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11 a I Iphigenia. 0 du, die mir einst Hülfe gab, Nimm dies Geschenk, o nimm es wieder. Diana, dir fleh’ ich! Lass sinken mich in’s Grab! Gieb jenseits dieses Grabs Mich meinem Bruder wieder! Weh’ mir, der Tod nur rettet mich! Sonst hoir ich keinen andern Retter, Denn wider mich empörten sich Mein Volk, mein Vater und die Götter. Iphig. Ja seht, sie blicken huldreich nieder, Nun schweigt ihr schreckenvolles Droh’n, Die Ruhe kehrt zurück. — Doch mir bleibt sie entfloh’n, Und ach! mir kehrt sie niemals wieder! Ich sah in dieser Nacht die Burg der Ahnen wieder; Ich fühlt’ im Traume schon des Vaters Segenskuss; Vergessen waren in diesem süssen Augenblick Sein strenger Zorn und fünfzehn Jahre voller Elend. — Die Erd’ erbebet unter mir, Die Sonne flieht erzürnt aus der verhassten Gegend, Von Feuer flammt die Luft, und furchtbar stürzt ein Blitz Herab auf den Palast, entzündet ihn; er ist vernichtet! Und mitten aus den Trümmern naht zu meinem Ohr ein Ton des Jammers, Durchdringt mein Herz, und tief wird es erschüttert; Ich eile hin, wo diese Stimme klagt, Vor meinen Augen steht mein Vater da! Mit Blut bedeckt, durchbohrt von Wunden, Er fliehet weit und schnell vor einer mörderischen Furie, Und diese Furie — war meine Mutter! — Sie reicht mir einen Dolch, und dann verschwindet plötzlich sie, Ich will enlllieh’n, man ruft mir zu: Verweil’! — esist Orest! Er war es, wild und bleich, ich reich’ihm meine Hand, Ich will sein Leiden mildern, Unwiderstehlich treibt mich eine höh’re Macht, sein Herz ihm zu durchbohren!— B