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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redaeteur: I. G. Hartmann. ^V2O2. Erschein Mt Au«»ahme der Souu- uud Festtage täglich Abend« und ist durch alle Postanstalten zu beziehen. Freitag, den 1. September. Preis für da« Vierteljahr Thaler. Insertions-Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile I Neugroschen. 1854 Amtlicher LH eil. Dresden, 26 August. Seine Majestät der König haben heut, den am hiesigen Königlichen Hofe beglaubigten bevoll mächtigten Minister Ihrer Großbritannischen Majestät der Königin von England, Honorablr F. Ford es, in beson derer Audienz zu empfangen und auS dessen Händen ein Condolenz- und Beglückwünschungsschreiben Ihrer Groß britannischen Majestät entgegenzunehmen geruhet. Seine Majestät der König gerührten dem Königlich Preußischen außerordentlichen Gesandten und bevollmäch tigten Minister, Kammerherrn und wirklichen LegationSrath Grafen von Redern besonder, Audienz zu ertheilen und dessen neue« Beglaubigungsschreiben entgegenzunehmen. Pillmtz, 28. August. Seine Majestät der König ge ruhten heute den Königlich Bayerschen Abgesandten, Ge neralleutnant vonHailbronner, in besonderer Audienz zu empfangen und aus dessen Händen ein Condolen;- und Beglückwünschungsschreiben seines hohen SouverainS ent gegenzunehmen. Seine Majestät der König geruhten dem Kurfürstlich Hessischen Abgesandten, Generalmajor und General - Adju tanten von Loßberg, ein, Particular-Audienz zu gleichem Zweck zu ,rth,il,n. Nichtamtlicher Theil. Nebrrsicht. Tagesgeschichte. Dresden: Der König von Portugal. Trau,rgott,-dienst in der Synagoge angeordnet. — Wien: Die Rückkehr der kaiserlichen Majestäten hinauSgeschoben. Freiherr v. Bach soll Mitte September in Bukarest ein- tceffen. Verhandlungen mit Preußen. — Prag: Ver mischtes. — Berlin: Der Prinz und die Prinzessin der Niederlande abgereiff. Die Unterhandlungen mit Oester reich. Nachrichten auS PutduS. Herr v. BiSmarck nach PutbuS. — Koblenz: Prinzessin Louis, zurück-,kehrt. München: Freiherr v. Eichthal-j-. — PariS: Rückkehr de« Kaisers. Di, gefangenen Russen sollen bei Havre stationirt werden Die Ernennung Baraguey d'Hillier« zum Marschall- Vermischtes. — Bern: Nach Italien bestimmte Waffensendungen mit Beschlag belegt. — Spanien: Die Nachricht von der bevorstehenden Auf lösung der Garden. Königin Christine soll nach Portu gal abgereist sein. — Ostsee: Bomarsund wird von den vereinigten Truppen verlassen. — Kopenhagen: Man- datSniederlegungen. — Archangel: Die Blokade deS Ha fens eing,treten. — PatraS: Cholerafälleaufden Inseln. — Konstantinopel: Vermählung der Sultanstochter. Die Kriegsstimmunq in Abnahme. Telegraphische Mittheilunqrn aus der neuesten Post. — Varna: Die große Ex pedition noch nicht abgesegelt. — Vom Kriegsschau plätze an der Donau: Proklamation deS Ober- commandanten der österreichischen Truppen. Die Cholera. Türkisches Fruchtausfuhrverbot. Vorgänge bei Buseu. — Belgrad: Die Rüstungen eingestellt. Einführung deS türkischen Papiergeldes. — New-Uork: Ein, amerika nische Zeitung über den kubanischen Sklavenhandel. Der neue russische Gesandte in Washington angekommen. Ruhestörungen zu St. LouiS. Nachrichten auS Venezuela, Mexiko und der Havana. Local- und Provinzialan-elegenheiteu. Dresden: Sitzung der Stadtverordneten. Selbstmordversuch. — Aus dem Voigtlande: Ansprache Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen. — Zittau: Gewerbeausstellung. — AuS dem Justizamtsbezirke Augustusburg: Ver schiebung einer Landtaq-wahl. Ernteaussichten. Feuilleton. Anzeigen. Börsennachrichten TageSgefchichte. Dresden, 31. August. Se. Maj. der