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Dresdner Journal. verantwortlicher Skcdaekenr: I. G. Hartmann. 1855 Erscheint mit «n-nahme der Sonn. drei« für da« Vierteljahr 1^ Thaier. M/Nv "" «'--g' täglich Abends »nd ist Tonntllll, vtN W Tevtemver. Snstttt»«. Gebühren für den Rann, »M bnrch nlle P-stanstaltrn z, beziehen. " , einer gespaltenen geile I Nengr,scheu. Abonnements - Einladung. Mik dem 1. Oktober beginnt ein neues vierteljährliches Abonnement auf da« ,, Dresdner Journal". Bestellungen für auswärts sind an die nächstgelegenen Po starr« stalten, für Dresden an dl« unterzeichnete Expedition zu richten. Der Preis beträgt in Sachsen vierteljährlich Thaler. DaS „Dresdner Joiyuas" ist da« officielle Organ der königl. sächsischen StaatSregierung und die einzige der hier erscheinenden Zeitungen, welche direkte telegraphische Depeschen über wichtige politische Ereignisse bringt. Außerdem «DtwUtz-dasselbe in feiner Abend« für den folgenden Tag erscheinenden Nummer bereits telegraphisch dir Börsenkurse aus Wien. Berlin und Leipzig von demselben Tag«: Für Inserate aller Alrt kann da«„Dre«dner Journal", dessen zahlreicher Leserkreis noch fortwährend im Wachsen ist, ganz besonders empfohlen werden. Die Jnser« tionSgebühren betragen str die gespaltene Zeile oder deren Raum nur 1 Ngr. Dresden, im September 1855. —' König!. Expedition des Dresdner Journals. Nichtamtlicher Lheil. Nedersicht. Dagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten aus Paris. — Dresden: Königliches Geschenk zur Spei sung der Armen. Der königl. preußische Gesandte zurück. — Wurzen: Zur Anwesenheit Sr. Maj. de« Königs und de« Kronprinzen. — Leipzig: Meßbericht. — Wien: Anordnungen wegen der SonntagSfeier in Un garn. Erzherzog Karl Ludwig zum 26. in Innsbruck er wartet. Probefahrt auf der Brünn - Rossiher Eisenbahn. — Berlin: Zur Reise der königlichen Majestäten. Die geringe Begründung der Frieden-gerüchte. Die bevor stehenden Wahlen. — Magdeburg: Erlöschen der Eholera. — Kassel: Eröffnung ve« Landtag«. — Mainz: Ankunft deS Prinzen von Preußen. — Frankfurt: § Der König und die Königin von Preußen durchpassirt. Vermischtes. — P a r iS: Zur Nahrungsmittelfrage. Trup pen nach dem Orient. Da« Gerücht von einem Ein falle französischer Flüchtlinge. Abd - el - Kader. Said Paschas Rückreise. Drei Eavalerielager abbesiellt. Die Reise d,S Prinzen Napoleon. — Neapel: Absetzungen Madrid: Dle Lage de« Schatze«. Keine Truppenver- j Minderung. Die neue Palastordnung. Vermischtes. — Ostsee: Die neuesten Nachrichten von der Flotte. Un brauchbarkeit der neuen Raßeten. — Au« der Krim: Di, neueste Depesche de«' Marschalls Pslissier. Eine Meldung de« General« Simpson. Der „Surr" über den Schlag der Enqkänvdr äm Redan. Local- und Provinzialangelegenheiten. Dresden: Zur ReligionSfriedenS-Jubelfeier. — Ehern nitz. Adreß buch. Ein flüchtiger Laufbursche. — Zwickau. Eisen- babnunfall. — Glauchau: Vermischte«. Feuilleton. Inserate. Tageskalender. Börsennachrichten. Tagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. Paris, Sonnabend, 22. September *). Der hentige „Moniteur" widerlegt das Gerückt, daß von einem der Hundert-Garden ein Mordversuch auf den Kaiser gemacht worden sei. Die Polizei forscht der Urheber schaft dieser strafbaren Erfindung nach. Ihre Ma jestäten waren gestern in Malmaison. Marschall Pölisfier meldet unter dem IS. Sep tember auS der Krim: Wir sind beschäftigt, die von den Russen bei ihrem Rückzüge in der Rhede von Sebastopol versenkten Geschütze aufzusuchen und her auszuheben. Die von unö auf der Südseite aufgefun- denen russischen Pulvervorräthe