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Dresdner Journal. Verantwortlicher Nedaeteur: 3. G. Hartmann. rr«. ? rr, ki L r,^ r. r!rr^ n. , .V 117 18SS Mittwoch, de« 23. Mai. Preis für da« Vierteljahr Thaler. Zasertt»,« - Sebthre» fix de, Ra«» el»er gespaltene» Zeile I Reugroschen. Erscheint mit «»«nahm« de, Seon, «ad Festtag« täglich Abend« und ist dnrch alle Poßanßalten ,n beziehen. Amtlicher Lheil. Verordnung, die polizeiliche Beaufsichtigung der Dampfkessel betr. Um bei Besitzern kleinerer und einfacherer Kesselanlagen noch einige weitere Erleichterung zu gewähren, auch di, Ko sten der Beaufsichtigung der Dampfkessel im Allgemeinen soweit irgend thunlich zu vermindern, nicht minder zu Er ledigung einiger im Laufe dir Zeit hervorgetretener Zweifel, wird unter Bezugnahme auf die Verordnung vom 13. Sep tember 1849 (Gesetz- und Verordnungsblatt 1849 S. 240 ff.) und auf die Verordnung vom 25. Juni 1851 (Gesetz- und Verordnungsblatt 1851 S. 294) bei denen eS, soweit nicht in Folgendem ausdrücklich etwas Anderes bestimmt wird, allenthalben bewendet, verordnet wie folgt: §. 1. Bei allen unter §. 6 der Verordnung vom 25. Juni 1851 fallenden Dampfkesseln soll eS gestattet sein, das SicherhritSrohr höchstens bis auf das Niveau der Abdeckung der umlaufenden Feuerzüge herabreichen zu lassen. E» soll ferner genügen, wenn die lichte Weite de« SicherheltSrohrS mit der lichten Weite der Oeffnung der Sicherheitsventile überclnstimmt. § 2. Bei transportablen Dampfkesseln ist statt andrer Sicher- heitSapparate ein gut construirteS Federmanometer zulässig. §. 3. Trockengerüste in Dampfkesselhäusern dürfen in keinem Falle über dem Kessel oder vor der Feuerung, an andern Stellen neben dem Kessel nur in zwei Ellen Abstand von der Kesselmauerung, wenn sie von Holz sind, nur in einer Elle Abstand, wenn sie von Eisen sind, angebracht werden. Die Aufbewahrung brennbarer Gegenstände irgend einer Art in dem Raume zwischen dem Kessel und der Decke deS Kesselhauses ist unbedingt untersagt. §- 4. Wo wegen localer Hindernisse die Dampfmaschine nicht im Kesselhaus« selbst, oder in einem besondern, an das Kes selhaus anstößenden, nicht übersetzten und in allen Be ziehungen den §. 3». der Verordnung vom 13. September 1849 entsprechenden Raume, dessen Verbindung mit dem Kesselhause durch ein« Thüre jedenfalls zulässig ist, aufgestellt werden kann, soll künftig die Anbringung einer Verbin- dungSthür aus dem Kesselraume in den Maschinenraum dennoch gestattet sein, jedoch ist ») die Anordnung so zu treffen, daß die Längenachse deS Kessels der Wand, in welcher die Thüre an gebracht werden soll, parallel liegt; t>) die von der Thür zu durchbrechende Wand muß dop pelt so stark, alS die äußern UmfassungSwände deS Kesselhauses, mindestens aber 24 Zoll stark sein; e) die Thüröffnung selbst darf nicht über 3'^ Elle im Lichten hoch und nicht über Ifü Elle im Lichten weit sein; 6) die zum Verschluß der Oeffnung dienende Thür ist entweder ganz von Eisen herzustellen oder nach der Seite deS Kesselhauses zu mit starkem Eisenblech zu beschlagen. S- 5. In allen Fällen, wo die Anlage von der Art ist, daß die Abdeckung der Feuerzüge nicht zu viel Zeit in Anspruch nimmt, sind die technischen Beamten ermächtigt, bei neuen Anlagen die Kesselprobe (§. 4 der Verordnung vom 13. Sep tember 1849) sogleich mit der ersten Revision (§. 7) zu verbinden und haben dieselben solchenfalls dafür nur ein fach zu liquidiren (§. 