König von Por tugal und Se. Königliche Hoheit der Herzog von Oporto haben im Laufe d,S heutigen TageS die hervorragendsten Sehenswürdigkeiten der Residenz besichtigt, sodann bei Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Georg das Diner einge nommen, und werden dem Vernehmen nach heute Abend Höchstihre Weiterreise antreten. — Wie man uns soeben mittheilt, wird auf Anord nung des israelitischen Gemeinderaths nächsten Sonnabend auch in der hiesigen Synagoge Abends halb 8 Uhr für deS höchstseligen Königs Majestät ein feierlicher Trauer gottesdienst mit einer Gedächtnißpredigt nach dem vom k. Cultusministerium vorgeschriebenen Texte stattsinden. Wien, 29. August. (W. Bl.) Die Rückkehr Ihrer Majestäten des Kaiser- und der Kaiserin von Ischl erfolgt erst mit der Abreise Ihrer Majestät der Königin von Preu- ßen und Ihrer Majestäten deS Königs und der Königin von Bayern. — Der k. k- Civilcowmissar bei der dritten und vierten Armee, Freiherr v. Bach, wird sich von Krakau in daS Hauptquartier deS Herrn FelvzeugmeisterS Freiherrn v. Heß begeben und muthmaßlich in der ersten Hälft, Sep tembers in Bukarest eintreffen. — In hiesigen politischen Kreisen verlautete heut, von sonst gut unterrichteter Seite, daß die derzeit zwischen Oesterreich und Preußen schwebenden Verhandlungen zwei Punkte betreffen: 1) die Vereinbarung wegen eines Zusatzartikels für den österreichischen Schutz- und Truhvertrag und 2) eine definitive Bestimmung und Auseinandersetzung der von den Westmächten ausgestellten Forderungen, sowie über ihre Durchführung. Die gestern und vorgestern von hier nach Berlin abgeganqenen Depeschen betreffen diesen Gegenstand. (Vergl. unter Berlin.) -j-* Prag, 30. August. Draqonerremonten für die k. k. Armee werden noch bi« zum 10. September angekauft. Die böhmischen Kreisämter und BezirkShauptmannschaflen sind in der Umgestaltung begriffen. Die hiesige Judenstadt (Josephstadt) erhält Gasbeleuchtung. — Die Subskriptionen für die Nationalanleihe dürften in Böhmen am heutigen Tage dem präliminirten Betrage von 70 Millionen schon ziemlich nahe kommen. — Eine ausgezeichnete Marmorstatue des FeldmarschallS Radetzky von Emanuel Mar (Eigenthum Ihrer Majestät der Kaiserin) wurde eben hier vollendet und sogleich nach Wien geschickt. Da« Modell dazu nahm der Künstler in Italien nach dem Leben auf. Von Kunst novitäten sind auch zwei schöne von Heidelberg auS Holz geschnitzte Statuen (nach Modellen von Levy) zu erwähnen, welche die KarlSkirche der barmherzigen Schwestern auf der Kleinseite schmücken. — Seit dem 26. d. M. wird das Getreide auf unserm Markte sowohl nach dem Maß al« nach dem Gewichte verkauft (früher verkaufte man blos nach dem Maß). H Berlin, 30. August- Ihre königl. Hoheiten der Prinz und die Prinzessin der Niederlande sind heute früh 8 Uhr auf der niederschlesisch - märkischen Einsenbahn nach ihrer Besitzung Muskau abgereist. Schon gestern waren die Equipagen bis Sorau vorauügesandt worden. Die ho hen Herrschaften beabsichtigten heute den Bahnzug bis So rau zu benutzen und dann in ihren eigenen Wagen bi« Muskau weiter zu fahren. Um die Mitte deS Monat« September wird der Prinz Friedrich der Niederlande zu den Herbstmanövern deS GarderorpS hier wieder eintrrffen. — Zwischen Preußen und Oesterreich sind seit kurzem leb haft, Unterhandlungen über die fernere gemeinsame Wirk samkeit beider Mächte zur Herbeiführung eine« gesicherten FriedenszustandeS in Europa im Gange. Die Gesinnungen aufrichtiger Bundesfreundschaft, welche dabei von beiden Seiten bethätigt worden, versprechen den günstigsten Er folg. Namentlich handelt es sich auch darum, dem Ver trage vom 