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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redaeteur: I. G. Hartmann. ^»233 Erscheint mit AuSuahme der E»»»- und Festtage täglich Abend« und ist dnrch alle Postanftalteu z, beziehe». Sonnabend, den «. October Amtlicher Theil. " Dre-de«, 5. Oktober. Ihre Majestät dieKönigin sind mir Ihren Königlichen Hoheiten den Prinzessinnen Anna, Margaretha und Sophie gestern Nachmittag, Seine Majestät der König Abend« von Freiberg in Pillnitz und Seine Königliche Hoheit der Prinz Georg in Dresden eingetroffen. Verordnung, die Eiunehmeraebühr für die Erhebung der außer - vrdrnttichen Gewerbe- und Persovalsteuer auf da- Jabr 183S betreffend; vom 29. September 1855. Wegen der Einnehmergebühr bei der außerordentlichen Gewerbe- und Personalsteuer wird die in §. 5. der AuS- sührungS - Verordnung zum Finanzgesetze vom 16. August 1855 (S. 317 deS Gesetz- und VecordnungS - Blatts vom Jahre 1855) vorb,halten» Bestimmung'für das Jahr 1855 hiermit in Folgendem ertheilt: Für Erhebung, Ablieferung und Berechnung der durch das vorgedachte Finanzgesrtz vom 16. August 1855 §. 2. unter b. bi», ausgeschriebenen außerordentlichen Gewerbe- und Personalsteuer wird auf das laufende Jahr von der baaren Einnahme an Einnehmergebühr bewilligt: , ein halbes Procent den Städten Dresden, Leipzig und Waldenburg, ingleichen der Steuergemeinde Lichtewalde im Steuerbezirke Augustusburg, ein Procent den Mittelstädten, ingleichen folgenden Steuergemeinden, alS: GückelSberg, i Hohenfichte, ? im Steuerbezirke Augustusburg, Plaue mit BernSdorf, ' Schönau, im Steuerbezirke Chemnitz, Hainsbach, (HainSberg) > Loschw^tz,"' i steuerbezirke Dresden, Lied^-Lößuitz, 1 Herrnhut im Steuerbezirke Löbau, Miltitz im Steuerbezirke Meißen, vk'-'-»"'-«- und Bockwa, Cainsdorf, Liebschwitz, k Nieder-Lößnitz, - im Steuerbezirke Zwickau, Nieder-Pfannenstiel, Nieder-Planitz, i Schedewitz, / und zwei Procent den sämmtlichen übrigen kleinen Städten und Ortschaften d,S platten Landes. ' §2. Wegen Berechnung der Einnehmergebühr sowohl bei der Grund- als bei der Gewerbe- und Personal-Steuer, ingleichen wegen der Art und Weise, wie bei beiden Abgabenbranchen die außerordentliche Steuer auf Einnahme und Ausgabe zu berechnen, ist den diesfalls für das Jahr 1850 ertheilt ge wesenen besonderen Vorschriften vom 18. Oktober und 14. November 1850 allenthalben nachzugehen. Hiernach haben sich die Steuerbehörden und sonst Alle, die cS angeht, gebührend zu achten. Dresden, am 29. September 1855. Finanz-Ministerium. Behr. Zenker. Nichtamtlicher Theil. Nederstcht. Lagesgesehiehte. Telegraphische Nachrichten auS St. Petersburg. — Freiberg: Zur Anwesenheit der König!. Majestäten. — Dresden: Staatsminister vc ZschinSky. — Wien: Noch nichts Näheres über die Finanzoperationen bekannt. Das Conrordat betreffend. Erzherzog Heinrich. Neue Bewaffnung der Infanterie. Der Getreidehandel auf dem asowschen Meere den Neu tralen gestattet. — Linz: Geschwister der Kaiserin in Ischl eingetrvffen. — Berlin: Preußen hak keine Ver- mittelunqSanträge an die Westmächt, gerichtet. — Köln: Die Grundsteinlegung zur Rheinbrücke durch Se. Maj. den König vollzogen. — Thorn: Rinderpest. — Karls- ruhe: Der Regent zurück. — Wiesbaden: DaS neue Jagdgesetz publirirt. — Koburg: Hofnachrichten. Beleuch- tungSangeleqenheiten. — Gotha: Die Motiv, zur Reise deS Herzogs nach Paris. Vermischtes. — Paris: Die Einführung der Fleischtaxe. Trupp,nsendunqen nach dem Oriente. TheuerungSzulagen. Der