betragen 2tt0,tt00 Kilogramme (tvvv Ctr.) Admiral Bruat berichtet in einer Depesche vom IS. September, daß vom S bis II. d. M. im asow- schen Meere 73 Fischereien, Ü8Magazine und S8 Fahr zeuge verbrannt worden seien. *) Eingegangen Nachmittag« ^2 Uhr. Dresden, 22. September. Heute ist nachstehende Be kanntmachung veröffentlicht worden: „Seine Majestät der König haben Sich alkergnäbigst bewogen gefunden, zu Spei sung der Armen am 25. September diese» Jahres die Summe von „dreihundert Thalern" au« der Eioilliste zu bestimmen und geruht, diese Summ, heul, an den Unterzeichneten ver abfolgen zu lassen. Indem diese allerhöchste Entschließung unsecS gütigen und allverehrttn LandeSherrn wir zur Kennt- niß der Bürgerschaft bringen, wissen wir, daß sie überein stimmt mit uns in dem unfern dankerfüllten Herzen ent strömenden Wunsche: Den König segne Gott! Dresden, den 2l. September 1855. Der Rath der königl. Residenz- und Hauptstadt Dresden. Pfotesthauer, Oberbürger meister." — Der königl. preußische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister am hiesigen Hofe, Graf v. Rebern, ist von seiner Urlaubsreise zurückgekehrt. r Würze«, 2l. September. Die Abreise Sr. Ma jestät de« König» zur Rückkehr nach Dresden ist hier gestern Nachmittag 5 Uhr erfolgt. Nach aufgehobener Tafel haben Se. Majestät in Begleitung Sr. Königl. Hoheit de« Kronprinzen und dec königlichen und städtischen Beam ten noch zu Fuß da« königl. Landgericht, die Gefängnisse, Sie Eiserne, dir ehrwürdige Stiftskirche (in welcher wäh rend der Anwesenheit de« Königs die treffliche Orgel durch unfern Organisten gespielt ward), daS CapitulShauS, end lich auch di, Kleinkinoerbewahranstalt zu besuchen geruht. Die ganze Stadt bot nicht nur äußerlich mit ihren Fahnen, Flaggen, Ehrenpforten unv Blumengewinden ein sehr hei leres und ansprechende- Bild dar, sondern auch die Bevöl kerung selbst war in allen Schichten über das ihr zu Theil gewordene Glück auf da« Freudigste bewegt und von dec Huld und Gnade unsers erhabenen Monarchen so innig er griffen, daß dieser Tag, wie er ein lange ersehnter gewesen, un« auch ein unvergeßlicher sein wird. Ueber den Sr. Ma jestät in unsrer Slaot gewordenen Empfang haben Aller- höchstdi,selben Sich gegen den Bürgermeister Hirschberg in den gnädigsten Ausdrücken zu äußern geruht.— Se. Königl. Hoheit der Kronprinz weilt hier seit Sonntag, den 16. d. Mts., wo Höchstberselbe Abends ^9 Uhr ankam und von dem Offiziercorp« der hier im Canionnement stehenden Bri gade, sowie auch den königl. und städtischen Behörden ehr furchtsvollst empfangen wurde. Am Montag gab die Ge sellschaft „Harmonie" den Offizieren des EantonnementS auf dem geschmackvoll decorirtrn RathhauSsaale einen Ball, zu welchem auch Se. Königl. Hoheit geladen war und den Er mit Seiner Gegenwart mehrere Stunden beehrte. Am Dienstag Abend geruhte Se. Königl. Hoheit, von der hie- ' sigen Liedertafel ein Ständchen entgegenzunehmen und Seinen Dank dafür in der huldvollsten Weise auszudrücken. z» Leipzig, 21. September. (Meßbericht.) Je leichter das Reisen durch daS immer weiter auSgesponnene Eisen bahnneh den Handeltreibenden gemacht wird, desto mehr Hal daS Meßgeschäft in Sachsen und in andern Fabrikstaaten seinen fcühern Charakter verloren. Sonst concentrirle sich der Großhandel fast nur allein auf die Messen, jetzt wer den die Fadrikorte, wenn die Geschäfte gut gehen, daS ganze > Jahr hindurch nicht leer von Einkäufern auS den entfern testen Ländern und auch die meisten der hiesigen Lager ha ben, waS noch durch die auSgesendeten Reisenden vermehrt wird, fast unausgesetzt Mess,. DaS sich so