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Dresdner Journal. Drrantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. ^V214 <Rrschet»t mit A»«»ahme der Sonn« »»d Festtage täglich Abend« »ad Ist d»rch alle Postaastaltra z» beziehe». Freitag, den 14. September. Preis für da« Vierteljahr 1^ Thaler. Jnsertio»«»Gebühre» für de» Raum einer gespaltearn Zelle I Neagrosche». 1855 Amtlicher Theil. Verordnung, das Verbot der Zahlung mit fremdem Papiergelde in Stücken unter zehn Thalern betreffend. Wir, Johann, von Gottes Gnaden König von Sachsen rc. rc. rc. finden UnS, auf Grund von tz. 14 des Gesetzes vom 20. Juli 1840, bewogen zu verordnen, wie folgt: §. 1. Fremdes Papiergeld darf, insoweit die einzelnen Stücke desselben auf geringere WerthS-Beträge als zekn Thaler im Vierzehnthalerfuße lauten, zu Zahlungen nicht gebraucht werden. Der Umtausch solchen fremden Papiergeldes gegen König!. Sächsisches oder im Verkehr zugelasscneS Geld unter liegt diesem Verbote nicht. s- r. Dem fremden Papiergelde gleichgeachtet werden die in einem fremden Staate, sei eS vom Staate selbst oder von Korporationen, Gesellschaften oder Privaten auSgegebenen Banknoten ober sonstigen auf ven Inhaber lautenden un verzinslichen Schuloverschreibungen. 3. Wer dergleichen fremdes Papiergeld (ß. 1 und 2) zu Leistung von Zahlungen auSgiebt oder anbietet, verfällt in eine polizeiliche Geldstrafe bis zu fünfzig Thalern. S- 4. DaS Verbot tritt mit dem 1. Januar 1856 in Kraft. Wir behalten Uns jedoch vor, die nach Maßgabe besonderer Verhältnisse etwa erforderlich werdenden Ausnahmen, so wie die Zulassung einzelner Gattungen fremden Papiergeldes in Folge von Verabredungen mit auswärtigen Regierungen durch besondere Verordnung <u bestimmen. Dresden, den 8. Juli 1855. (1.8) Johann. Friedrich Ferdinand Freiherr von Beust. Johann Heinrich August Behr. Bekanntmachung, die neuro vierprocentipen StaatLschuldencassenscheine betreffend. Nach erfolgter Deckung des zeitweiligen Bedürfnisses der Staatskasse ist der in Gemäsheit der Bekanntmachung vom 13. vorigen MonatS stattg,Hable Debit der neuen vierpro- rentigen StaatSschuldenrassenscheine mit dem gestrigen Tage geschlossen worden und findet daher von heute ab ein solcher Debit nicht weiter Statt. Solches wird hiermit zur öffentlichen Kcnntniß ge bracht. Dresden, am 14. September 1855. Finanzministerium. Behr. Geuder. Nichtamtlicher Theil. lil e verficht. TageSgeschichte. Telegr. Nachrichten aus Paris. — Dresden: Die neuen Eisenbahnbauten. — Wien: Den Israeliten In der Moldau nicht gestattet, liegende Güter zu erwerben. Vieheinkäufr für die Krim-Armee. Betrachtungen über die Lage der Dinge in der Krim. Die Grundentlastung in Ungarn. Feldmarschallleutnant Zanini -f. Der Tod des Freiherr» v. Kübeck bestätigt. Vermischtes. — Berlin: Di» neue Phase des Krieges in der Krim. Dec König zu den Manöver«. — Halle: Direkter Güterverkehr bis Düsselvors. — Karlsruhe: Der Staub der Kirchensrage. — Kassel: Dir Erste Kammer beschlußfähig. — Frankfurt: Freiherr v. Pro- kesch. Vermischtes. Die Messe befriedigend. Zur Ver fassungsfrage. Hohe Gäste. — Hamburg: Zusammen stoß zweier Dampfschiffe. — Paris: Tagesbericht. Te Deum und Illumination zur Feier des Sieges bei Se- dastopol. — Brüssel: Der Prinz von Preußen ab gereist- Eine Erklärung der Jndöpendance beige. — Turin: Einberufung der Kammern in Aussicht. Durch züge französischer Truppen erwartet. Eholera. — Lon don: Die Fremdenlegion. Prinz Napoleon in Plymouth. Der Glode über den Fall von Sedastopol. Kriegsschiffe nach Neapel abgegangen. Feier d,S Sieges in der Krim. — Kopenhagen: Schifffahrt durch den Sund. — Aus der Krim: Ergänzende Nachrichten über den Kampf bei Sedastopol. Angaben über die beiderseitigen Verluste.