Schluß der Ausstellung zum 15. Novbr. anberaumt. — Madrid: Neue Armeeorqanisation beantragt. — London: Mi litärische Beförderungen. Transportschiffe leck zurück gekehrt. Russische Gefangene sind abgegangen. — Ostsee: Die Rückkehr englischer Transportschiffe und Mörserboote. Ein Theil der Flotte vor Riga. — AuS der Krim: Die neuesten Bewegungen der Alliirten. — Haiti: Etikette Reglement. Local- und Provinzialangelegenheiten. Leipzig: vr. Kern'S Erziehungsanstalt. — Chemnitz: Ein Brand stifter verhaftet. — Zwickau und Bischofswerda: Schadenfeuer. Feuilleton. Vermischte-. Inserate. Börsennachrichtev. Tage-g-Schichte. Telegraphische Wkwehrtehte«. St. Petersburg, Donnerstag, 4. October*). Fürst Gortschakoff meldet aus der Krim vom 3. October Abends: Gestern machte der Feind eine Bewegung gegen unsre linke Flanke, zog sich jedoch bald wieder zurück. Unsre Vorposten halten die früher innegehabte Linie wieder besetzt. Gegen die Nordseite SebastopolS unternehmen die Alliirten nichts. *) Singcgangen Abends noch Ausgabe unser« gestrigen Blatte«. Freiberg, 4. Oktober. Gestern Abend wurde den Königlichen Majestäten zum Schluß von der hiesigen Ein wohnerschaft ein Fackelzug gebracht: er war vielleicht der schönste und gelungenste, der je hier gesehen worden ist. Vierhundert Fackeln von Einwohnern jeden Standes ge tragen und von zwei Musikchören begleitet, erschienen in einem langen Zuge durch die Stadt sich bewegend, umgeben von Tausenden von Zuschauern, bald nach 8 Uhr vor dem „Hotel de Saxe". Als die Aufstellung erfolgt war, brachte Stadtralh Löhr im Namen der Stadl Sr. Majestät dem Könige und Seinem ganzen hohen Hause nach einigen ein leitenden Worten ein dreimaliges Hoch. Begeistert stimm- Dir französische Armee im Jahre I8S4—18SS (Schluß au« Nr. 132.) Bon hoher Bedeutung ist daS trefflich ausgebildete Genie« rorpS. E» zählt 3 Regimenter und die Genie-Lompagnien der Garde. Jede« Regiment hat 2 Bataillone zu 9 Keldcompaguien, welche auS Sappeur» und Mineur» bestehen und IL2 Mann stark stad, und 1 Traincompagnie mit 100 Soldaten und 2vo Pferden. Zu ihnen können noch 2 Lompagnien Genie-Arbeiter gerechnet werden, mit denen daS Genie-LorpS eine ungefähre Stärkt von 8000—9000 Mann erreicht. Der vorzüglich organistrte Sanitätsdienst wird von ü In spekteurs, «8 Prinripaur, 6« OrdinaireS, 28L Majorö, 45 Ad- joint», 468 AideSMajorS, 460 SouS-AideS und von in 6 Com» pagnien formirten 1700 Krankenwärtern versehen. Da« Trainwesen ist in 6 Park« eingetheilt und zählt 7000 Rann nut 12,000 Pferden. Bon der Tüchtigkeit der franzößsthen Reiterei hat man in Deutschland kein» sehr hohe Meinung, und der Verfasser scheint «S kaum zu wagen, dieselbe heben zu wollen, doch glaubt er, daß »an jene häufig unterschätzt. Zugestehen muß er allerdings, daß Frankreich kein Pferde züchtende« Land ist und die Fran zosen kein Reitervolk und schlechte Pferdewärter find, er macht aber dagegen al« einen sehr zweifelhaften Vorzug geltend, daß deshalb die Pferde, von Jugend auf an geringe Sorgfalt ge wöhnt, desto abgehärteter find. Wa« der Reiterei an Qualität abgeht, soll die Quantität ersetzen, denn fie besteh« au« 74,000 Rau« mit cirra 7st000 Pferden. Der Kaiser widmet dem Re- «ontewefe» die größte Sorgfalt und eS bestehen gegenwärtig Feuilleton. 