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— 164 — den gänzlichen Verfall herbeiführen, wie schon zum Oefteren in diesem Blatte dargelegt worden ist. Doch überlassen wir uns heute der mit dem Früh linge eingezogenen Friedens- und Siegesfreude; sie wird noch lange nachklingen im deutschen Herzen! —r. TageSgefchichte. Dippoldiswalde. Alle Zeitungen und Localblätter bringen ausführliche Berichte über die Friedensfest feier im ganzen Lande. Ueberall hoher Jubel über das größte Ereigniß unseres Jahrhunderts; nicht nur daS Gefühl freudigster Anerkennung für den günstigen Verlauf eines zu so glorreichem Ende geführten Krieges charakterisirt alle diese Festlichkeiten, sondern auch eine tiefernste, tiefsittliche Stimmung. Eine kirchliche Feier fand statt in den meisten Städten und Dörfern; Flaggenschmuck, Illumination, Festessen, patriotische Vereinigungen rc. Der Raum unseres Blattes gestattet uns nur die Aufnahme und Schilderungen der Festlich keiten in unserer Umgebung, die uns zugehen, und müssen wir deshalb von Weiterem absehen. — Als Nachtrag zu unserm Berichte von der Friedensfeier in unserer Stadt am 3. und 4. März wollen wir nicht unterlassen, ganz besonders auf die hervorragende Thätigkeit der hiesigen freiwilligen Feuer wehr hinzuweisen, welche nicht nur am Freitag und Sonnabend durch ihre Signalisten bereits um 5 Uhr eine Reveille veranstaltet, sondern auch durch ihre Mannschaften sowohl beim Fackelzuge, als bei der Illu mination, eine freiwillige Sicherheitswache gestellt hat. — Dann müssen wir erwähnen, wie der Kirchenzug durch die Marschälle, welche die einzelnen Abheilungen begleiteten, sehr an Schönheit gewann. (Reichstagswahlen.) Die Mittheilung des Resultates der Wahlen sämmtlicher Bezirke im Vater lande uns für die nächste Nr. d. Bl. vorbehaltend, theilen wir heute nur mit, daß im 6. Wahlbezirk (Tharandt, Dippoldiswalde rc.) überhaupt 7757 gültige Stimmen abgegeben wurden; davon erhielt Hr. Hofrath Ackermann 5651, und ist derselbe also gewählt; Hr. Rittergutsbes. Grahl in Zscheckwitz erhielt 1306, Maurer Müller in Dresden 748 Stimmen. — Im A. Wahlbezirk (Freiberg, Frauenstein rc.) 5211 gültige Stimmen, gewählt Hr. Adv. Schaffrath in Dresden mit 4896 Stimmen ; Kupferschmied För sterling er hielt 267 Stimmen. — Im 8. Wahlbezirk (Pirna, Glashütte rc.) 6942 gültige Stimmen; gewählt Hr. Adv. Ehsold in Pirna mit 6575 Stimmen; 367 Stimmen zersplitterten sich auf ca. 40 Personen, dar unter Otto-Walster mit 156 Stimmen. — In dieser Woche (des Bußtags wegen) kein patriotischer Abend. — Bei dem am 7. März in Dippoldiswalde abgehaltenen Ferkelmarkt waren 30 Stück zum Verkauf gestellt; davon wurden 24 Stück, daS Paar zu 7>/r bis 10 Thlr., verkauft. Geising. Hier ist das Friedensfest durch Il lumination und Aufzug gefeiert worden; ein Gleiches geschah, wie wir hören, in Lauensteiu und Bären stein. Auch Sächsisch-Zinnwald und Georg en- feld haben ihre echt deutsche Gesinnung durch Illu mination, Umzug mit Musik rc. alsbald nach Eingang der Friedensnachricht kund gegeben. * Au« Kreischa. (Eingesandt.) Heil, Deutschland, Dir! Du hast den Sieg errungen! Im blut'gen Kampf, im heißen Schlachtgewühl, Im welschen Krieg, den man Dir