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Vom Kriegsschauplätze. Auch heute haben wir unfern Lesern wieder eine ganze Reihe erfreulicher Nachrichten vcm Kriegs schauplätze zu berichten. Den vielen glänzenden Siegen, die unsere Waffen in diesem Kriege errungen, hat sich vor Allem wieder ein neuer, herrlicher Erfolg angereiht. Die franzö sische Westarmee (die, wie schon in vor. Nr. gemeldet, am 9. Jan. auf alle» Punkten zurückgedrängt, dann auch am 10. und 11. Jan. vor dem stürmischen An drängen unserer Truppen überall weichen mußte) ist bei Le Mans vollständig geschlagen worden Es waren Feldmarschall Prinz Friedrich Carl und der Großherzog von Mecklenburg, die mit ihren braven Truppen (3, 9., 10. und 13. Corps) den großen Sieg erfochten. Der General Chancy wird wohl nun mit seiner geschlagenen und zersprengten Armee nie wieder auf dem Kriegsschauplätze erscheinen können, und der entscheidende Schlag des 12. Januar wird auf den weiteren Fortgang des Krieges, namentlich auf den Widerstand von Paris, bestimmend einwirken ja man darf wohl annehmen, daß mit dem Falle von Paris der Krieg definitiv beendigt sein wird. Die Stadt Le Mans, a» der Sarthe (dem rechten Nebenfluß der Loire) gelegen, mit 90,000 Einwohnern, ist vom 3. und 10. Corps besetzt worden; der Feind verlor in Allem gegen 18,000 an Todten und Gefangenen, letztere in überwiegender Mehrzahl; außerdem wurden ungemein reiche Vorräthe, 12 Geschütze, Mitrailleusen, 6 Lokomotiven und 200 Eisenbahnwagen erbeutet. Der verfolgte Feind zieht sich theils auf Alen^on, theils auf Leval zurück. (Französische Telegramme räumen jetzt selbst, zum ersten Male, ein: geschlagen zu sein!) — Bei Beginn der Schlacht von Le Mans war Gam- belta mit anwesend; er rettete sich aber durch frühzei tige Flucht. Die Beschießung von Paris geht indessen energisch vorwärts, wenn auch die Witterung einigen Eintrag thut. Von Süden her, wo unsere Truppen besonders günstige Stellungen haben, reichen unsere Geschütze nahe an das linke Seineufer, bestreichen also von dort aus den dritten Theil der Stadt, denn es sind bereits die Kirche St. Sulpice, die Universität Sarbonne, die Kirche Val-de-Grace rc. von den Kugeln erreicht worden. Es werden täglich etwa 20,000 Gra naten in die Stadt geschossen. Selbst Pariser Nach richten gestehen ein, daß (namentlich am 10. Januar) das Feuer von außerordentlicher Jntensivität und von großem Erfolg gewesen sei, auch durch dasselbe eine große Anzahl von Personen getödtet worden sei. In vielen Stadttheilen fanden Feuersbrünste statt, die sofort gelöscht wurden. Die von den Franzosen schon seit Wochen vorbe reitete große Action im Osten hat kläglich begonnen. Der Plan war auf eine Vereinigung der Bourbaki'schen Streitkräfte mit denen Garibaldi'S und der Lyoner Armee gebaut; aber General v. Werder ist dieser ge wandt zuvor gekommen. Er wußte den Bourbaki'schen und Garibaldi'schen Truppen, die sich auf Belfort wenden wollten, am 9. Januar bei Villers-exel (4 Meilen von Vesoul) eine Schlacht anzubieten und ihn durch Erstürmung dieses wichtigen Ortes von seiner Marschroute abzudrängen, v. Werder nahm ihnen 2 Adler, 2 Geschütze und machte 800 Gefangene. Der weiteren Entscheidung auf diesem östlichen Kriegsschau- 35 — platze kann man mit Ruhe entgegensehen: die deutsche Ostarmee (bestehend aus dem Werder'schen Corp«, dem von Metz her dirigirten 7. Corps unter v. Zastrow und den Verstärkungen aus dem Elsaß re.) wird unter Manteuffel'« Oberleutung die Absichten deS Feindes rasch und energisch vereiteln. Die Belagerung von Belfort durch General v. Treskow wird energisch fortgesetzt und sind bereits wesentliche Fortschritte gemacht worden, auch in mehreren glücklichen Vorpostengefechlen vorgesendete Abtheilungen des Feindes zurückgewiesen worden. Neueste telegraphische Depesche. Versailles, 14. Januar. In der Nacht vom 13. zum 14. (Freitag zum Sonnabend) erfolgten hef tige Ausfälle aus Paris gegen die Positionen der Garde bei Le Bourget und Drancy, des 11. CorpS bei Meudon und des 2. bairischen CorpS bei Clamart, welche überall siegreich zurückgeschlagen wurden. Der Rückzug des Feindes war an einzelnen Stellen fluchtartig. Vermischtes. Von den französischen Festungen und festen Plätzen find im Lause des jetzigen glorreichen Krieges fol gende in deutschen Besitz gelangt; die Mehrzahl davon nach einem, nur wenige Tage dauernden Bombardement. Weißenburg, erstürmt am 4. August; Lützelstein, von den Franzosen verlassen, besetzt am 9. Aug.; Lichtenberg, capitulirte am 9. August mit 30V Mann; Marsal, capitulirte am 15. August; Vitry le Franyais, capitulirte am 25. August; Sedan, capitulirte am 2. September mit 83,000 Mann; LavN, capitulirte am 9. September; Toni, capitulirte am 23. Septbr. mit 2400 Mann; Straßburg, capitulirte am 28. Septbr. mit 17,000 Mann; Svissons, capitulirte am 16. Octbr. mit 4700 Mann; St. Quentin, Citadelle besetzt am 21. October; Schlettstadt, capitulirte am 24. Octbr. mit 2500 Mann; Metz, capitulirte am 27. Octbr. mit 173,000 Mann; Fort Mortier, capitulirte am 7. Novbr. mit 220 Mann; Verdun, capitulirte am 8. Novbr. mit 4200 Mann; Neu-Breisach, capitulirte am 10. Nov. m. 5000 Mann; Ham, Citadelle besetzt am 21. November; Thionville, capitulirte am 24. Novbr. mit 4000 Mann; La Fsre, capitulirte am 27. Novbr. mit 2000 Mann; Amiens, Stadt besetzt am 28. Novbr., Citadelle capitulirte am 30. November mit 400 Mana; Pfalzburg, ergab sich aus Gnade und Ungnade am 12. December mit 1900 Mann;, Montmedy, capitulirte am 15. December mit 3000 Mann; Mezisres, capitulirte am 2. Jan. 1871 mit 2000 Mann; Roer oy, überrumpelt am 5. Januar. Gesängen genommen 300 Mann; Pöronne, capitulirte am 10. Januar mit 3000 Mann. Von den Festungen, die in den von den Deutschen oc- cupirten Departements liegen, werden zur Zeit belagert: Paris, Bitsch, Belfort, Longwy. Die Belagerung von Langres ist kürzlich wieder auf gehoben worden. Die Zahl der französischen Kriegsgefangenen ist jetzt auf mehr als 400,000 Mann gestiegen. Die Verluste der Fran zosen überhaupt werden ans 600,000 Mann gerechnet, un gefähr V» der gefammten waffenfähigen Mannschaft Frankreichs.