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Freitag. Nr. EL 17. März 1871. Weißerih-Zeitrmg.H Amts- und Anzeige-Matt -er Königlichen Gerichts-Ämter vnd Itaötrathe zv Dippotdiswatde vvd /rauensteiv. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Vrrmtwortlicher Nedacteur: Lari Jehne in Dippoldiswalde. TageSgefehichte. Dippoldiswalde, den 16. März. Heute gegen Mittag, r/,I1 Uhr, ist im Gasthof „zum Hirsch" am Oberthorplatz, dem feuergefährlichsten Theile unserer Stadt, auf dem Boden des Schlachthauses Feuer auS- gebrochen, wahrscheinlich (bei dem vermehrten Verkehre des heutigen ViehmarkleS) verwahrlost oder durch böse Hand angelegt. Bald standen Vorder-, Neben- und Hintergebäude des Gasthofes, die anstoßenden Häuser am Oberthorplatz, die ganze Dresdner Straße (ehem. Schmiedegasse) in Hellen Flammen, und an ein Löschen der sämmtlich mit Schindeln gedeckten Gebäude war nicht zu denken. Der Feuerwehr gelang eS nur, die zwei Häuser auf der Südostseite durch theilweiseS Ein reißen zu retten. So sind denn 13 Gebäude (ohne die Hinter- und Nebengebäude) in Asche gelegt worden! Bei dem schnellen Umsichgreifen des Feuers konnte auch den Beschädigten wenig gerettet werden. Die Namen sämmtlicher Abgebrannten und Näheres über das Brand unglück selbst bringen wir in der nächsten Nummer. — Auch morgen Freitag wird — des Brandun glücks wegen — kein patriotischer Abend gehalten werden. — Der Oberst und Regiments - Commandeur v. Lindemann vom 8. Jnfant.-Regt. Nr. 107 widmet im Namen des Regiments den während des Krieges 1870 bis 1871 gebliebenen Kameraden (unter denen sich auch Franz Schumann aus Dippoldiswalde befindet) einen Nachruf, in welchem eS heißt: „Ihr theuern gefallenen Kameraden des 107. Regiments, ruhet sanft! Unsere waffenbrüderliche Liebe bleibt bei euren Gräbern, euer ruhmumstrahltes Andenken in unfern Herzen; das Vater land aber, es flicht auch den ewig grünen Lorbeerkranz um'S Haupt, und eure Namen stehen fortan im Helden buche unseres Volkes verzeichnet." Es folgen dann die Namen sämmtlicher Gebliebenen dieses Regiments, an der Zahl 259. * Frauenstein. Wie alle Siegesnachrichten, so kam auch die Friedenskunde (Donnerstag Nach mittag) zu uns und brachte natürlich allgemeinen Jubel und regstes Leben überall hervor. Leider konnte sich Glockengeläut nicht hineinmischen, — der Brand vom 3. October 1869 hat eS uns entrissen. Aber eine Friedensfeier wurde für Sonntag, den 5. März, veranstaltet. Schon am Freitag und Sonnabend wehten zahlreiche Flaggen und Fahnen von den Dächern und aus den Fenstern unserer, wenn auch immer noch nicht ganz im Neubau erstandenen Stadt. Böllerschüsse und eine Reveille unsere« GchützenchoreS weckten am Fest tage die freudig bewegte Einwohnerschaft. Um 9 Uhr fand in der Hospitalkirche ein feierlicher Gottesdienst statt. Am Nachmittag strömten zahlreiche Volksmengen in gehobener Stimmung durch die Stadt oder waren in lebhafter Unterhaltung in Gasthäusern versammelt, bis sich gegen '/,8 Uhr Abends Alles zum Fest- und Fackelzuge rüstete. Der größte Theil der Stadt war auch iüuminirt und mit Transparents der Germania und des deutschen Kaisers geschmückt. Den Festzug eröffnete ein Musikchor, dem ein Zug des SchützenchoreS folgte; die Liedertafel und fast sämmtliche junge Damen der Stadt, welche letztere bunte Laternen trugen, waren von Fackelträgern zu beiden Seiten eingeschlossen; dann kam wieder ein Zug der Schützen und zuletzt sämmtliche Schulkinder, welche ebenfalls bunte Laternen trugen. Unter Musik bewegte sich der Zug nach dem königl. Schlosse, zurück nach der Wassergasse, der böhmischen Gasse und dem Markt. Hier wurde von Allen da» Lied „Nun danket Alle Gott!" gesungen, worauf der Zug durch die Freiberger Gasse nach dem Königsplatz und von da zurück nach dem Marktplatz ging. An der Kirchenrnine ward ein Kreis gebildet, in dessen Mitte Hr. Bürgermeister vr. Reinhard trat und mit beredtem Munde auf die wichtigen und frohen Ereignisse hin- wieS; er schloß mit einem Hoch auf Deutschland, den deutschen Kaiser Wilhelm, sämmtliche Heerführer und das ganze deutsche Heer, in welche« dreimal vieltausend stimmig und jubelnd eingestimmt wurde. Der Gesang verein „Liedertafel" sang hierauf noch einige Vater landslieder, und die Teilnehmer am Zuge vertheilten sich, theils um da« Freudenfeuer auf unserer Höhe anzusehen, theils um in den Gasthäusern die Erlebnisse unserer großen Zeit und die der letzten Festtage in unserer Stadt nochmals im traulichen Gespräche an sich vorübergehen zu lasten. -s» Glashütte. Unser patriotisch gesinntes Städt chen, welches die großen Vorgänge auf dem Kriegs theater mit gespanntester Aufmerksamkeit verfolgte, er hielt — Dank der höchst anerkennenSwerthen Rührigkeit der Redaction dieses Blatte« — wie alle die großen Nachrichten der letzten 7 Monate, so auch die FriedenS- depesche sofort nach ihrem Eingänge. Die Glocken, die uns noch nie reiner und schöner geklungen hatten, kündeten alsbald da« große Ereigniß weithin; sie riefen Alles von seinem Platze, den Arbeiter von der Thätig- keit; All und Jung strömte mit dem Jubelruf: „Friedel Friede!" nach dem Markte. Böllerschüsse wurden gelöst, Hoch« gerufen u. s. w., Fahnen und Flaggen wehten aus vielen Häusern. Bald darauf traf man aber die Vorbereitungen zur Feier, die der Abend bringen sollte: die Illumination beschäftigte alle Hände. An der Kirche und Schule waren Feuerwehr-