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— 736 — Mode-Reform.) Von allen Zeitungen sind die Mo- dezeitungen am schlimmsten daran. Paris kann sein Licht nicht mehr leuchten lasten, es ist belagert, und die Moderegentin, Frau Eugenie, ist auf und davon und trägt in England als Strohwittwe nur Grau und Schwarz. Tas ist ganz eine Zeit für emancipationslustige Frauen, sie mögen sich von Frankreich emancipiren und die deutsche Mode auf eigene Füße stellen. Die neueste Mode ist, daß gar keine Mode herrscht, Frauen von Geschmack folgen nur ihrem eigenen Kops. Die Berliner Hutfabrikanten haben bereits aus der Noth eine Tugend gemacht. Im Herbst und Frühling pflegten sie, wie ihre Geschäftsgenosten in andern deutschen Hauptstädten, die neuesten Hutfayons nur aus dem ausschließlich alle Moden und Trachten Deutschlands beherrschenden Paris zu beziehen. Jetzt haben sie eine Versammlung gehalten, in der sie den Muth faßten, fortan ihrem eignen Geschmacke zu vertrauen und nicht mehr Geschmacklosigkeiten nachzuahmen, weil sie von den Franzosen kommen. Auch der Chignon scheint nun wirklich sein Ende zu finden. In Berlin wenigstens hat die anständige Frauen welt diese abenteuerliche Unzier abgelegt, und man sieht sie dort nur noch auf den Köpfen von Dirnen. Hoffentlich ist mit diesem ersten Schritte eine Rückkehr der weiblichen Toilette zu geschmackvoller und kleidsamer Einfachheit angebahnt. Auszug aus dem Protokoll über die Sitzungen des Ktadt-Gomein-erathszu Glashütte 13. Sitzung am 18. Oktober 1870. Gegenwärtig: Hr. Bürgermstr. Schneider, Hr. Stadt rath Men de, die Herren Stadtverordneten Sachse, Trepte, Zeibig, Bellmann und Lindig. 1) Ein erneuetes Gesuch von Herrn Brelschneider um Gewährung einer Schank-Concession war mit Hinweis auf die mehrfach aufgestellten Grundsätze, welche der Gemeinde rath in diesem Punkte festhalten will, abschläglich zu bescheiden. 2) Die Heimathsangehörigkeit des außerehelichen Kindes Emil August Nicolai beschließt man abzulehnen. 3) Die für die verw. Tischer, derzeit in Dresden, und 83 Jahr alt, erbetene Unterstützung soll derselben mit 1 Lhaler monatlich gewährt werden. 4) Nachdem von dem Todtengräber Klotz für Neujahr der Dienst gekündigt worden ist, wird beschlossen, die Stelle öffentlich auszuschreiben. 5) Es wird beschlossen, die vom vorigen Jahre her rührenden Reste der Gemeindeabgaben beim Kgl. Gerichtsamte einzuklagen. 6) Die angesonnene Wiedererstattung der Beerdigungs kosten einer in Johnsbach verstorbenen Frau von hier, wird in Gemäßheit gesetzlicher Bestimmungen abgelehnt. M. Großmann. Kirchliche Nachrichten. Dippoldiswalde. Am 20. Sonntage nach Trinitatis (30. October) predigt Herr Diaconus Gersdorf. Nachmittags Bibelstunde. Am Reformationsfeste (31. Octbr.) predigt Herr Superint. Opitz. Vorher Eommunion Herr Diac. Gersdorf. Nach mittags Bibelstunde. Kirchenmusik: Das große Halleluja aus dem Oratorium: „Der Messias" von Händel. Altenberg. Am 20. Sonntage nach Trinitatis Frühcommunion und Beichte ('/»9 Ubr) dnrch Herrn Pastor Friedrich. Vormittags predigt über Col. 3, 14—17 Derselbe. Nachmittags über Luc. 13, 6-9 Herr Diac. Kleinpaul. Am Reformationsfeste öffentliche Eommunion und Beichte ('/,9 Uhr) durch Herrn Diac. Kleinpaul. Vormittags pred. Hr. Past. Friedrich. Nachmitt. Hr. Diac. Kleinpaul. Kirchenmusik: Chorgesang von M. Hauptmann. Sammlung einer Eollecte zum Besten des Ortsschulwesens. Allgemeiner Anzeiger. Bekanntmachung. Von dem unterzeichneten Königl. Gerichtsamte sollen die zum Nachlasse Frau Amalien Augusten verw. Damme, geb. Krause in Dippoldiswalde gehörigen Haus- und Wirthschaftgeräthschaften, Kleidungs stücke, Weißgerberhandwerkszeuge, verschiedene Sorten Leder, Heu-, Grummt- und Kartoffelvorräthe den 2. und S. November 187«, von Vormittags 9 Uhr an, im Nachlaßgrundstücke öffentlich an den Meistbietenden gegen sofortige baare Be zahlung in Münzsorten des VierzehnthalerfnßeS versteigert werden. Dippoldiswalde, den 11 October 1870 Königliches Gerichtsamt. Klimme». Bekanntmachung. Von deyr unterzeichneten Gerichtsamte Dippoldiswalde soll den 80. November 1870 da- dem Gutsbesitzer Bernhardt August Herrfarth zu Gombsen zugehörige Dreiviertelhufenaut, die Grundstücke Nr. 24 des Katasters und Rr. 25 und 38 des Grund- und Hypothekenbuchs für Gombsen, welche Grundstücke am 11. Juni 1870 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 7052 Thkr. 7 Ngr. 5 Pf. gewürdert worden sind, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger GerichtSstelle anShängendey Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Dippoldiswalde, am 17 Septbr. 1870 Königliches Gerichtsamt. Klimmer.