gestaltete Ge schäft war besonders im Laufe dieses Sommers lebhaft, weil eineStheils daS sogenannte griechische wie auch das russische Geschäft gut war, und Amerika sich mit jedem Tage mehr zu erholen begann. Demzufolge sind die meisten unsrer Fabrikanten für gewisse Artikel den ganzen Sommer über sehr beschäftigt gewesen und eS hatte sich, besonder« für wol lene Artikel, auch schon darum mehr Frage nach diesen ein gestellt, weil die hohen Preise de- RohproductS der ver mehrten Fabrikation hinderlich gewesen war. Diese Ver hältnisse ließen im Allgemeinen eine gute Messe erwarten, zumal auch die Lager der Kleinhändler auf dem Eontinent allenthalben sehr gelichtet sind, wie die letzten auswärtigen Messen bewiesen haben- Und werfen wir einen Btzck auf die in dieser Woche begonnenen hiesigen Meßgeschäfte, so scheint sich jene Erwartung auch zu rechtfertigen. Die Le- dermesse nahm zwar, wie immer, erst am Montage ihren , Anfang, doch wurve schon in der Woche vorher von dem, »vaS von Sohlenleder zur Stadt kam, manche Post verkauft und einige Fabrikanten hatten schon geräumt, bevor die Messe angegangen war. Heute ist dieselbe vollständig been det und von der Einfuhr wohl kaum etwa» unverkauft ge blieben. Näheres darüber kann zwar erst in nächster Woche mitgetheilt werden, doch ist soviel davon bekannt, daß die Preise ansehnlich höher als vorige Messe waren. Die Tuch- messe wurde bisher hauptsächlich nur von der deutschen Kundschaft frequentirt; die anwesenden Grossisten auS dem Orient rc. haben größlentheilS ihre Einkäufe noch verscho den, weil sie später in größer» Partien billiger anzukommen gedenken, klebrigen« war der Verkauf bisher recht lebhaft und man bewilligte 2 bis 3 Thlr. pr. Stück mehr al« an der vorigen Ostermesse. Für die übrigen Hauptartikel zeigte sich ebenfalls allenthalben Begehr und es läßt sich durchweg ein« nach den lheuern Leben-Mitteln bemessene gute Messe erwarten. Wien, 20. September. Die „Oest. Eorresp." schreibt: Dir Wahrnehmung, baß an Sonn- und Feiertagen die ihrer Heiligung entsprechenden Rücksichten nicht gehörig be obachtet werden, und daß die Behörden in dieser Hinsicht nicht gleichförmig Vorgehen, hat da- Gouvernement de« Kö nigreichs Ungarn veranlaßt, mit Genehmigung deS k. k. Mi- Die orientalische Frage. Geschichtlich entwickelt von L. LH. I. (Fortsetzung au« Nr. 217.) Ein nun gestiftete- unabhängige« Reich unter ihrem zweiten Enkel hält« jedenfalls einen Aufruf an alle Völker Europa« ver anlaßt, sich dorr anzufiedeln, wie die Kaiserin einen gleichen für die freie Schifffahrt auf dem Pontu« 1784 erlassen hatte. Man fragt sich, wa» würde geworden sein, wenn die Millionen, die seit Ende de« vorigen Jahrhundert« nach Westen gingen, sich zur Hälfte wenigsten« sriwem im Osten angestrdrlt hätten? Sollte Jemand darauf antworten: E« ist nicht geschehen, folglich hat e« nicht sein sollen und wird nicht kommen, so muß man darauf ant worten, daß auch die Geschichte ihre größten Werke nur mit kleinen, unscheinbaren Keimen beginnt, die erst im Laufe der Zeit erstarken und zu welterschütiernden Begebenheiten anwachsen. Zwischen Helene, der ersten Pilgerin, und den Kreuzzügen liegen viele Jahrhunderte - e« ist aber nicht zu läuqnen, daß jene fromme Sitte mit der Kaiserin Helene begann, welche durch die nächsten Jahrhunderte allgemein wurde und zuletzt den Charakter der Kreuzzüge annahm. Da« plötzliche Emporschwellen Amerika» svrichr nicht für seine lange Dauer, die Beschaffenheit der neuen Welt überhaupt noch weniger. Metalle sind dort im Ueberfluß, Pflanzen gedeihen in Amerika wunderbar, di« Thierwelt ist geringer