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Freitag. Nr. 84. 28. October 1870. Erscheint Preis WWe>ßnch-Zeüung.ZZ Postanstalten. > 8 Pfg. Ms- »>d Meige-Platt der Mißliche» Gerichts-Ämter aad Stadträthe M Pippoldiswatde vad /raaenstei«. -ermiworllicher Ledarieur: Larl Lehne in Dippoldiswalde. Die Friedensvermittelungen. Die letzten Zeitungen bringen Nachrichten über Vermittlungsversuche, die England mit Rußland, Oesterreich und Italien unternommen hätte. Wie die Sachen liegen, denken wir nur, diese Vorschläge werden zu keinem Resultat kommen. Deutschlands Vertreter werden nicht von ihrer Hauptbedingung abgehen: Rück fall der deutschen Provinzen an Deutschland. Nur auf dieser Basis kann Deutschland die Bedingungen annehmen, ohne sie nicht. Ist nun Aussicht vorhanden, daß Frankreich auf diese Vorbedingungen eingehen wird? Die Mehrzahl der französischen Bevölkerung würde gewiß einen solchen Frieden dem unglücklichen Verzweiflungskampf ohne alle günstige Aussicht vorziehen; aber die „Vertheidi- gungSregierung " wird es nicht dulden. Sind auch die hohen Phrasen von Kämpfen bis zum letzten Mann, keinen Fuß breit französischer Erde, keinen Stein einer Festung hergeben, leere Prahlereien, so wird doch die Diktatur Gambetta's zu einer solchen Vermittlung sich nicht herbeilassen. Die letzte Note JuleS Favre'S an die Mächte ist auch himmelweit vom Frieden entfernt. Die deutsche Rückforderung von Elsaß unv Lothringen wird darin noch als eine Unmöglichkeit mit entschiedenstem Uebermuthe behandelt. Eine Friedensverhandlung wäre also nur mit einer Versammlung der legalen Vertretung des französischen Volkes möglich. Und von einer solchen wollen die Herren in Paris und Tours, die das Ruder in den Händen haben, nichts wissen. Der Fall von Metz, der nahe zu sein scheint, könnte die Franzosen zu größerer Nachgiebigkeit bringen. Das fanatistrte Paris denkt vor der Hand nicht an Kapitulation. So möge es denn der Hunger oder das Bombardement zu einer Vereinbarung nöthigen, zu der die Vernunft e« nicht zu bestimmen vermag. Wir meinen überhaupt, ein Waffenstillstand wäre augenblicklich für die Deutschen nicht günstig; die Franzosen würden nur die Gelegenheit benutzen, Gewehre und Proviant sich herbeizuschaffen und bei der Gewohn heit ihrer thörichten Ueberhebung und Flunkerei gewiß annehmen, daß die Deutschen genöthigt wären, vor der gigantischen Kraft Frankreich« und seiner „heiligen Stadt," der „Seele der Welt", gebeugt und bekehrt zurückzuweichen. So erwünscht der Frieden ist, so ist von dem englischen Vermittelungsversuche doch ein günstiger Er folg nicht zu erwarten. Wären solche Versuche vielleicht nur bestimmt, einen Druck von den neutralen Mächten auf Deutschland zu üben, so werden unsere maßgebenden Staatsmänner und Heerführer die deutschen Nationalinteressen gewiß bestens vertreten und unberechtigte Einmischungen zurückzuweisen. MM- Bei Schluß unseres Blattes geht die Nach richt ein, daß sich die Friedens-Unterhandlungen zer schlagen haben, und wird somit die im obigen Artikel mehrfach ausgesprochene Annahme bestätigt. Es wird nämlich der Berliner „Spener'schen Zeitung" aus ArS- sur-Moselle berichtet: „Aus dem Hauptquartier erhalte ich soeben die sichere Nachricht, daß alle Unterhand lungen plötzlich abgebrochen sind. Französi scherseits sind unsere Vorschläge entschieden abgelehnt worden." TageSgef chichte. Dippoldiswalde. Auch bei uns ist an den Abenden des 24. und 25. Octbr. (Montag und Dienstag) gegen 6 Uhr ein Nordlicht von seltener Pracht, das zuerst den nördlichen Horizont überzog, beobachtet worden. Die flammende Röthe, aus der einzelne weiße Streifen in die Höhe schossen, bot ein erhabenes Schauspiel; bald verdunkelte sich das Helle Roth in eine Blutfarbe, bald wurde es lichter, wie sich auch die Gestalt des Phänomens in der Stellung und Länge veränderte. Nach 7 Uhr war die Erscheinung scheinbar zu Ende, zeigte sich aber am ersten Abend gegen 9 Uhr von Neuem in noch größerer Pracht unv blieb, wie am zweiten Abend, bis spät in die Nacht hinein. Der trübe und regnerische Himmel am Mittwoch hinderte jede Beobachtung; die folgende Nacht war überaus stürmisch. — In der stürmischen Nacht vom 26. zum 27. October ist der Almosenempfänger Gottfried Tsichert aus Sadisdorf auf dem Wege von Reichstädt nach Sadisdorf verunglückt und heute früh 7 Uhr, mit Schnee bedeckt, aufgefunden worden. — Auf der Chaussee in Hänichen ist heute in der ersten Morgenstunde ein fremder Fuhrmann, dessen Person bis jetzt noch nicht festgestellt ist, unter seinem mit Marktkisten beladenen Wagen todt aufgefunden worden. Der Kopf ist überfahren gewesen. Aus einem Feldpost-Briefe eines sächsischen Offiziers. (Der Redaction der Weißeritz-Zeitung gütigst überlassen.) „Feldwache Ville Cvrard bei Paris, 15. und 16 Octbr. Wie Ihr aus der Ueberschrift seht, bin ich jetzt mitten im Felddienste. Während ich schreibe, donnern die schwersten Geschütze von den uns gegenüber liegenden Forts Nogent uud RoSny, diesmal glück licherweise nicht auf uns herab, sondern mehr nördlich,