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H LH. *«»»>«»»,»« MZ. Aetletrißische Aeitage zm sächsischen Erzähler. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. (Wird jeder Sonnabends-Nummer ohne Preiserhöhung deS Hauptblattes betgegeben. Mr öie Ssum. Wie bist du schön, wenn Du der müden Lrde Den Flammenmantel um die Glieder schlägst Und in den Staub des Welkens und vergehens Die Reime schon des künft'gen Frühlings legst. Wenn du dem Wald, das Sterben zu versüßen, Ihn einmal noch mit lichten Farben schmückst, Das dunkle Tal, den Strom zu seinen Füßen, Mit deinen Strahlen golden überbrückst. Wie bist Du schön, wenn du des Meeres Fluten Mit Hellen Lichtern spielend überhauchst, Der Wolke Saum, die dir vorüberwandert, In wundervolle Purpurtöne tauchst. Wenn du der Blüte, die der Herbst vergessen, Das warme Lächeln deiner Gnade schenkst, Die späte Frucht, des Weines volle Traube Mit herber Rraft und Süßigkeit durchtränkst! Wenn du dem Greis die müden Hände streichelst, Und dich ins Lockenhaar der Rinder schmiegst, Der Sehnsucht, die, des Lrdenwallens müde, Den Himmel sucht, liebreich entgegenfliegst! In Heilgen Händen trägst du Rraft und Schönheit Und pflanzest in die bange Schweigsamkeit Der Winternot dein leuchtend Hoffnungszeichen, Als Himmelsbotin einer bess'ren Zeit! Anna Ritter. Truggold. Roman von Anna Seyffert-Klinger. (2. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Ewald vermochte sein Erschrecken kaum zu verbergen- Er erhob sich, um sich an der Sette seiner Mutter ntederzulasscn. Beschwichtigend streichelte er unter dem Tische ihre Hand. Zu einem vertraulich gesprochenen Worte jedoch fanden sie keine Zeit mehr, der Baron kam jetzt gerade wegs herüber, respektvoll näherte er sich der Prosessorin, um sie dann mit weltmännischer Gewandtheit und vollendeter Ritterlichkeit zu begrüben. „Vielleicht, meine gnädigste Frau, gestatten Sie einem einsamen, ruhelosen Wanderer einen bescheidenen Platz in ihrem fröhlichen Kreise, Sie würden mich durch eia wenig Güte zu unsagbarem Danke verpflichten.' Die Prosessorin hatte widerstrebend ihre feine zitternde Hand in die von tadellosem Glacerhandschuh umschlossene Rechte des alten Aristokraten gelegt. Ewald aber war aufgestanden. Seine hohe, elegante Gestalt schien selbst dem blassierten Baron zu impo nieren, er verlor einen Moment die Haltung, um freilich nur schnell sein boshaft überlegenes Lächeln wlederzufinden. „Vermutlich Ihr Sohn, teuerste Freundin,' be merkte er, sich der Professorin mit der hochachtungs vollen Vertraulichkeit eines alten Bekannten wieder zuwendend, „der berühmte Sohn eines berühmten Vaters! Wollen Sie einen intimen Freund Ihres leider viel zu früh Heimgegangenen Vaters nicht in der Heimat willkommen heißen, lieber Doktor?' Er sah mit seinen dunklen Augen, die den Frauen einst nicht ungefährlich gewesen fein mochten, herausfordernd den jungen Gelehrten an, wodurch dessen Haltung noch abweifender und eisiger wurde. „Sobald meine Mutter Gelegenheit gesunden hat, mich über Ihre Beziehungen zu unserer Familie zu informieren, werde ich mir erlauben, Sie auszusuchen und in gebührender Weise zu begrüßen, mein Herr Baron. Einstweilen bitte ich um ihre gütige Nachsicht, meine Mutter ist leidend, und es war soeben unsere Absicht, das Konzert zu verlassen.' Der Baron erblaßte vor tiefinnercm Grimm über die erlittene Niederlage, aber ec war viel zu sehr Formenmensch, um sich nicht vollständig zu beherrschen und sich der Notwendigkeit zu fügen. „Ich wünsche ausrichtig, Gnädigste, Sie morgen bet allerbestem Wohlsein anzutreffcn,' raunte er ihr zu, „und werde mir gestatten, durch einen Boten an fragen zu lassen, wann ich Ihnen meine Aufwartung machen dars.' Die alte Dame nickte wie geistesabwesend, Im stillen außer sich vor Angst, ihr Sohn könne den Baron so tief beleidigen, daß eine Versöhnung für alle Zett aus geschlossen bliebe. „Ihr Bote wird mir -- wird mir " sie wollte sagen: „willkommen sein,' doch sie brachte das Wort nicht hervor. Hilflos sah sie ihrem alten Feinde ins Gesicht, die zitternde Hand krampfte sich an der Tisch kante fest, als bedürfe sie eines Stützpunktes. Der Baron kam ihr zu Hilfe. „Ihres Entgegen kommens bin ich sicher, meine gnädige Frau,' ergänzte er leise, mit unnachahmlichem Hohn«, „unsere Beziehungen sind, wie Sie wissen, unlösbare!'