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Dienstag. Nr. F 17. Januar 1871. Erscheint Dienstagsund Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Weißerih-Ieitung. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-ZeU» 3Pfg. Amts- Llld Anzeigt-Klatt der Königlichen Gerichts-Irmter und ItMrathe zu Aippol-iswalde ood /ravealtei». llrriintworilicher Lediktkur: Earl Feh ne in Dippoldiswalde. Tages geschi ehte. Dippoldiswalde, 16. Januar. Am Sonnabend wurden von unserer freiwilligen Feuerwehr Proben im Aufthauen der natürlich fest eingefrorenen eisernen Deckel zu den Hydranten vorgenommen, welche ein sehr befriedigendes Resultat ergaben. So wurde der Hydrant am Oberthorplatze, von dem erst eine dicke Eiskruste mittelst Hacke entfernt werden mußte, einschließlich des AufhackenS in 4 Minuten geöffnet; der der Post gegen überliegende, von dem nur Schnee wegzuschaufeln war, erforderte nur 2, der am Eingänge der Schulgasse liegende nur 3 Minuten, einschließlich der Wegräumung des Schnees. Die Art des Aufthauens ist sehr einfach. Nachdem Schnee und Eis soweit entfernt sind, daß man den eisernen Deckel findet, wird auf denselben ein kleines Bäuschchen Baumwolle (oder Stroh, Papier u. dgl.) gelegt, mit Ligroine, etwa 2 Löffel voll, be gossen, dieses angezündet und mit einer zu diesem Zwecke construirten einfachen Blechpfanne bedeckt, wodurch die Hitze nach unten zurückgeworfen wird. Sofort schmilzt ringsum die Schnee- und Eisdecke, und der Deckel, der behufs der Oeffnung ohne dieses Verfahren jedenfalls zerschlagen werden müßte, läßt sich ohne Schwierigkeit abheben. Gewiß wollen wir wünschen, namentlich während der winterlichen Kälte, vor Feuersbrünsten verschont zu bleiben; aber das eben geschilderte Verfahren ermöglicht es, auch bei sehr bedeutenden Kältegraden rasch Hülfe zu bringen. — Das Reglement zu Ausführung des Wahl gesetzes für den Reichstag enthält unter Anderm die Vorschrift, daß im Wahllocale ein Abdruck des genannten Gesetzes, sowie das Reglement selbst, auSzulegen sei. Besondere Abdrücke davon, sowie die zur Aufstellung der Wahllisten nöthigen Tabellen, werden in der Buchdruckerei Hierselbst zu haben sein. Frauenstein. Bei der am 10., 12. und 13. Januar im Aushebungsbezirke Tharandt, wozu die Gerichtsämter Frauen stein, Altenberg und Tharandt gehören, stattgehabten Musterung sind von den Militärpflichtigen 160 Mann für vollkommen dienstfähig befunden, während 42 Mann der Ersatz reserve 1. Classe und 19 Mann der Ersatzreserve 2. Classe überwiesen wurden. 115 Mann wurden auf 1 Jahr zurückgestellt und 73 Mann für dauernd un brauchbar erklärt. * Glashütte. Bei der hier stattgefundenen Re- crutirung fanden sich unter 31 Gestellungspflichtigen 15 vollkommen brauchbar, 3 wurden zurückaestellt und 13 als unbrauchbar freigelaffen. Dies ist em Verhält- niß, durch welches sich die Waffentüchtigkeit unserer Jugend in sehr vortheilhaften Vergleich zu den ent sprechenden DurchschnittSziffern stellt. Glashütte, den 12. Jan. Verschiedene Um stände hatten es nicht ausführbar erscheinen lassen, daß der Dresdner Gewerbeveretn seinem langjährigen Ehren- mitgliede, Herrn A. Lange hier, ein entsprechendes Zeichen seiner Theilnahme an dem, am 7. vor. Mts. stattgehabten 25-jährigen Jubiläum der von demselben hier eingeführten Uhrenfabrikation, überbringen konnte. So kam denn am heutigen Vormittage eine Deputation des Vereins, bestehend aus den beiden Vorstehern, Kaufm. Walter und Photograph Schütze, und den Vorstandsmitgliedern vr. Rentzsch, Kfm. Weller, Kfm. Richter und Kfm. Harnapp, um das nur Verschobene nachzuholen. Herr Walter gab den Glückwünschen deS Vereins in herzlichen Worten Ausdruck, worauf Herrn Lange als Zeichen der Anerkennung seiner Verdienste um die vaterländische Industrie die große silberne Medaille des Vereins nebst Ehren-Diplom, als die höchste Gabe, welche der Verein verleihen kann, überreicht wurde. Bei dem Empfange der genannten Herren, sowie bei dem, sich der Beglückwünschung an schließenden Festmahle, war der hiesige Gewerbeverein durch die meisten seiner Vorstandsmitglieder vertreten; er fühlte sich in der Auszeichnung, die dem ersten Industriellen unserer Gegend, ebenfalls sein Ehren mitglied seit vielen Jahren, zu Theil wurde, auch seinerseits geehrt, wie dieser Vorgang auch in weiteren Kreisen des hiesigen Publikums mit lebhafter Genug- thuung ausgenommen wurde. Ehre dem Dresdner Gewerbeverein, der seine Stelle an der Spitze der Gewerbevereine Sachsens in so erhebender Weise auffaßt und das gewerbliche Ver dienst so aufmerksam zu würdigen weiß! * Aus Dresden. Die schon seit einiger Zett chronische Kohlennoth fing in voriger Woche an, acut zu werden,, als plötzlich auf der Bodenbacher Linie der Braunkohlentransport eingestellt wurde. Die begründete oder unbegründete Angst der Leute machte das Uebel ärger, die Preise wurden von den Kohlen händlern rapid in die Höhe getrieben, und die Schüler öffentlicher Schulen hofften schon auf Kohlenferien, wie sie für einzelne Schulen in Leipzig und Berlin thatsächlich eingetreten sein sollen. Inzwischen hat der nach wenigen Tagen wieder eröffnete Transport der Braunkohlen die Gemüther beruhigt, und das hoffent lich bald eintretende Thauwetter wird das Weitere thun. Jnwischen hat diese Calamität, welche wegen des durch Militärtransporte gestörten Bahnverkehrs, wegen der gehemmten Schifffahrt rc. noch einige Zeit dauern wird, lebhaft den Wunsch erregt, daß auf eine