al» die der andern Weltiheile, aber der eingeborne Mensch ist hinfälliger, schwacher Natur. Man zählt seit der Unabhängig- krit«erklärunq der Vereinigten Staaten noch nicht einmal ein Jahrhundert; die vorhergeganqene Zeit ist ohne alle Geschichte und die beispiellose Macht, welche jener Staat in «lwa 70 Jahren Feuilleton. gewann, ist unnatürlich. Welche Wei-Heit bürgt dafür, daß unter den Amerikanern europäischer Abkunft nach einer Reihe von Jahren nicht da« Siechihum so rinirete, wie bei der amerika nischen Kartoffel in Europa? Die Kaiserin Katharine fand mit ihren Gedanken nur An- klang in einer ihr verwandten Natur, in Joseph ll., während Friedrich der Große sich dagegen sträubte und die Erhaltung der Türkei al« ein noihwendige« europäische« LebrnSprinrip be zeichnete. Nach der Besitznahme der Krim durch die Russen erklärte des halb die Pforte vier Jahre später unter Einfluß dreier protestan tischer Staaten den Krieg von Neuem an Rußland. Bride Reich» waren nicht vorbereitet, aber Kaiser Joseph II. stand seiner Verbündeten bei, ohne den Autgang de« für Oesterreich durchaus nicht rühmlichen Kriege« zu erleben; auch erfolgte durch Preußen« Vermittelung der Friede zwischen Oesterreich und der Pforte früher, al« mit Rußland. Im Jahre I7S2 bestätigte der Friede von Jassy den Dniepr al« Grenz« zwischrn Rußland und d«r Türk«i, wrlchrr d«r Krieg üb«r L00000 M. und SOV Mill. Thlr. gekostrt halt«. Kacharin« war dem Orirnt um Virlr« näher gerückt, allein drr Plan eine« griechisch«,, Reiche« schien sich des gleichen um so weiter au« ihren Wünschen entfernt zu haben. Der Anfang de« letzten Jahrzehnde« vom 18. Jahrhundert erregt« näher gelegene Interessen, al« dir angeschlagene orientalische Frage. Die erste ihrer neuen Schöpfungen hatte sie noch gesehen; e« war Sebastopol; die zweit« auf dem neu eroberten Gebiete, Odessa, konnte fie nur taufen lassen, aber nicht mehr schauen. Die orientalische Frage war durch st« angeregt worden, während da« griechische Reich mit ihr gestorben zu sein schien, denn auch der Kaiser Paul konnte durch die veränderte Weltlage diesem Gedanken nicht huldigen. E« kam in ganz entgegen- gesetzten Sinne unter diesem Regenten die unwahrscheinlichste aller Verbindungen zu Stande, indem sich Rußland mit drr Türkei und England gegen Frankreich stemmte. Seit dem Frieden von Jassy tritt der Zustand der Türkei al« ein in sich un- haltbarer mehr hervor, al« je zuvor; e« ist der Zustand Rom« im dritten Jahrhundert seiner Kaiser. Empörungen der Mame lucken in Aegypten, der Zanilscharen in den Provinzen, voll kommen organifirte Räuberhorden verödeten da« schöne Land mehr und mehr. Der Sultan Selim, im Vorgefühl de« nahen Untergänge«, wollte sich deshalb zur europäischen Eivilisaiion be kehren, ohne zu begreifen, daß dieselbe dir Frucht vieler Jahr hunderte christlicher Herrschaft ist. Er setzte deshalb einen StaatSrath ein, der de« Großvezirr« Gewalt beschränkte, den Sultan selbst an gewisse Formen band. Diese neuen Ein richtungen zu bekämpfen, erhob PaSwan Oglu da« Schwert und demüthigte di« Pforte dadurch, daß fie mit einem Rebellen einen jahrelangen Krieg erfolglos führte und ihn zuletzt in seinen An sprüchen anerkennen und zum Pascha von Wtddin einsetzen mußte. E« war da« Vorspiel der serbischen und drr später« griechischen Revolution. Ware« auch die Russen und Türken am Schluffe de« »origen Jahrhundert« gegen Frankreich verbündet gewesen, so hatte »er franzößsche General Sebastians doch von Neu«» so viel Ansehen über den Divan gewonnen, daß die Psou« 1806 von Reue» den Krieg an Rußland erklärte, al« dir« Reich in den preußisch-