21 der Instruction). §. ü. Wo zwar nach dem Wortlaute der bestehenden Verord nungen vor Ertheilung der Erlaubniß zu Ingangsetzung einer Anlage eine Dispensation von der einen oder andern Be stimmung der Verordnungen erforderlich sein würde, aber nach dem Unheil« der technischen Beamten diese Dispensation völlig unbedenklich erscheint und erhebliche Gründe die Be schleunigung der Inbetriebsetzung gebieten, da ist zwar wegen Ertheilung der Dispensation von der Obrigkeit der vor schriftsmäßige Bericht in jedem Falle zur vorgesetzten Be hörde zu erstatten, auch, bei neuen Anlagen, das Eertificat nicht vor Einlangung der Dispensation au-zuhändigen, aber die Obrigkeit ist ermächtigt, unter ihrer und deS technischen Beamten gemeinschaftlicher Verantwortlichkeit die provisorische Erlaubniß zur Ingangsetzung zu ertheilen. S- 7. Weder bei den Kesselproben, noch bei den ersten Re visionen (h. 4 und 7 der Verordnung vom 13. September 1849, §. 7 der Verordnung vom 25. Juni 1851) ist künf tig die persönliche Anwesenheit der Polizeibehörde erforder lich. Der technische Beamte kann aber in Fällen von Re nitenz und wo sonst Umstände vorliegen, die dies wünschenS- werth machen, die persönliche Betheiligung ausdrücklich ver langen. Nur in Fällen der letzten Art darf für die Assistenz der Polizeibehörde liquidirt werden. In allen Fällen sind jedoch wie bisher die Anzeigen wegen Vornahme einer Kes selprobe oder wegen Veranstaltung der Revision an die Po lizeibehörde zu richten, welche den technischen Beamten zu benachrichtigen hat, und der letztere hat den für Vornahme der Kesselprobe ober Revision bestimmten Tag wiederum der Polizeibehörde Behufs Benachrichtigung der Betheiligten milzutheilen. S- 8. Die technischen Beamten haben für die gutachtliche Be- urtheilung einer neuen Anlage, je nach dem Umfange, 2 bis 5 Thaler in Ansatz zu bringen (tz. 21 der Instruction vom 13. September 1849). § S- Rücksichllich der Verwendung von Stempel und Liqui- dirung von Kosten Haden die PoHeibrhörden in Dampfkes selsachen ganz dieselben Grundsätze zu beobachten wie in Baupolizeisachen. In keinem Falle ist bei der Correspon- denz zwischen den technischen Beamten und den Polizeibehör den Stempel zu verwenden oder zu liquidiren. Dresden, den I. Mai 1855. Ministerium des Innern. Frhr. v. Beust. Demuth. Dresden, 14. Mai. Se. Majestät der König haben allergnädigst genehmigt, daß der Oberforstmeister Cotta zu Tharandt den von Sr. Majestät dem König von Preußen demselben verliehenen rothen Adler - Orden dritter Claff« annehme und trage- Nichtamtlicher Lheil. Nederslcht. Tage-geschichte. Dresden: Die Reist Sr. Majestät des Königs. Vom Landtage. — Schneeberg: Anwesen heit des Kronprinzen. — Wien: Die Verhandlungen mit Rom zum Abschlüsse des ConcordatS. Die ungarischen evangelischen Vertrauensmänner. Gerücht von neuen öster reichischen Vorschlägen. — Triest: Pferdeeinschiffung nach der Krim. — Berlin: Große Parade. Enthüllung der Statuen Aork's und Gneisenau'S. Die Nachrichten über bevorstehende Reisen des Königs. Kein Ultimatum der Westmächte an Schweden ergangen. Die bevorstehenden Kammrrwahlen. Telegraphenangelegenheiten. — Königs berg: Abermals Feuer in Memel. — Köln: Ein eng lischer Werber festgenommen. — Paris: Die Kriegfüh rung im Orient. Canrodert beharrt bei dem Verlangen, nur »ine Division zu commandiren. Geringer Besuch der Ausstellung. Verstärkung der Jury für Kunstsachen. Trup« pensendungen nach dem Oriente. — Turin: Todesfall in der königlichen Familie. — Madrid: AuS den Cor- t,S. Der Herzog von Montpensier. Carlistenbanden. — Lissabon: Erkrankung des Königs. — London: Ab reise d,S Herzogs von Kodurg. Vertheilung der Krim denkmünze. AuS dem Parlamente. Werbungen im Aus lände.