20. April, dessen Bestimmungen über den cssuz belli und den caaus ioecleris durch die Räumung der Do- naufürstenthümer in Wegfall gekommen sind, durch ergän zende Uebereinkünste eine Gestalt zu geben, welche geeignet ist, der vereinigten Kraft sämmtlicher deutschen Bundes glieder den nölhigen Einfluß auf die Beilegung des orien talischen Streites im Sinne der Wahrung der gemeinsa men deutschen Interessen zu sichern. Zugleich scheint Preu ßen mehrfachen Anzeichen nach auch in diesem Augenblicke eifrig bemüht zu sein, sowohl bei den Cabineten der West mächte als beim St. Petersburger Hofe ein beiderseitiges, der friedlichen Ausgleichung zugeneigtes Entgegenkommen zu vermitteln. Doch sprechen bi« jetzt noch keine wesentlichen Erfolge für da- Gelingen dieser Bemühungen. Nament lich werden neuerdings aus der russischen Hauptstadt An deutungen laut, welche keineswegs eine, den Forderungen der Westmächte günstig, Rückäußerung d,S St. Petersbur ger CabinetS in Aussicht stellen. Gleichzeitig wird versichert, daß da- Eintreffen der russischen Antwort nunmehr in näch ster Zeit zu erwarten steht. — (B.Bl.)Die gestern auS PutbuS hiereingegangenen Nach richt»* sagen zwar, daß der Königen»!,der vollständig von seinem vorübergehenden Unwohlsein herqestellt ist; da aber auch dort daS Wetter fast durchweg kühl und regnig ist, so erleidet dadurch der Gebrauch der Bäder mannichfache Unterbrechungen. — Der Bund,StagSg,sandte v. BiSmarck- Schönhausen wird ebenfalls nach PutduS reisen und dürfte bei der gleichzeitigen Anwesenheit des Ministerpräsidenten dort Instruktionen über die fernere Behandlung der orien talischen Frage am Bundestage erhalten. Koblenz, 28. August. (Kodl. A.) Ihre königl. Hoheit die Prinzessin Louise ist am verflossenen Sonnabend, Abend halb 7 Uhr, von Baden-Baden Hierselbst wieder eingetroffen. — Se. königl. Hoheit der Prinz von Preußen wird bi- zum 3 k. M. hier erwartet. München, 29. August. (N. M. Z.) Gestern Morgen halb 7 Ukr verstarb nach kurzer Erkrankung auf seinem Gute zu Ebersberg, in dem Alter von 68 Jahren, Simon Freiherr v. Eichthal, königl. bayrischer Hofbankier, königl. griechischer Staatsrath, Ritter des Verdienstorden- der bay rischen Krone, Großcommandeur de« griechischen Erlös,r- ordenS und Ritter des kaiserl. russischen Wladimirordens. — Gestern war die Industrieausstellung beim Eintrittspreise von 30 Kr. von 109 Personen besucht. Parts, 28. August. Der Kaiser, den man heut, Abend zurückerwartet, wird sich nach kurzem Aufenthalte hier ins Lager zu Boulogne begeben, da- jetzt fast ganz vollendet S AuS Dresden über Dresden. Von einem auswärtigen Aonslsreunde. *) Wenn wir uns erlauben, auf mehrere auffallende, ein jedes kunstgebildete Auge höchst unangenehm berührende Mängel und Zneonvenienzen hinsichtlich hiesiger öffentlicher Bauten und An« lagen hinzuweisen. mit dem lebhaftesten Wunsche, daß sie seitens der hierzu Berufenen ihre baldigste Beseitigung finden mögen, so geschieh« dies natürlich nur in dem vielseitigen Interesse DreSdenö selbst und im Vesondern auS unsrer persönlichen Vorliebe für dasselbe. Wo so viele- Schöne sich vereinigt, wozu wir theil« Dresdens natürliche Lage, «Heils seine zahlreichen Bauwerke und Sammlungen rechnen, fallen dies« Mängel um so greller und abstoßender in die Bugen. Ein fremdes kunstkritischeS Auge steht aber alle diese Zneonvenienzen um so rascher und schärfer, weil e« nicht an den täglichen Anblick derselben gewöhnt ist, der AuSspruch eine- nichteinheimischen Kunstkritiker« ist rin so unbefangener und unparteiischer, hat nur die Sache selbst und daS Zniereffe de« Schönen vor Augen, weil er ohne alle Bezugnahme auf