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- IL. Sebruar. N-ll-tri^Iisch- N-ik-g- M sSWcheu Erziihler. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. (Wird jeder Sonnabends-Nummer ohne Preiserhöhung der HauptblatteS betgegeben. Wacht Ser Diebe. Wenn man geliebt sich tief und innig fühlet, Wird man berührt kaum von der Erde Schmerzen; Ihr Glüh'n mit hehrer Glut die Liebe kühlet, Und Unglück wohnt nicht in geliebten Herzen Db in den Busen auch sich Uummer stiehlet, Läßt seinen Himmel sich der Mensch nicht schwärzen, Wenn einmal er das höchste kos erzielet, Und tausend süße Freuden ihn umscherzen; Wenn er in Tageslast sich abgemühet, Dann in der Liebe Arm vertrauend fliehet Und reichlich nimmt, was er gewähret, wieder. Ls hebt ihn der Begeist'rung Schwangefieder, Wohin der Liebe Stern ihn strahlend ziehet, Wo er vernimmt der Unschuld Wiegenlieder. Wilhelm v. Humboldt. Treue Seele« Roman von Maria Theresia May, preisgekrönte Verfasserin von „Unter der Königstanne" und „Wie es endete". (Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Mit mattem Lächeln stieß Mila an, und da stand schon Freyenegg vor ihr. Nur flüchtig berührte sein GlaS das Ihrige, aber seine Hand zitterte, und einige Tropfen des Weines flössen über seine Finger. „Ich kann nicht aus den zukünftigen Herrn an stoßen", sagte er halblaut, „aber ich wünsche für die Zukunft der „Herrin" allen Sonnenschein des Glückes; dann fällt auch wohl ein Strahl aus mich." Mila war froh, daß Frau vr. Habel ihr nicht mehr Zeit ließ, mehr als ein rasches „Ich danke" zu erwidern. Die kleine, lebhafte Frau schob ihren Vetter ohne Weiteres beiseite, um mit Mila aozustoßen, ehe Jemand auf den Einfall kam, wie sie lachend meinte, noch aus künftige Fabriksherrn. Generationen einen Toast auSzubringrn. Mittlerweile zankte Wally ihren Verlobten sehr leise, aber sehr energisch aus, daß er Mila in solche Verlegenheit gebracht. ES dauerte zwar ein Weilchen, bis er begriff, was er eigentlich «»gestellt, aber dann tat eS ihm schrecklich leid, und er versicherte seiner Braut eifrig, er werde „das" schon wieder gut machen, was sich Wally aber ganz entschieden verbat, da sie nicht ohne Grund fürchtete, daß Gellnrr'S „Gutmachen" die Sache nnr verschlimmern «Erde. — „WaS denkst Du, Lene", fragte vr. Habel auf dem Heimwege seine kleine Frau, „hat dieser komische Gellner am Ende unseren Vetter Gustav als „Herr der Herrin" Im Sinne gehabt?" Frau vr. Habel warf das Köpfchen zurück. „Na, für Gustav wär'S ein Segen, wen» er eine solche Herrin bekäme, denn ich traue seiner Bravheit noch lange nicht. Er ist auch beinahe zur Bewußt losigkeit verliebt, und ich finde das ganz begreiflich. — Gott, warssste heut' wieder schön! Diese zartrosa La France-Rosen in dem nachtschwarzen Haar, entzückend! Ich habe sie genau beobachtet, wenn sie mit Freyenegg anstoßen mußte. Seine Hand hat jedes Mal gezittert, einmal ist sogar der Wein übergefloffen, und wie er sie angeschaut hat, ich sage Dir — mir ist selbst ganz merkwürdig geworden . . ." „Du, Du!" unterbrach drohend der Doktor. „Ach geh, Du weißt schon, wie'S gemeint ist", wehrte die hübsche Frau ab und fuhr fort: „Sie aber, die Mila nämlich, blieb seelenruhig, lächelte freundlich und nippte gelassen an ihrem Glale. Du, so ruhig schaut eine Frau den Mann, der sie liebt, nur an, wenn sie — einen anderen gern hat." „Ei, wirklich, denkst Du?" fragte vr. Habel über rascht. „Wer könnte daS aber sein?" „Ich weiß nicht", sagte Frau Helene nachdenklich. „Der Gustav spricht so geflissentlich wenig von dem Doktor Thtelemann. Vielleicht ist eS der." „WaS Ihr Frauen klug seid!" rief der Doktor und fragte dann neckend: „Du, ich finde aber, daß Du mich auch schon sehr lange mit beunruhigender Ruhe anschaust. Nach Deiner Theorie liebst Du also auch einen Anderen?" Worauf Frau Helene leise auslachte, die Hand ihres Mannes ergriff und ihm tüchtig in den kleinen Finger biß, «ine Antwort, die dem Herrn Doktor Habel zu genügen schien. 15. Kapitel. Drei volle Jahre waren vergangen, und vr. Richard Thtelemann weilte noch immer in Amerika, und zwar in jener herrlichen Stadt, die von allen großen Städten der Bereinigten Staaten in wissenschaftlicher Hinsicht di« bedeutendste ist, in Philadelphia. Dem jungen Manne hätte sich, dank seiner manntgsachen Ver bindungen, Gelegenheit geboten, die Leitung eines großen chemischen Laboratorium» zu übernehmen, rtar Stellung, die ihm einen bedeutenden Einfluß auf die sachwtssenschastltchen Kreise Philadelphias sicherte und mit einem für europäische Begriffe glänzenden Eta- kommen verbunden war. Nebenbei entfaltete Richard