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für eine Nachricht, welche von mir und meinem treuen Volke auf's Wärmste begrüßt wird. Deutschland ist nach schweren Kämpfen zu ungeahnter Größe emporgestiegen, und mit Recht werden Mit- und Nachwelt Ew. Majestät als den glorreichen Gründer dieser neuen Aera preisen. Ludwig." Frankreich. In Paris ist man jetzt eifrig be schäftigt, der Stadt wieder zu ihrer normalen Physiog nomie zu verhelfen. Die Barrikaden werden weggeräumt, die Erdsäcke, welche die öffentlichen Gebäude schützen sollten, entfernt, das aufgerissene Pflaster wieder her gestellt. — Der Haß der Pariser gegen das Kaiser reich, das gestürzte, giebt sich in allerlei Weise zu erkennen. Die Proclamation Napoleons will man durch eine Motion beantworten, in der die Absetzung der Dynastie feierlich ausgesprochen und bestätigt wird. — Die Sterbli chkeit nimmt fortwährend ab; Lebens mittel sind jetzt im Ueberfluß vorhanden. —Mehrere Zeitungen zeigen an, daß sie während der Zeit der Besetzung von Paris durch die deutschen Truppen nicht erscheinen werden; die Bevölkerung wird wiederholt aufgefordert, sich während des Einzug still zu verhalten und in ihren Häusern einzuschließen. — In den Tuilerien ist man eiligst mit der Her stellung der Wohngemächer für den Kaiser Wilhelm beschäftigt. Am 27. Febr. ließ die Pariser Regierung amtlich bekannt machen, daß der Einzug der Deutschen in Paris am Mittwoch, den 1. März, erfolgen werde. Die Deutschen werden die Stadttheile zwischen der Seine, Faubourg St. Honors, Place Concorde und TherneS besetzen; sie werden in Staatsgebäuden, im Jndustriepalaste auf den ethnischen Feldern und in einigen größeren Kasernen einquartiert, keinerlei Requi sitionen vornehmen und die Hauptstadt unmittelbar nach Ratification des Friedens räumen. Kein Franzose darf bewaffnet oder uniformirt die von den Deutschen occu- pirten Stadttheile betreten. An diesem Triumphzuge werden sich da- Gardecorps, das 6. und 11. preußische Armeecorps, die beiden bairischen CorpS, da- sächsi- scheCorpS und die würtembergische Division betheiligen. In einer ferneren, von Picard unterzeichneten Kundgebung heißt eS: „Trotz aller Bemühungen ist eS unmöglich gewesen, den Einzug eines TheileS der deutschen Armee in bestimmte Stadtviertel von Paris zu verhindern. Wir haben nicht nöthig, den Empfin dungen Worte zu leihen, welche diese neue Prüfung in uns erweckt. Die Regierung würde dieselbe gern Paris erspart haben. Indessen die deutschen Unter händler machten den Vorschlag, auf da- Einrücken in Paris nur zu verzichten, wenn ihnen der wichtige Platz Belfort abgetreten werde. ES wurde ihnen darauf erwidert, daß, wenn es etwas gäbe, was Paris in feinen Leiden trösten könne, die« der Gedanke wäre, durch seine Leiden dem Lande eine« seiner Bollwerke wieder verschaffen zu können, welches noch in jüngster Zeit sich durch dm Widerstand unserer Soldaten aus gezeichnet hat. Wir wenden uns an den Patriotismus der Einwohner von Paris und beschwören sie, sich ruhig zu verhalten: für diejenigen, welche da« Geschick ver lachen hat, bleibt immer noch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft." Am 26. Febr. haben in Pari» mehrfache Un ruhen stattgefunden, indem u. A. die Aufrührerischen einen Polizeiagentm ergriffen und in die Seine warfen. Nachdem e» demselben gelungen war^ daß Ufer wieder zu gewinnen, trieben ihn die Aufrührer wieder in den Fluß zurück, in welchem er ertrank. Mehrere obrig keitliche Personen, welche ihn zu retten versucht hatten, flüchteten in eine in der Nähe befindliche Kaserne, um einem gleichen Schicksale zu entgehen. Der Einzug der deutschen Truppen in Paris hat neueren Nachrichten zufolge am Mittwoch, I. März, stattgesunden. Ueber Brüssel kommende Telegramme vom 1. März melden aus Paris: „Truppentheile des 6. und II. preußischen und 1. bairischen CorpS wurden heute vom deutschen Kaiser am Hhpodrom besichtigt. Die Avantgarde dieser Corps unter General Kamecke ist am 1. März Morgens in Paris eingerückt. Ruhe störungen irgend welcher Art haben nicht stattgefunden." Zu den Friedensunterhandlungen. Die am Sonntag, 26. Februar, in Versailles erfolgte Unterzeichnung der Friedens-Präli minarien, die wir am Montag Nachmittag durch ein Extrablatt zur Kenntniß unserer Leser brachten, ist nur der Vorläufer des Friedens selbst gewesen. Gleichwohl ist derselbe als vollendete und zweifellose Thatsache zu betrachten. Es ist von Anfang an der leitende Grundsatz der deutschen Diplomatie gewesen: daß man beim Friedens schlüsse nur solches Gebiet von Frankreich fordern, resp. zurückfordern wolle, dessen Bevölkerung noch wenigstens überwiegend deutsch sei, und daß über die deutsche Sprachgrenze nur dort und insoweit hinaus- gegriffen werden solle, wo ein dringendes Interesse der militärischen Sicherheit Deutschlands es gebieterisch fordere. Deshalb mußte auch auf der Abtretung von Metz beharrt werden, selbst auf die Gefahr hin, daß die Verhandlungen — wie die« nahe daran war — abgebrochen würden, obgleich Metz außerhalb der deutschen Sprachgrenze liegt. Eine gleiche strategische Nothwendigkeit für die Festhaltung Belfort'S scheint der große Generalstab nicht anerkannt zu haben, sonst hätte man eS wohl auch hier auf das Aeußerste ankommen lassen. Es ist nicht zu leugnen, wie sich in vielen Kreisen eine lebhafte Mißstimmung darüber kund giebt, daß Belfort an Frankreich zurückgegeben wurde; denn die energische Bestürmung dieser Festung durch unsere Truppen, da edle, auch dort vergossene Blut so vieler Tapferen, läßt die öffentliche Meinung Deutschlands eine Verzichtleistung auf Belfort nur schmerzlich empfinden. Doch mochte Graf Bismarck wohl Bedenken tragen, lediglich um Belfort'S willen eS auf eine Vereitlung des Friedens werkes und Erneuerung deS Krieges mit allen seinen Schrecknissen ankommen zu lassen, wie wenig auch Deutschland den letzten Ausgang eines solchen erneuerten Krieges zu scheuen gehabt hätte. Gleichzeitig mit der Unterzeichnung der Friedens präliminarien mußte der am Sonntag Abend zu Ende gegangen« Waffenstillstand verlängert werden (bis 6. März); doch wird hoffentlich der Tag nicht heran kommen, ehe der Friede gänzlich abgeschlossen. Die Friedensbotschaft kann von M« Allen nun als eine Freudenbotschaft begrüßt werden; denn eS ist keinem Zweifel unterworfen, daß Deutsch land nie einen ruhmreicheren Frieden als den gegen wärtigen abgeschlossen hat. . . ?