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Nr. S4. Freitag. Erscheint Die stagsuud Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. 24. März 1871. P--8 pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Wle 8 Pfg. Weisierih-Zettung M,- °«d A»jti,r-U-Il der KSmglichk» Gkrichl'-AkMtr m» KIÄlMl M Aippoldi«»«ldt i»d yer<miworitichrr «rdatteur: Sari Irhne in «ippoldiswslde. TageSgefchichte. Dippoldiswalde. Wir müssen über em be- klagenswerthes Unglück berichten, daß sich am Sonn tag, 19. März, inAmmelsdorf ereignete. Der 16- jährige Sohn einer als Haushälterin dort sich aufhal tenden Frau hat sich mit einer Pistole die linke Hand total weggefchossen. Er hatte sich die Waffe heimlich angeeignet, um damit nach der Scheibe zu schießen und erstere warscheinlich überladen, so daß durch Zer springen des Laufes das Unglück herbeigeführt wurde. Eine abermalige Warnung, vorsichtig mit Schießgewehren umzugehen! — Am Dienstag, 21. März, sind in der 8. Abend stunde das Wohn- .Holzschuppen- und Scheu nen- gebäude des Gutsbesitzers Christian Leberecht Voigt in Reichstädt, Nr. 3l des Br.-Cat., abgebrannt. Den angestellten Erörterungen zu Folge scheint Brand stiftung vorzuliegen; doch ist es noch nicht gelungen, den Thäter zu entdecken. — In der am 22. März hier abgehaltenen Generalversammlung des hiesigen Vorschuß-Verein«, der seinen Mitgliedern sür 1870 eine Dividende von 11 pro Cent gewährt, wurde als Director Herr Bürger meister Advocat Voigt gewählt. Dresden. Zum Andenken an die Stammmutter der Albertinischen Linie de« Hauses Sachsen, Sidonie, die fromme Gemahlin Herzogs Albrecht de« Beherzten, und in dqntbvrer Erinnerung an das segensreiche Wirken vieler Frauen und Jungfrauen im Kriege und Frieden auf dem Gebiete der freiwillig helfenden Liebe, zur öffentlichen Auszeichnung solcher zwar stillen aber patriotischen Handlungen, und zugleich zur Ermunte rung für künftige Zeiten, hat Se. M«j. der König beschlossen, einen Orden zu stiften, welcher Vie Benennung „Sidon ien - Orden" führen soll. — Ferner hat Se. Maj. der König ein Erinnerungskreuz für die Jahre 1870—1871 gestiftet, uw Denen, welche stch um die Krankenpflege verdient machten oder durch andere hochherzige und aufopfernde Handlungen während de« Kriege« auszeichneten und ihren patriotischen Sinn bewährt haben, einen Beweis der Anerkennung zu geben, und welche« ohne Unterschied an Männer, Krauen und Jungfrauen »etlichen werden kann. — Die weitere Beurlaubung der Landweh.r- Jahrgängr ist, soweit sie nicht schon vorläufig er- fölgte, vorläufig wieder aufgehoben worden, und zwar wrgeu der Vorgänge in Par.M Ebenso werden die ferneres LrmiHotk cher Gefangenen nach Frankreich bi« auf Weitere» eingestellt,' wahrend dke unterwegs befindlichen Halt-Ordre erhalten haben Dasselbe wird der Fall sein mit den au« Frankreich zurückkehrenden Reservebataillonen. Hiermit hängt auch zusammen die sofortige Abreise de« Prinzen Friedrich Carl au« Berlin, der erst kurz vorher dort eingetroffen warund die Feier de« kaiserlichen Geburtstage«, am 22. März, nicht abwartete. * Berlin, 22. März. Der erste deutsche Reichstag ist gestern, am 21. März, Mittags im Weißen Saale des königl. Schlosses durch Se. Maj. den Kaiser Wilhelm eröffnet worden. Die ReichS- tagSabgeordneten hatten sich diesmal zeitig und saft vollzählig eingestellt. Auch war die Gelegenheit, welche sie herbeigeführt, eine so hochfeierliche! Ein nepe« Reich mit gewaltigen Erinnerungen war entstanden; lange Zeit getrennte Brüder hatten sich wiedergefunden und vereint sollten sie daran gehen, dieses Reiches Grund vesten unerschütterlich zu gestalten; dazu kam, daß da- ReichSoberhaupt das volle Vertrauen des Volke- in Anspruch nehmen konnte und daß seine Worte wie Handlungen für sein reges Pflichtgefühl in Erfüllung seiner kaiserlichen Obliegenheiten Zeugniß ablegten. So standen sie nun, diese deutschen Männer all dem Süden und dem Norden, dem Osten und dem Westen de« weiten Vaterlandes, in dem prächtigen weißen Saale des Schlöffe« zu Berlin und harrM'wer kaiserlichen Thronrede. In glänzenden Uniformen, im Priesterkleide und im bürgerlichen Anzuge waren sie erschienen und mit ihnen de« Kaiser« Gefolge von Fürsten und Würdenträgern de« Reiche«. Ein Hoch empfing den Kaiser Wilhelm bei seinem Erscheinen, wie bei seinem Abgänge, wie es in diesem Raume nur begeistert erklingen kann, und als dann der 74jährige rüstige Greis mit fester Stimme seine Thronrede per- lä«, Da lauschte Alle« mtt THMnahme denNorttn,'Die zum ersten Male Kaiser und Volk zu gemeinsamer Arbeit anregen sollten! Diese Thronrede gedenkt in schlichter Weise der gewaltigen Thaten und Errungenschaften unsere« Volke«. Tie war schnell auch unter oem Volke verbreitet, denn schon während der Zeit, in welcher fie gehalten wurde, böten sie die ZeitungSträyer au«. Bald sah man sie in den Händen de« da« kaiserliche Schloß umdrängenden Volke«, und al» der Kaiser im zweispännigen Pracht wagen nach seinem Palast zurückfuhr, da konnte ihm da« Doll schon mit Zurufen auf die Rede antworten. Und sie waren bedeutungsvoll genug diese Zurgfe, Mm fie bezeugten den Einklang der Gesinnung von Wirst und Volk hier fit Berkin , WLHMV EM «Pari« der schrecklichste Aufruhr tobt und man daselbst bald nicht