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Summe noch entbehren zu können, das Betragen der Franzosen unseren Landsleuten gegenüber, ist nicht darnach angethan, uns weich zu stimmen. Es fordert uns heraus, langsam, gar langsam uns von franzö sischen« Gebiet zurückzuziehen und ist in dieser Bezie hung die Ernennung unseres gefeierten Feldherrn, Kronprinzen Albert, zum Oberbefehlshaber der auf französischem Gebiet weilenden Truppen, als ein Zeichen anzusehen, daß wir nicht eher weichen werden, bis die Franzosen ihre Friedensverpflichtungen redlich erfüllt haben. Möge unser kronprinzliches Paar nicht zu lange in Compiogne weilen müssen, möge es den Franzosen eine Mahnung sei««, je eher, je lieber nicht durch eine«« blöden Haß, sondern durch ein versöhn liches Benehmen, unser Vertrauen zu gewinnen. Für jetzt zwingen sie uns, die Truppen noch in möglichster Stärke auf ihrem Gebiet zu erhalten und nur die Landwehr zu entlassen. Dresden. Unser Kronprinz Albert ist auf seiner ganzen Reise hierher überall auf das Herzlichste empfangen worden. Einen überwältigenden Eindruck machte besonders auch die erste Begrüßung zwischen ihm und seinem Vater, unserm König Johann, in Riesa. Der Kronprinz wird noch im Laufe dieser Woche (wahrscheinlich Donnerstag, den 16.) nach Frankreich zurückkehren und seinen Sitz in Compioge nehmen. Die Frau Kronprinzessin wird ihren Gemahl dorthin begleiten. — DaS königlich sächsische 12. ArmeecorpS, das 7. preußische ArmeecorpS und die königlich würtem- bergische Felddivision werden als OccupationS- truppen in Frankreich bis auf weitere Ordre stehen bleiben. — DaS General-Postamt empfiehlt — wegen des eingetretenen Rückmarsches der betreffenden Truppen- theile — jetzt keine Geldbriefe mehr an die noch in Frankreich stehenden Landwehr- und Neservetruppen abzusenden, bis dieselben in ihre Friedenögarnisonen zurückgekehrt sind. — Bezüglich der mit der Post zu versendenden Packe te ist auf das Dringendste zu empfehlen, wenn irgend möglich die vollständige Adresse des Em pfängers auf dem Packete mit anzugeben; eS wird dadurch eine erhöhte Sicherheit für die richtige Ueber- kunst der Sendungen erreicht. ES hat sich dies bewiesen bei dem eben beendeten Kriege, wo ohne dies Hilfs mittel der „Signirung per Adresse" der Päckereidienst nicht ausführbar gewesen wäre. Das Generalpostamt richtet daher an die Absender das Ersuchen, die Sig nirung der Packete „per Adresse" als Regel anzunehmen. — Ain Dienstag kamen 76 Mann Sachsen vom 6. Infanterie-Regt. Nr. 107 in Leipzig an, welche aus Frankreich zurückkamen; dieselben waren in französische Gefangenschaft gerathen und nach der Insel Olvron im Atlantischen Ocean gebracht worden. Freiberg. Wie man hier bestimmt erfährt, soll der Nossen-Freiberger Eisenbahnbau dieses Frühjahr seinen Anfang nehmen, und da die Dux- Prager Bahn ihrer Vollendung nahe sei, die Fort führung der Linie Freiberg-Dux ebenfalls beschlossen sein. Berlin. Die Ankunft des Kaisers Wilhelm Hierselbst wird wahrscheinlich am 17. oder 18. März erfolgen. Ein leichtes Unwohlsein, das sich in den letzten Tagen seines Aufenthaltes in Ferneres einge stellt, ist gehoben. Die Abreise des Kaisers und des großen Hauptquartiere- aus FerriöreS erfolgte am 13., vie Ankunft in Nancy (in Begleitung des Kronprinzen und des Prinzen Carl) am 14. März. TagS darauf ging die Reise nach Metz und von da direct nach Frank furt a. M. (Karlsruhe wurde also nicht berührt ; die großherzogliche Familie begiebt sich selbst nach Berlin.) Der Großherzog von Darmstadt begab sich zur Be grüßung des Kaisers, des Kronprinzen und der übrigen Prinzen nach Frankfurt, wo der Kaiser im großherzog lichen Palais das Nachtquartier nahm. — Ueber den Einzug der Truppen in Berlin verlautet neuerdings, daß der Kaiser sämmtliche Fürste n, welche den deutsch-französischen Krieg mitgemacht haben, eingeladen hat, zu der Zeit, wo die Truppen von dem Kriegsschauplatz zurückkehren, nach Berlin zu kommen, um an seiner Seite den feierlichen Einzug mitzumachen. Es werden auch die Könige von Bayern und Würtem- berg an der Seite des Kaisers und des Königs von Sachsen sich an der Feier betheiligen, die wahrscheinlich im letzten Drittel des Monats April stattfinden wird. Neueren Nachrichten zufolge wird der Kaiser am Freitag, 17. März, Nachmittag 4 Uhr, in Berlin eintreffen. Jeden feierlichen Empfang Seiten der Be hörden und Commun hat er sich ausdrücklich verbeten, um seiner Zeit erst mit den heimkehrenden Truppen — und zwar voraussichtlich im Anfang Mai — den fest liche» Einzug in der Hauptstadt zu halten. — Der Kaiser Wilhelm hat am 7. März bei VillierS, auf denselben Feldern, welche in den letzten Tagen des November und in den ersten des December vor. IS. Zeuge der blutigen Kämpfe waren, in denen der vorletzte Ausfall der Pariser Garnison von den an der Marne stehenden Truppen zurückgeschlagen wurde, eine Heerschau über die bairischen, sächsischen und würtembergischen Truppen abgehalten. Nach derselben hielt der Kaiser an die versammelten Com- mandeure dieser Truppen eine, direct an den Kron prinzen von Sachsen gerichtete Ansprache, deren Schluß wie folgt lautete: „ES wird jetzt darauf an kommen, im Frieden den Bau weiter zu führen, dessen Grundstein auch Sie mit Ihrem Blute und Ihrer Treue gekittet. An den Erfolgen der deutschen Waffen haben Ew. königl. Hoheit, als Corps- und Armeecom- mandeur, unterstützt von Ihrem königlichen Bruder Georg, einen eben so großen, als wirksamen Antheil. Möge Ihnen und den commandirenden Generälen v. d. Tann und v. Obernitz Mein Händedruck auch Meinen Dank und Meine volle Anerkennung auösprechen. Leben Sie Alle wohl bis zum Wiedersehen in deutscher Heimath!" — Der Kaiser hat vom König vonWürtem- berg die Chefstelle des 2. würtembergischen Infanterie regiments angenommen; dasselbe wird den Namen „Regiment Kaiser von Deutschland" führen. . — Am preußischen Hofe wird auch der Besuch des Kaisers von Rußland erwartet; — der Czar soll am Geburtstag des Kaisers (22. März) in Berlin eintreffen. Wiesbaden. Marschal Mac Mahon ist von hier nach Frankreich abgereist. — Ueber Napoleons Abreise von WilhelmShöhe, und ob er nach England oder der Schweiz sich begeben, sind die Nachrichten noch immer widersprechend.