— Ostsee: Nachrichten von den Flotten. — AuS der Krim: Ein Bericht Lord Raglan'S. Saudtag-ver-audluuun». Local- und Provinzialangelegenheite«. Dresden: Auf hebung eines Leichnams. Ein Raubanfall. — Marien berg: Obereinfahrer Müller s-. Feuilleton. Inserate und Ort-kalender. Beilage. Die Circulardepesche des Grafen Nesselrodeüber die Wiener Conferenzen. TageSgeschichte. Dresden, 22. Mai. Ueber die Reise Sr. Majestät deS Königs ist uns heute nachstehender weiterer Bericht zu gegangen: Weimar, 21. Mai. Gestern (Sonntag) Abend halb 9 Uhr ist Se. Majestät der König von Sachsen, von Al tenburg kommend, hier eiagetroffen. Se. Majestät wurden im Bahnhof« von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzoge empfangen und haben den -estrigen Abend im engsten Kreise der großherzoglichen Familie verleb«. Heut« Loemrttag ha ben Se. Majestät, nachdem Sie die Nesseln der katholischen Kapelle gehört, Ihren Königlichen Hoheiten dem Großher zoge und den beiden Großherzoginnen Besuche abgestattet und sodann das Schiller- und das GöthehauS, die Bibliothek und das Belvedere besichtigt, wohin sich Allerhöchstdieselben in Begleitung dc- GroßherzogS begeben hatten. Nachmit tags ist bei Hofe zu Ehren de< durchlauchtigsten GasteS Galatafel und Abends Concert angesetzt. Die aus Gotha hier eingetroffene Nachricht von der Erkrankung der verwitweten Frau Herzogin hat eine Abänderung deS ReiseplaneS Sr. Majestät dahin herbeigeführt, daß Allerhöchstdieselben Sich morgen Mittag 1 Uhr von hier direkt nach Eisenach zu be geben gedenken, wohin Ihre König!. Hoheiten der Großher zog und die Großherzogin Se. Majestät begleiten werden. Dresden, 22. Mai. Die Erste Kammer hat in ihrer heutigen Sitzung den Beschluß gefaßt, bei den bevorstehen den Verhandlungen über die neue Landtagsordnung ein abge kürztes BerathungSverfahren eintret,n zu lassen und sich so dann mit Erledigung einiger anderweiten DeputationSberichte, Differenzpunkte in den beiderseitigen Kammerdeschlüssen b^ treffend, beschäftigt. O Schneeberg, 21. Mai. Gestern Abend halb 8 Uhr ist Se. König!. Hoheit der Kronprinz, über Zwickau von Hoftheater. Montag, 21. Mai. Zum ersten Male:A-mä-jMthisch. Lustspiel in einem Act, nach Lefranc frei bearbeitet von Th. Gaß mann. Hieraus: Her Pgmser Aemgemcht». Lustspiel in vier Arten, frei nach de» Kranz-fischrn von Karl Töpfer. Diese« neue Lpstspiel verdimtt allerdings den Beisatz „Homöopathische mit de« »ollsten Nacht«, denn Witz, Humor, Satyre, Komik — Alle« wird darin dnn Zuschauer homöopathisch verabreicht, und zwar in der zehnten Verreibung. Eine gesunde Natur spürt keinen Effect mehr, sondern fühlt nur noch den saden Geschmack vom Milchzucker neutraler Talentlofigkeit. Wenn die Herren Verfasser und Uebersetzer noch mehr derartige Stücke fabrieirt haben, so kann man ihre ganze homöopathisch« Dichter apotheke ohne nachtheili-e oder gar vorthttlhafte Folgen ver zehre«. Beiläufig bemerkt, muß j«doch diese Lappalirn-Eomödie vo« der banalen Tendenz swtgespnchan werben, al« wolle ihre Ohnmacht die Homöopathie ve^Men. Die darin waltende Geschmacklosigkeit ist nur dathchh auf dan vorstehenden Titel gekommen, weil sie da« Uaknl mit dm» Uebel bekämpfen will. Der Zweck ist erreich»: den» dme h«er zu heilend« Kehler ist eine Krankheit, da« Gegenmittel rin kränkliche«, der Erfolg ein krank hafte und di« Gesammtwirknng — d«r Tod de« Amüsement«. Li« frühe Leich« wurde anständig und »irraettg begraben durch den „Pariser Taugentcht»", der durch sein hohe« Alter jetzt letder überall nicht« »ehr taugt. 