persönliche Verhältnisse erfolgt. Gei e« daher uns vergönnt, *) Indem wir diesen Artikel zur Berbffrntlichung bringen, haben wir, um Mißdeutungen zu verhüten, au«brü<Nich bemerklich zu machen, daß dessen Mittheiluog lediglich im Interesse der darin be handelten, für Dresden vorzug«w»ise wichtigen Gegenstände erfolgt, ohne das darum dir unterzeichnete Redaktion sich derufen fühlen kann, olle darin avSgesprochenen Ansichten und Vorschläge zu den ihrigen zu machen. vir Red. des Dr. Journals. Feuilleton. ein offenes, freies Wort zu sprechen, von dem wir im Zniereffe der Stadt auf da« Innigste wünschen, daß eS auf einen frucht baren Boden fallen möge. Nicht die Kunst und die Künste im Besonder» find es, di« wir hier zum Gegenstände einer öffentlichen Kritik erwählen, sondern nur, wie bereit« oben angeveutet, einige öffentliche Bau werke und Parkanlagen, sowie derartige Unternehmungen im All gemeinen. Betreten wir zu dem Zwecke zunächst die Brühl'sche Terrasse, einen Punkt von europäischem Rufe, so werden wir vornehmlich vurch drei Dinge auf da« Unangenehmste berührt, ja, e« ist unS geradehin unbegreiflich, daß man so lange so abstoßende Zneon- venienzen, welche jeden ruhigen, großen, harmonischen Eindruck deS Ganzen vollkommen aufheben, dulden kann. Die erste dieser Zneonvenienzen find die schon so vielfach besprochenen Artillerie schuppen, welche jeden Genuß, den man bei einem Umblicke empfindet, verleiden und da- freundliche Vlbufer auf da- Wider wärtigste verunzieren. Wann werden endlich einmal diese beiden Ungeheuer dem Geschmacke und dem Schönheitssinne zum Opfer fallen?! — Fällt der Blick, kaum zu freudigem Behagen ge stimmt, nach link« und recht-über den Strom schweifend, auf viese monströs« Mittelgruppe, so fühlt sich ein jeder nur einiger maßen für da« Schöne Empfängliche und BeHkisirrte wir gelähmt und bricht in einen Bu-ruf dr- tiefsten Unwillen- an«. — WaS könnte auf diesem Gefikve, welche« diese Schuppen bedecken, Große- und Schöne- geschaffen werden, wenn r« an Private ver kauft würde unter der Bedingung, daß die Pläne aller Anlagen und Bauten der Regierung oder dem Magistrate erst zur Genehmigung vorgelegt würden!— Am wünschenSwerthrsten wäre r« wohl, wenn man, sollte dieser Weg der Verwendung de« Grundstücks eingeschlagen werden, die Engländer zum Muster nähme, die oft zu fünf, sechs und mehrer« zusammentreten, um ein Gebäude in großem Guß und Styl zu schaffen. Wenn die Regierung der gleichen großartige Unternehmungen weniqstenS insofern be günstigend unterstützte, daß fie auf ihre Kosten den Bau eine- OuaiS auSführen ließe, so würden fich Unternehmer von nah und fern genug finden, um aut einem der schönste« Plätze der Stadt einfache und edle Bauwerke zu errichten. Wir können natürlich hier nicht auf eine nähere Schilderung unsrer Entwürfe eingehen, allein denke man fich z. B. auf einer breiten und schönen Terrasse, vor der sich, wie jetzt, üppig grünender Rasen mit Buschwerk hin- zieht, die mindesten» so hoch sein müßt«, daß di« Gebäude selbst bei höherm Wafferstande vor Schaden gesichert find, «in große», durch Formen und Verhältnisse imponirende« Gebäude, etwa im altrngl'schen Schloßflyle au-geführt, wobei e- keineswegs auf kostspielige reiche Ornamente, sondern vielmehr nur auf einfache große Formen ankäme, so wird Zeder zugeftehen müssen, daß ein solch,« Unternehmen der ganzen Stadt zur größten Zierde ge- reichen und im Besonder« den Ruf der Brühl'schen Terrasse be deutend erhöhen müßte. Die nah« sächsisch« Schw«iz liefert gerade zu solchem Bau« so vorzügliche- Material, die Elbe ist ein so bequemer nnd billiger Transportweg, daß in der That Alle- fich