7 große Remontedepots und 18 Rebendepot«. Mit der Zeit hofft man, wenigsten« die leichte Reiterei au» den algierischen Militär stutereien beritien machen zu können. Die Elsässer, Lothringer und Ronnannen werden vorzugsweise zur Reiterei auSgewählt, die sich besonders in Führung der blanken Waffe auszrichnet, wie ja jeder Franzose überhaupt ein geborner Fechter ist. Außer 2 neu errichteten Regimentern Kaisergarde bildet die erste Haupt- abtheilung die Reserve- oder schwere Lavalerie. Sie besteht auS 2 Larabiniers- und 10 Kürasfierregimentern, da» Regiment auS 6 EScadronö zu 178 Kombattanten mit 173 Pferden. Die ge« sanimte Reserve-Lavalerie würde, wenn fie, wa» gegenwärtig noch nicht der Fall, auf vollen Kriegsfuß gebracht ist, mit un- gefähr.15,000 Pferden in daS Feld rücken können. Dieselbe ist nur für dir geschloffene Attake bestimmt und führt einen langen, spitzen Pallasch als Hauptwaffe, außerdem ist sie mit großen, schweren, metallenen Helmen und schußfesten Brust- und Rücken küraffen versehen. Die ungemein wichtigen Pferde, für welche ein durchschnittlicher Remonleprei« von 30 LouiSd'orS bezahlt wird, haben jedoch ein schwerfällige», plumpes Ansehen. — Die sogenannte Lavalerie der Linie enthält 12 Dragoner- und 8 LankierSregimenter, da- Regiment ebenfalls zu 6 ESradron«, die ESradron zu 188 Kombattanten mit 183 Pferden, und bildet ein LorpS von 22,000 Mann. Die Dragoner find ebenfalls mit Stoßpallasch und Carabiner bewaffnet, der jedoch nach Anficht deS Verfasser» zu lang und zu schwer ist. Die Lanrier» führen Säbel und Lanze, letztere mit geringer Geschicklichkeit, und find schlecht beritten. L» wird hierbei erwähnt, daß, im Fall Frank reich noch bedeutende HeerrSmassen in Europa bedürfe« sollte, Pret« fiir da« Werteljahr 1«h Thaler. Lnserttsn«. Gebühren fiir den «a»m el«er gespaltenen geile 1 Nengrvschen. 18S5 ten die Tausende, die in feierlichster Still« der Rede gefolgt, in daS auSgebrachte Hoch «in, während bengalische Klam men den ganzen Schauplatz erleuchteten. Dann trug der Bürgergesangverein unter musikalischer Begleitung einige Gesangstück, vor. Der lebhafteste und herzlichste Dank Ihrer Majestäten ward den Sängern und den Führern deS ganzen schönen Schauspiels zu Theil. Es herrschte nur eine Stimme darüber, daß das Ganze als höchst gelungen be zeichnet werden müsse. Und hätten Se. Majestät nicht gleich anfänglich den entschiedenen Wunsch ausgesprochen, daß von einer Beleuchtung der Stadt in Rücksicht auf den Druck der Zeit abgesehen werden möge, Freiberg würde eine Illumination veranstaltet haben, wie sie nur immer seine materiellen Mittel und die Gefühle der Bürgerschaft auSzuführen vermocht haben würden. Viele hatten bereit» Vorbereitungen dazu getroffen, al» der Wille Sr. Majestät — noch vor der Ankunft in Freiberg — bekannt ward. — Auch der heutige Morgen ward zuvörderst dem Dienste deS Herrn in der katholischen Kirche gewidmet, wohin wie jede-mal, so auch am heutigen Morgen viele Protestanten folgten. Darauf ward die fiskalische Schrolhgießerei be sucht, sowie da- orthopädische Institut deS Turnlehrers Nitzsche. Se. Majestät der König sprachen dem Vorstande desselben Ihre Anerkennung auS. Gegen 10 Uhr rüsteten Sich die Höchsten und Hohen Herrschaften zur Abreise. Offiziere, Behörden und Korporationen nebst der CEMMUnalgarde, sowie eine zahlreiche Volksmenge waren zugrgMäisGm den Schei denden die Gefühle der Verehrung nSvMurch ein drei- maligeS Hoch auSzudrücken. Der KönHHsvwöhl al» die Königin drückten durch Wort und Hand'*Jhre hohe Freude aus. Während Se. Majestät der König in Begleitung deS OberberghauplmannS v.