3« ersten Stücke spielt« H«rr Hees« mit seiner wohl- bekauuten leichten Heiterkeit, wa« bei eine« fv matten Dialog doppeli d«ck,n«werth ist. Harr Fischer zeigt in sein,« kleinen Nollen allerding« Kleiß, doch bekundet «r einen über«,« reiche» Feuilleton. Mangel an Gewandtheit und Wirkung de« Accent«, sowie an schmiegsamer Begabung für da« Spiel. Fräulein Löhn thut durch eine erzwungen klügelnde, spitz« Betonung in ihrer Rede weise dem Eindruck ihrer geringen Fähigkeiten vielen Abbruch. Ihre Erscheinung gewinnt dadurch etwa«, dessen sich die Künst lerin wahrscheinlich nicht bewußt ist und da« sie nicht beabsichtig«, denn »« wird Verzirrtheit an di« Stell« der Natürlichkeit gesetzt. Wer nur wenige und einfache Farben besitzt, muß damit ein wahre«, aber nicht zugleich rin brillaules Bild forciren wollen. Fräulein Porth schien in einer ganz uubeduuendrn und gelenk losen Partie eine« Stubenmädchen« einige Anlage für da« naive Fach zu verraihrn und spielt« für ihre »och sehr junge Routine befriedigend. Da« Hau« ersetzte durch rin« unbehogliche Stimmung, wa« ihm an Publicum fehlte. Otto Banck. Die Krim oder die taurische Hglkmscl. (»u« dem La-educh« eine« «mstnden.) XIV. (Fortsetzung an« «r. IIS.) Eine andere Mrtschet Kaffa'« iß eine armenisch-katholisch« Kirche geworden. E« ü«erschleicht de» «anderer ein unheimliche« Äe- fühl in dieser Stadt, die zwischen Vergmyenheit und Zukunft der Gegenwart so wenig überläßt ; denn sie hat ihren Lrben«lauf zum dritten Male schon begonnen; fle ist »ich« »ehr, wie Palla« sie voiffand, ein Trümmerhaufen; aber sie macht den Eindruck rtn^ Apriltage«, dm zwar einig« Keime de« Frühling« erblicken, aber den abziehenden Winter »och »och herb« empfinden läßt. 3n der Mitte der Stadt ist die Aufmerksamkeit wenigsten« an einigen Punkten angenehm gefesselt; allein der Anblick de« Ganzen bleibt traurig, an jenem Tage besonder«, da der Pontu« uns »inen dösen Streich spielte. Wir mußten Kassa verlassen, den nächsten Morgen zur See in Kertsch eintreffea ; da« schien de» Falschen Jemand auf undiplomatische Weise verratheu zu haben, und so benutzte rr die Gelegenheit, na« ein« schlechte Nacht zu bereiten. Seine Windschläuche bliesen un« schon dicht in de« Hafen vor der Stadt so naßkalt in« Gesicht, daß wir Roth hotten, unser Schiff zu erreichen. Und vom Schiffe herab, welch' »in Anblick! Die ganz« Küste mit Krobofia schaukelte auf und nieder und schien an den rabenschwarzen Himmel anzustoßen. Gleich de» Homerischen Proteu« hatte sich der Pontu« au« einem griechischen Schäfer, der auf blausridenern Teppich die Robbe« hütet, in rin tausend köpfige«, schlangenartige«, zischende« Swuageheuer verwandelt und in seinem Rachen krächzte da« Dampfboot jämmerlich. „A»f wen von un» Allen kann der Reerumgürter wohl zürnen?" sprach ich zu mir selber. „Habe ich nicht manch« schön« Jugend stunde dem Homer und folglich dn» Poseidon geopfert? Hob« ich nicht oft, wenn Andere tanzten oder zechten, mich geplagt, um zu sehen, ob Hrllio« im 4»riMn» »«eoockoa oder primu» unter gegangen sei,? Habe ich nicht di« christliche Geduld gehabt, auf Universitäten »in halbjährige« Collegium über den Homer an- zuhören?" Aber so gerechte Vorstellungen besänftigten den Un erbittlichen nicht; unverschämt schlugen sein« neugierigen'Wellen über da« Verdeck herein, rin Rippenstoß folgt« dem ander» und doch wurde sein« Absicht, nn» seekrank zu machen, mrrttekt. Mit gutem Appetit setzten wir uns zu Tisch, nnd hier gelang e« ihm,