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AA Bovu ab end, L7. Leptember. Aetletrißische Aeitage znm sächsischen Erzähler. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. (Wird jeder Sonnabends-Nummer ohne Preiserhöhung des Hauptblattes beigegeben.) Sei stark, mein Ker;! Friedrich Halm. Sei stark, »nein Her;! — Ertrage still Der Seele tiefes Leid, Denk', daß der Herr es also will, Der fesselt und befreit. Und traf dich seine Hand auch schwer, , In Demuth nimm es an! Er legt auf keine Schulter mehr, Als sie ertragen kann. Er weiß es, was das Beste ist, Er weiß es, er allein, Er weiß, daß du bekümmert bist, Drum gieb dich muthig drein! Und wenn du Thrän' auf Thräne häufst Und weinest Jahr um Jahr, Es kommt die Zeit, wo du begreifst, Daß alles Segnung war! Inspektor Herbert. Roman von Maximilian Moegelin. (Nachdruck verboten.) „Bitte kein Wort", bemerkte wie befehlend der Brauereibesitzer. Und nun laß uns fröhlich noch eine Flasche leeren und dann — scheer Dick zum Teufel und grüß mir Dein hochgeborenes, sehr gnädiges Fräulein" Dreiviertel Stunden später sah der Inspektor im Sattel. Als er das Zimmer verlieh, war die Germanen stimmung noch im ersten Stadium jener Fröhlichkeit, -wo Bacchus und GambrinuS ihren Getreuen in Sinn sprüchen noch recht wohlthuend von den Wänden direkt zum Herzen sprachen. Jetzt, als er durch den Thorweg ritt, deutete ihm der Gesang des unsterblichen Trink liedes aus Faust, aus dem er den Sopran des Bürgermeisters und den Baß seines Freundes recht deutlich zu vernehmen glaubte, auf den Comparativ eben jener Stimmung. Und nur zu gut wußte er, daß die höchste Fröhlichkeit eintreten würde, noch ehe die alles belebende Sonne in aller Stille weitere ZO Grade ihrer unermüdlichen Thätigkeit um unseren Planeten zurückgrlegt haben würde. Der Inspektor kannte dies alles nur zu gut, doch hatte er heute wenig Sinn dafür. Er jagte, nachdem er im lebhaften Tempo die Stadt verlassen, auf der Landstraße dahin und achtete kaum der Tropfen, die jetzt aus dem völlig finsteren Himmel fielen. Sein Herz war so voll, daß er am liebsten ganz Pommern und, was sonst noch auf der Erde lebte, an sein Herz gezogen hätte. Immer heftiger trieb er sein Pferd und stieß ihm die Sporen in die Seite, daß es sich hoch bäumte. Und nun waren des Himmels Schleusen weit geöffnet. Bald war kein trockner Faden an des Reiters Körper und nirgends ein Unterstand. Was konnte ihn all dieser Segen aus der Höhe auch nun noch schaden. Er dachte nicht einmal daran — ganz andere Empfindungen gingen beseelend durch sein Inneres. In einer Stunde hoffte er am Ziel zu sein . . . . Unaufhörlich strömte der Regen und Johanna drückte ihre Stirn an die feuchte Scheibe, wo in schrägen Linien ihr das Wasser entgegenschlug; sie schien ganz in Gedanken versunken. Sie hatte bereits dem Flügel einige lustige Weisen zu entlocken versucht, aber dies stimmte so gar nicht mit dem Grundton ihrer Stimmung und nun, als sie abermals den „Brautchor", der sonst ihr ein und alles war, anstimmte, da war sie noch viel weniger bei der Sache. Sie ließ den Deckel herab und schritt zum dritten Male ans Fenster. Der Regen hatte inzwischen nachgelassen und nun glaubte sie auch deutlich Hufschläge zu vernehmen. Bald darauf erschien auch Anna und meldete demüthig vertraut, daß der Herr Oberinspektor — er wurde fast beständig so genannt — soeben gekommen wäre, und ob das gnädige Fräulein noch etwas wünsche. Johanna dankte; der Tisch war gedeckt und falls sie etwas wünsche, würde sie es sie schon wissen lassen. . . Die Uhr der Brennerei schlug zehn. Der Inspektor hatte dem Kutscher, der in der Stallthür stand, die Zügel zu geworfen und ging nach seiner Wohnung. Ihm war es, als schritt er aus Wiesenmoor, wo jeder Tritt den Boden senkt und in gurgelnden Tönen das Sumpf wasser hervorquillt. Auf der Treppe schwenkte er im Halbkreis seinen Hut, der förmlich Wasserstrahlen von sich gab. Gott sei Dank, rief er, auf seinem Zimmer angekommen, aus und zündete das Licht an. Während er nun eiligst den Rock hinwarf, erblickte er die Blumen auf dem Tische, die ihm die freudige Ge wißheit gaben, daß sein Ahnen ihn doch nicht getäuscht, und er dachte wie weiland der Salomon von Saardam. „Frau Reetz!", rief er von der Treppe hinab die Frau des Vogts. Und als diese gesprächige Alte ihm auf seine Frage, wer oben gewesen, mit verschmitztem Lächeln seine Annahme bestätigte und eben zu einem längeren Vortrage auSholte, da flog auch schon die Thür zu. „Donnerwetter", sagte er, „welch herrliche