— New-Port: Die Greuelsccnen zu LouisviUe.— San Francisco: Die verbündeten Geschwader vor Silka.— San dw i ch s i n seln: Kammerauflösung. Local- und Provinzialauftelesteuheiten. Dresden: Die BelriebSeinnahmc der Leipzig - Dresoner Eisenbahn. Vermischtes. Feuilleton. Inserate. Börsennachrichten. Tagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. Paris, Donnerstag, >3 September. Eine tele graphische Depesche des Generals Pälisfier vom 10. Septbr. meldet: Morgen werden unsre Trup pen die Schiffervorstadt und die Stadt Sedastopol besetzen Paris, Donnerstag, 13 September. Der Heu tige „Moniteur" enthält ein kaiserliches Decret, durch welches General Pvlissier zum Maxschall von Frank reich ernannt wird. Eine Note des „Moniteur" zeigt an, daß die der Altersklasse von 184? angehörigen Soldaten der Krimarmee sofort entlassen werden sollen. Dresden, 13. September. In den nächsten Tagen wird der erste Spatenstich zu dem Baue der Ziltau-Reichen- bergec Eisenbahn gelhan werden. Von Seilen der Staats- eisendahndirection ist bereits die Verdingung der in der Zittauer Flur von Slationsnummer 0 — 60 herzustellenden Erdalbriten (circa 1,600,000 Kubikellen Bodenbewegung) einschließlich der damit zusammenhängenden Chaussee- und Wegebauten ausgeschrieben worden, für welche die Anerbie tungen bis spätestens den 15. d. M. einzureichen sind. Der Bau der Chemnitz-Zwickauer Bahn ist in vollem Gange. Wenn jüngst in einem andern hiesigen Blatte zu lesen war, ,S würden die Arbeiten zur Herstellung dieser Bahn nicht mit der erforderlichen Energie betrieben, so kann eine solche, durch nichts motivirte Behauptung wohl nur auf Unkenntniß dec obwaltenden Verhältnisse beruhen, denn Diejenigen, welche mit der Sachlage näher vertraut find, werden der Direktion das Zeugniß nicht versagen kön nen, daß von ihrer Seite Alles gethan worden ist und ge- than wird, was der wünschenSwerlhen Beschleunigung deS Baues irgendwie förderlich sein dürfte. Bad Elster im Voigtlande, 10. September. Die neueste Nummer unsrer Badeliste weist in 502 Parteien 830 Personen auf, unter denen sich 704 eigentliche Cur- gäste befinden. -H- LLien, 1l. September. Die Israeliten in der Moldau sind, wie wir aus Privatbriefen von Jassy erfah ren, bei der hohen Pforte »ingekommen, ihnen das Recht deS Besitzes liegender Güter im Fürstenlhume zu erlheilen, und der Großvezier hat dieses Bittgesuch dem Hospodar zur Willfahrung empfohlen. Fürst Ghika ließ nun einen außer ordentlichen Divan zusammenberufen und übergab die Sache den Bojaren zur Begutachtung. Der ganze Divan Hal aber einstimmig »ine Amphora abgefaßt, worin auf die feierlichste Weise Protestalion eingelegt wird, „daß weder die hohe Pforte, noch sonst Jemand das Recht habe, sich in die Pri vilegien des moldauischen Fürstenthums zu mischen, und man in keinem Falle gestalten könne, daß den Israeliten das Recht des Ankaufes liegender Güler daselbst eingeräumt werde " Dieser Beschluß ist als Antwort nach Konstanti nopel geschickt worden. — Von Seile des englischen General- secretariatS ist ein Beamter in Bukarest ringetroffen, um für die Armee in der Krim die Lieferung von 10,000 Stück walachischer oder moldauischer Ochsen bester Qualität zu contrakiren. Linien, 12. September. Die „Press," stellt heute Be trachtungen an