gedachten Zweck einschließt; 2) alle nach der Gesindeordnung vom 10. Januar 1835 zur dienenden Elaste gehörigen, im Bezirk hiesiger Stadt in Diensten stehenden Personen und zwar alle unter 1) und 2) Genannte, sowohl männlichen als weiblichen Geschlechts. Es haben daher alle Arbeitgeber oder Dienstherrschaften (8 8) bei Vermeidung einer, sie außerdem treffen den Ordnungsstrafe von Einem Thaler gewissenhaft dafür besorgt zu sein, daß die bei ihnen in Arbeit oder Dienst tretenden Personen sofort auf der Expedition des Stadtrathe« angemeldet werden. Frauensteln, am 13. März 1871. Der Stadtrath. Id»». Reinhard, Bürgermeister.