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Freitag. Nr. 18. 3. März 1871. vro^Quartal Wersterch-Zeüung. ML Amts- und Anzeige-Dlatt der Königlichen Gerichts-Aemter und Stadträthe zu Dippoldiswalde und /rauenstein. Erscheint Dienstagsund Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Nrranlmorsiichkr Redakteur: Carl Zehne in Dippoldiswalde. Tag es geschichte. Dippoldiswalde, 2. März. Der morgende Tag (Freitag, der 3. März) ist für die Wahlen zum Reichstage bestimmt. Versäume eS doch kein Wähler, seinen Wahlzettel rechtzeitig abzugeben! Es ist dies zu erwarten als eine Pflichterfüllung gegen die Partei, gegen die Sache, der wir gemeinsam dienen, gegen das Reich und daS Volk, deren Interessen der Reichstag wahren soll. Jeder Wähler gebe auf seinem Wahlzettel genau den Namen, Stand und Wohnort Dessen an, den man wählen will. Wir bemerken hier bei, daß auch die mit dem Namen eines Candidaten bedruckten Wahlzettel gültig sind; wo ein Wahl ausschuß leere Wahlzettel zum Beschreiben ausgegeben hat, da kann der Wähler sich dieser bedienen, aber er braucht es nicht z» thun; er kann eben so gut seinen geschriebenen oder gedruckten Wahlzettel mitbringen. Dann möchten wir uns noch speciell an diejenigen Wähler wenden, welche al« Arbeitgeber andere Wähler in ihrem Lohne und Brod haben und sie bitten, ihren Arbeitern am Wahltage so viel freie Zeit zu gönnen, daß Letztere ihren Stimmzettel zur Wahl abgeben können. So möge denn diese Reichstagswahl durch recht lebhafte Betheiligung der Wähler aller Klassen und aller Parteien ein günstiges Zeugniß ablegen fltr eine tüchtige politische Bildung und Rührigkeit unsere« Volkes. — Der für morgen angesetzte patriotische Unter haltungsabend muß wegen der im Rathhaussaale für das Friedensfest nöthigen Vorbereitungen ausfallen. Dresden. Vom Kaiser Wilhelm ist folgen des Telegramm an unfern König Johann gelangt: „Versailles, 27. Febr., Norm. -M Uhr. Mit dankerfülltem Herzen gegen die Vorsehung zeige ich Dir an, daß gestern Nachmittag die Friedenspräliminarien hier unterzeichnet sind, nach welchem der Elsaß, aber ohne Belfort, und Deutsch-Lothringen mit Metz an Deutschland abgetreten sind, 5 Milliarden gezahlt werden und Theile Frankreichs beseht bleiben bis zur Abzahlung dieser Summe. Paris wird theilweise beseht. Wenn die Ratification in Bordeaux erfolgt ist, stehen wir am Ende dieses glorreichen, über aüch blutigen Krieges, der uns mit Frivolität ohne Gleichen aufge zwungen wurde, an dem Deine Truppen einen so ehren vollen Theil nahmen. Möge Deutschlands Größe sich nun in Frieden consolidiren! Wilhelm." — Ein Extrazug brachte am Montag, 27. Fehr., Nachmittags !/i3 Uhr, die in Frankreich erbeuteten Kriegstrophäen nach Dresden. Unter denselben befanden sich außer 9000 ChassepotS mit Haubajonetten: 2 große Haubitzen, 1 gezogener 16Pfünder, 10 Mi- trailleusen und Feldgeschütze verschiedenen CaliberS. Die Geschütze sind vorläufig im Garten der PalaiScaserne aufgestellt, wurden am Donnerstag Mittag unserm König, der sie vom Balcon des GeorgenthoreS aus in Augenschein nahm, in Parade vorgeführt und dann im Zwinger aufgestellt. — Die Dampfschiff-Fahrten haben strom auf- und stromabwärts am Mittwoch wieder begonnen. Freiberg. Am 24. Februar starb hier ein in den weitesten Kreisen gekannter und geschätzter Mann, der Oberbergrath Or. Julius Weißbach, erster Pro fessor der Mathematik und Markscheidekunst an hiesiger Bergakademie, welche durch seinen Tod einen großen Verlust erleidet. Er war 1806 zu Mittelschmiedeberg bei Annaberg geboren. Leipzig. Für unsere nun bald heimkehren den und hier durchpassnenden tapfern Krieger wird auf dem Blücherplatze am Thüringer Bahnhof eine große Speisehalle erbaut. Das hiesige Centralcomite erläßt einen Aufruf, um sie würdig zu empfangen und bittet um Gaben an Geld und Naturalien dazu. Berlin. Der deutsche Reichstag ist auf den 16. März zusammenberufen worden. — Dem Reichstage wird ebenfalls der Friedensvertrag, dann ein Gesetz über die zukünftige Gestaltung von Elsaß und Deutsch-Lothringen, sowie über wichtige militärische Reorganisationen, vorgelegt werden. Bei Gelegenheit ves Friedensschlusses wird eine Amnestie in ausgedehntestem Maße erlassen werdend Es werden Seiten der Stadt großartige Vorbe reitungen zur festlichen Beleuchtung am Abend nach dem Eintreffen der Friedensbotschaft getroffen. Auch im königlichen und kronprinzlichen Palais «bereitet man Alles vor. — Der Magistrat wurde beauftragt, umfassende Einrichtungen für die Einquartierung der zurückkehrenden Truppen zu treffen, da außer den preußischen auch bairische, sächsische, würtembergi- sche und badische Truppen Berlin passiren werden. DeS Kaiser« Wille ist, daß beim Einzüge in die „Reichshauptstadt^ das ganze deutsche Heer vertreten sei. Nach beendigtem Kriege wird zum Andenken an unsere gefallenen Krieger eine allgemeine Landestrauer angeordnet werden. ' München. Der König hat an den deutschen Kaiser und König von Preußen in Versailles folgendes Telegramm gerichtet: „Jnnigst bewegt von der erhebenden Friedenskunde bringe ich Ihnen meinen tiefempfundenen Dank