über die neuesten Ereignisse in der Krim. „Die den Russen gegenwärtig noch bleibenden Werke an der Bucht und auf der Nordseile des Hafens — sagt die selbe — sind kein so zusammenhängendes Ganzes, um auf die Dauer einen genügenden Stützpunkt des Widerstan des zu bilden. Der Feldzug in der Krim ist also, welche Zwischenfälle sich auch noch ereignen mögen, für Rußland al« verloren zu betrachten, und die Frage der Seeherrschafl im schwarzen Meere hat mit dem Verschwinden deS letzten russischen Mastes unter den Wellen eine zwar undiploma tische aber desto gründlichere Lösung gefunden. Wirb das thatsächliche Verschwinden der Hindernisse, welche dem soge nannten dritten Garantiepunkte entgegenstanden, da« Werk de« Friedens fördern k Wir wagen kaum, diese Hoffnung auSzusprechen. Der erste und ostensible Zweck der englisch französischen Allianz, die Integrität der Türkei zu wahren, ist längst in den Hintergrund getreten, und die Forderun gen, welche die Alliirten bei Wiederaufnahme der Friedens unterhandlungen vorbringen werden, dürften die früher« in demselben Verhältnisse überbieten, als sich die gegenseitige Lage der kriegführenden Mächte seit den Lagen der Wiener Conferenz geändert haben wird." — Die „Oest. Ztg." schreibt dagegen über denselben Gegenstand: „Der Malachoff ist genommen und damit die Südseite Sebastopols; daß der Norden dieser Festung ein noch immer sehr schwer einzunehmender Punkt sei, wollen wir uns nicht verhehlen, ebenso daß die Alliirten sich im Süden Sebastopols nicht festsetzen, sondern im besten Falle nur bis zur Kathedrale vorrücken können, weil die NorbsortS jenen Staottheil bestreichen- Aber ein Hauptzankapfel und Hinderniß dürfte aus dem Wege geräumt sein: di» russische Flotte, von der das Wenige, was noch vorhanden, unter den gegenwärtigen Verhältnissen dem Verderben kaum ent gehen wird. Die Aussicht auf eine endliche Verständigung über den dritten Punkt, dessen Auslegung von der orien talischen Frage ab- und zu specifischen Anschauungen, zur vermeintlich inzwischen nolhwendigen Befriedigung, von der Bilder auS der sechshundertjährigen Geschichte der Stadt Zittau. (Fortsetzung au« Nr. 213.) Aber auch die Bürgerschaft befand sich im besten Flor. Die zahlreichen brauberechiigten Bürger zogen auS ihren Bieren noch immer einen bedeutenden Gewinn. Die Tuchmacher besuchten rmt ihren Tuchen weithin die Messen und die reichen Leinwand» und Damastfabrikanten machten große überseeische Geschäfte und speisten auf Porzellan und Silber. Dabei fehlte eS aber auch nicht an geistigem Leben. Eine zahlreiche, gelehrte Geistlichkeit mischte sich in die theologischen Streitigkeiten der Zeit. Sine an sehnliche Siadtbibliothek suchte den wissenschaftlichen Bedürfnissen der vielen Gelehrten nach Kräften zu entsprechen. Ein blühende« Gymnasium verbreitete höhere Bildung auch unter einem großen Theil deS Bürgerstande«. Besonder« zog der, auch um die deutsche Literatur nicht unverdiente Rector Christian Weise, einer der berühmtesten Pädagogen seiner Zeit (Rector von >682 bi« 1708) nicht nur au« der ganzen Lausitz, sondern auch au« Schlesien, au« den Marken, ja selbst au« Pommern und Preußen die „Jungen von Adel" nach Zittau, die sich daselbst seine« „politischen", d. h. weltbürgrrlichen Unterricht« erfreuen wollten, und alljährlich bot derselbe sowohl dieser „studirenden Jugend" Gelegenheit, sich in der „volitischen Hardiesse" zu üben, al« auch dem gejammten städtischen Publicum den damals so seltenen Genuß dramatischer Vorstellungen, indem