aufgezwungen, Erreichtest Du Dem höchstes, schönstes Ziel! Zur Einheit führte Dich der Sieg der Waffen, Die Deiner Söhne Tapferkeit und Muth Im ernsten Strauß — mit Lug und Trug — geschaffen, Und wacker Dir erkämpft mit Gut und Blut! Der goldne Frieden, der Dir nun geworden, Er sei das Band, das innig stets umschlingt Die deutschen Brüder nun an allen Orten, Der Allen Heil und Allen Segen bringt. So freue Dich, mein Volk! — Gieb Gott die Ehre! Bring' Preis und Dank Ihm, Deinem Friedenssürst! In Lieb' und Frömmigkeit Dich nun zu Ihm bekehre; Er führt Dich so, daß Du Dich wundern wirst! Der längst ersehnte, von Tausenden erbetene und gewünschte Frieden, der dem uns im französischen Uebermuthe aufgedrungenen blutigen Kriege ein Ende gemacht hat, ist uns in den jüngstvergangenen Tagen verkündet worden. Mit Jubel und hoher Begeisterung ist diese Friedenskunde in allen deutschen Gauen begrüßt und ausgenommen worden. In Stadt und Land hat man durch Veranstaltungen von Festlichkeiten diesen echt deutschen Gefühlen Ausdruck gegeben, und Hohe und Niedere, Männer und Weiber, Greise und Kinder haben an allen Orten die Friedensbotschaft mit freu digem Entzücken und innigem Danke gegen den höchsten Friedensfürsten und allweisen Lenker der Geschicke der Völker ausgenommen. Auch in unserer Gemeinde Kreischa hatte diese Begeisterung Aller Herzen gehoben. Ein Verein deutsch gesinnter Männer hatte es veranstaltet, daß am Freitag Abend (d. 3. März) diesen patriotischen Gefühlen auf eine recht würdige, festliche und erhebende Weise Aus druck gegeben werden konnte. Nachdem von 6 bis 7 Uhr Abends die Kirchen glocken mit ihren ehernen Zungen allen Parochianen die Friedensbotschaft verkündet und Alle zur Betheili- gung an der Festfreude geladen hatten, versammelte sich in großer Anzahl auf dem bestimmten freien Dorf platze Alt und Jung, um zuerst dem Lenker der Schlachten ihren Tribut in dem mit Posaunenbegleitung gesungenen Lob- und Dankliede „Nun danket Alle Gott!" darzubringen. Fackelbeleuchtung und herrliche Illumination der nächsten Häuser trug nicht wenig zur Hebung der Feier bei. Von diesem Platze aus formirte sich der wohl von mehr als 2000 Theilnehmern gebildete Festzug unter Vorantritt des Musik- und hiesigen Männerge sangschores, beleuchtet von .vielen Fackeln und bunten Laternen, und bewegte sich durch die herrschaftlichen Parkanlagen, um dann von dem untern Ende des Dorfes sich auf der einen Seite hinauf, auf der andern Seite wieder herunter zu ziehen. Prächtig war die Billa des Herrn Baron von Macdonald erleuchtet, und auf steigende Racketen machten beim Vorüberziehen auf Alle einen überraschend freudigen Eindruck. Flaggen, in deutschen und sächsischen Farben, wehrten von mehreren Häusern, von denen manche recht sinnig er leuchtet waren. Nachdem dieser Festzug den ganzen Ort durch schritten hatte, beschloß auf einer Wiese vor dem herr schaftlichen Schlosse ein brillantes Feuerwerk diese, von Allen mit voller Befriedigung aufgenommene Festfeier. Nicht unerwähnt darf gelassen werden, daß auf mehreren umliegenden Höhen Freudenfeuer der weiteren Umgegend Zeugniß gaben, wie diese Friedensbotschaft uns selbst in ein heiliges, begeistertes Feuer versetzt hatte.