^Aeust auf einem kleinen Umwege nach der „Himmelfah^^ um dort noch eine Erzwäsche zu sehen, die Straße IMMtzochschönberg einschlugen, um den bekannten Stollen Al Wichtigen, reisten Ihr« Majestät die Königin nebst dH» HPnzen Georg und den Prinzessin nen Töchtern nach DreSdep dizfkt zurück. Die besten und aufrichtigsten Wünsche ßsmeiteten die Königlichen Majestäten und Ihre Familie. DWPßlich darf nicht unerwähnt bleiben daß, obschon so viele Tausende namentlich deS Abends in unsrer Stadt anwesend waren, doch nicht die mindeste Un ordnung, auch nicht der geringste Unfall vorgekommen ist. Dresden, 5. Oktober. Es gereicht uns zur Freude, mittheilen zu können, daß in dem Befinden Sr. Exeellenz deS Herrn Staat-ministerS vc. ZschinSky, welcher an eine, Herzbeutelentzündung leidet und feit einigen Tagen das Bett hüten muß, heute «ine merkliche Besserung eingetreten ist. DaS heut, Morgen auSliegende ärztliche Bulletin zeigte an, daß die Nacht, obgleich daS Hüsteln etwa« häufiger geworden, sehr ruhig gewesen sei und der Fieberzustand sich nicht ver mehrt habe. Wien, 3 Oktober. Die „Oest. Ztg." schreibt: Dem Vernehmen nach werden die beabsichtigten Maßnahmen de» Finanzministerium- der Direktion der Nationalbank bei ihrer morgenden Sitzung mitgetheill werden. ES versteht sich von selbst, daß unmittelbar hierauf auch daS große Publikum in di, Kenntniß derselben gelangen wird. — Die Publi kation deS ConrordateS dürfte noch durch den Umstand ver zögert werden, daß gleichzeitig wenigsten« die wichtigsten Ausführungsverordnungen publirirt werden sollen. Im Früh jahr werden sich dann di, sämmtlichen Bischöfe von Oester reich in Wien versammeln. Wir wiederholen unsre frühere Nachricht, daß die Abreise Sr. Eminenz de« Cardinal«- Pronuntiu« schwerlich vor dem Frühjahr — und vor dem Zusammentritt dieser Versammlung — erfolgen wird. Wie», 4. Oktober. (T. D- d. C. B.) Dir heutige „Oester- di« Linien-Lavalerie noch um 16,000 Mann vermehrt werden könnte, waö freilich nicht» Anderes beweist, al» daß noch viel Material zu solcher Lavalerie in Frankreich vorhanden ist. — Die leichte Lavalerie besteht au» 24,000 Mann, und zwar an» 12 Regimentern Oiwnseur» « ckevnl und 9 Regimentern Husaren. Da» Regiment hat ebenfalls 6 EScadron» mit 198 Lombaitanten und 193 Pferden. Diese leichten Reiter wissen Säbel und Lara« tiner geschickt zu handhaben; aber ihre meist schlechten Pferde, auf denen fie zwar kühn darauf loSjagrn, haben sie nicht in der Gewalt und fie können sich überhaupt in keiner Hinficht mit den entsprechenden Truppen der österreichischen und preußischen Heere messen. — Eine ungleich tüchtigere, und zwar wirklich ausgezeichnete Truppe, welche sich bei jeder Gelegenheit hervor- thut, ist die sogenannte afrikanische Reiterei. Zu ihr gehören die mit trefflichen maurischen Hengsten berittenen 4 Regimenter 6luw,eurs «l'^sriqu« in einer Stärke von etwa- über 3000 M. In ihren Reihen befinden fich nur länger gediente, erprobte Leut,, größtentheil« Franzosen, aber auch Deutsche, Polen und Ungarn. Sie find ebenfalls mit Säbeln und Karabinern be waffnet. — Ein eigenthümlichr» LorpS von 3600 Mann bilden die oft genannten 3 Regimenter Spahi», durchgehend» mit maurischen Hengsten beritten und völlig orientalischer Aus rüstung und Bewaffnung versehen. Sie bestehen hauptsächlich au» Eingebornrn und haben in Algen,n ausgezeichnete Dienste geleistet, taugen aber nicht für die geschloffene Fechtart und lassen sich überhaupt schwer diScipliniren. Der durch und durch tüchtige, theoretisch wie praktisch wohl geübt« Generalstab besteht außer den Gennalen, die zu Führung