er nach «lihergebrachter Sitte jedesmal zu Fastnacht mit sämmtlichen Gymnasiasten drei Eomödien ausführte. So wurde Weise der Haupirepräsentant Feuilleton. der Schulcomökie im 17. Jahrhundert und die Zittauer Bühne galt für eine der berühmtesten in ganz Deutschland. All' dieser Wohlstand sollte auf Jahre vernichtet werden durch daS Unglück deS siebenjährigen Kriege«. Schon im Jahre 1756 hatten die Preußen nach dem Siege bei Lowosttz in Böhmen eine starke Besatzung unter dem Prinzen von Bevern nach Zittau gelegt. Nach der unglücklichen Schlacht von Kollin (18. Juni 1757) wandte sich ein Theil de« geschlagenen preußischen Heere« unter dem Prinzen August Wilhelm von Preußen über böhmisch Leippa nach der Lausitz, besonder« um da« preußische Mehlmaqazin in Zittau zu decken. Der General v. Puitkammer wurde mit einer kleinen Abtheilung vorau«geschickt, um da« nach setzende österreichische Haupiheer in den Gebirgspässen bei Lücken, dorf aufzuhallen. Allein dasselbe drang unter Anführung d.S Feldmarschall« Daun und de« Prinzen Karl von Lothringen dennoch, bevor noch die preußische Armee erschien, bi« Ziiiau vor und schloß in einem großen Halbkreis die Stavt fast völlig ein. In dem eine halbe Stunde entfernten Kleinschönau hatte der Prinz Karl von Lothringen da« Hauptquartier, in dem noch nähern EckartSberge die beim österreichischen Heere befindlichen sächsischen Prinzen Laver und Karl ihre Wohnung aufqeschlagen. Jndeß waren nach und nach die Avantgarden der Preußen unter Schmettau, Winterfeld, Bevern und Seidlitz angelangt unv hatten flch in die Stadl geworfen. Am 22. Juli erschien Prinz August Wilhelm selbst mit dem übrigen Heere und lagerte sich nord westlich vor der Stadt auf den Höhen von HerwigSdorf im An gesicht de« feindlichen Heere«. Sine Aufforderung zur Uebergabe der Stadt von Seiten der Oesterreicher wurde von dem General v. Schmettau zurückqewiesen. Doch zog unter dem Schutze der Nacht auch er, wie vorher schon Seidlitz mit seinen Reitern sammt dem größten Theile der Besatzung ab und erreichte glücklich da« preußische Heer. Nur 800 Mann unter Oberst v. Dirricke blieben in der dem Untergänge geweihten Stadt zurück. S« war Sonnabend«, den 23. Juli, früh bald nach 10 Ubr, al« plötzlich rin Siqnalschuß im österreichischen Lager rriönie. Wa« wenigstens von den Bewohnern Niemand für möglich gebalten batte, geschah; die Oesterreicher begannen au« 42 Feuerschlünden von ibr«n Batiriien an der Frauenkirche und auf der Schießwi,se au« die befreundete Stadt mit glühenden Kugeln in Brand zu schießen. Schon die ersten Kugeln zündeten. Die rothe Fahne, welche der Thürmer aus St. Johanni« al« da« übliche Feuerzeichen auk- steckie, soll von den Feinden für ein den Preußen gegebene« Signal oder für ein Zeichen trotzigen Widerstande« gehalten worden sein und lenkte die Geschosse der Oesterreicher besonder« nach dieser Hauptkirche der Stadt. Nach wenig Stunden brach da« Gewölbe derselben rin. Die herrliche Orgel, ein Meisterwerk de« berühmren Silbermann, die neuen, erst kürzlich gegossenen Glocken schmolzen zu formlosen Metallmaffen zusammen. Südlich stürzte auch der hohe südliche Thurm laut krachend zusammen und begrub Alle« unter seinen Trümmern. (Schluß folgt.) Gotha, 11 September. Ein soeben e «gelaufener Brief von I)r. Barth, noch in Mursuk unter dem Datum 2V Juli 1855 geschrieben, bringt sehr erfreuliche Nachrichten von dem jugendlichen Forscher I)r. E. Vogel. Derselbe war bi« zur gro ßen Fellata-Stadt Jakoba vorgedrungen und hatte ihre genaue