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710 — bat, von dem indessen auch Deutschlands Armeen ihr Theil zu tragen haben." Hamburg. Die seit dem 12. Octbr. bei Helgo land liegende französische Flotte besteht au« 21 Schiffen. Alle Leuchtzeichen, Feuerschiffe und sonstigen Signale sind eingezogen. Unter den Panzerschiffen machen sich einige durch bedeutende Größe bemerkbar; sie sind fast so groß al« „König Wilhelm" der deutschen Flotte. Wa« die Absicht der französischen Flotte ist, läßt sich natürlich nicht sagen. Eine Blokade auf'« Neue zu eröffnen, wird wohl schwerlich der Plan sein, denn die Schiffe würden bei der vorgerückten Jahres zeit einen zu schweren Stand gegen die Stürme in der Nordsee haben. Auf eine kurze Streiftour scheint eö auch nicht abgesehen zu sein, da es sonst nicht nöthig wäre, daß sämmtliche Schiffe sich kampfbereit machten. Dieser Umstand scheint eher darauf hinzudeuten, daß da« Geschwader irgend einem Punkte der deutschen Nordseeküste einen Besuch abzustatten gedenkt. Frankreich. In Paris waren vom 8. bis 11. Oct. die socialistischen Agitationen und stürmischen Volks versammlungen von sehr bedenklicher Art. Mobilgarden mußten die Massen zerstreuen, mehrere Redner ließ die Regierung wegen aufreizender Ansprachen verhaften; man befrüchtete einen von FlourenS vorbereiteten be waffneten Aufstand. — In Tours wurden ebenfalls die Truppen consignirt, dir Posten verdoppelt, weil man dort die Ankunft Garibaldi'S benutzen wollte, um die Regierung durch eine vevolutionäre Commune zu er- setzen. Die Garibaldi'schen Kundgebungen werden nament- lich von allen Pariser Journalen auf das Heftigste ge tadelt. Der Gras von Chambo rd hat ein Manifest an Frankreich erlassen, in welchem es heißt: Ich bin bereit, mich vollständig dem Glücke meines Vater landes zu weihen. Die Fremden werden vertrieben und die Un verletzbarkeit unseres Gebietes gesichert werden, wenn wir es ver stehen, alle Kräfte und alle Opferwilligkeit zusammenzufassen. Laßt Euch nicht durch unglückselige Illusionen verblenden. Re publikanische Einrichtungen werden auf unserem alten monarchischen Boden niemals Wurzel fassen. Mein Ehrgeiz besteht nur darin, gemeinschaftlich mit Euch eine wahrhaft nationale Regierung zu gründen, welche ihre Grundlage im Recht, ihre Hilfsmittel rn der Ehrlichkeit, ihr Endziel in der Moral erblickt. In Paris fangen Fleisch und Gemüse zu mangeln an; auch die Journale haben die größte Schwierigkeit, Druckpapier zu erhalten, und viele zeigen ihr zeitweiliges Eingehen an. Die Fleischläden müssen durch die National garde gegen die Volksmassen geschützt werden. Nach Berichten au« Tours nimmt die dortige Regierung infolge der Einnahme von Orleans die Ver legung des Regierungssitzes nach einer südlicher gelegenen Stadt ernstlich in Erwägung. Vom Kriegsschauplätze. Daö siegreiche Treffen bei Artenah und die Schlacht bei Orleans durch das bairische Corps v. d. Tann, haben jene neue Armee, welche das Schooß- kind der französischen Journale und die Hoffnung der eingeschloffenen Pariser war, vollständig zertrümmert hinter die Loire zurückgeworfen. Orleans wurde mit stürmender Hand genommen, und die Regierung in Tours mußte die Räumung de« wichtigen Platzes be kannt machen. Die Reste der Loire-Armee werden nun da« beliebte, von den deutschen Truppen gar nicht un gern gesehene „RückwärtSconcentriren" vornehmen, und General v. d. Tann wird ihr immer auf der Ferse sein. Am 13. October haben die Franzosen, wie aus Versailles gemeldet wird, das schöne, an historischen Erinnerungen, Kunstschätzen rc. so reiche Schloß St. Cloud ohne jede Veranlassung in Brand geschossen! Seiten der deutschen Truppen war es verschont worden, — die Franzosen in ihrer planlosen Verwüstung«- und ZerstörungSwuth ließen keine Schonung walten. — Am nämlichen Tage machten 10 französische Bataillone einen Ausfall, der vom 2. bairischen Corps mit Leichtigkeit abgewiesen wurde. Die Belagerung von SoissonS und Verdün hat am 12. October begonnen; beide Plätze sollen zahl reiche und gut bediente Artillerie haben. Die neuesten Nachrichten melden auch schon den Fall der erstge nannten Festung. Dieselbe (SoissonS) hat nach vier tägiger hartnäckiger Artillerievertheidigung am 16. Oct. (Sonntag) früh 3 Uhr capitulirt. Aus Neu-Breisach wird französischer SeitS ge meldet, die Besatzung habe am ersten Tage des Bom bardements einen Verlust von 7 Tobten und 21 Ver wundeten gehabt und 10 Häuser seien abgebrannt. Die Verproviantirung des Platzes sei eine reichliche und der Commandant zu hartnäckigem Widerstande entschlossen. Au« Metz vorliegende Berichte (über London) melden, daß Bazaine alle waffenfähige Bürger in die Armee einverleibt habe. Bei den Truppen Bazaine'S herrscht rvthe Ruhr und Scorbut. Bericht der ProductenhanvelSdörse zu Dresden vom 14. Oktober. Weizen weiß alter 80—85, neuer 75—81 Thlr., braun alter 76—8t, neuer 69—76 Thlr., Bruchwaarc —. Weizenmehl Kaiser-Auszug pro Centner 6°/« Thlr., arieSIer Auszug 6'/» Thlr., Biickermundmehl 5'/« Thlr., griesler Mund mehl 4-/6 Thlr., Pohlmehl 3'/, Thlr., Nr. 0 5°/- Thlr., Nr. 1 5°/o Thlr., Nr. 2 4-/6 Thlr., Roggen loco 48—53 Thlr., feine Waare —. Roggcnmchl pro Eentner Nr. 0 4-/, Thlr., Nr. 1 3'/o Thlr., Hausbackenes 4-/« Thlr. Gerste böhm. 44—46, Landwaarc 42— 44 Thlr. Hafer 26-29. Erbsen, Koch- 50— 60, Futter- — G. Wicken G. Kukurutz G., galiz. — B., Juli —. Oelsaaten: Raps 105—109 G., —. Schlaglein 78—84, Ocl loco rass. 15 B., Herbst B. Oelkuchen 2-/-B. Spiritus: Getreide-Preise. Kimen der Orte. Nitum. prei,. wehe« L-g-en -erste Hiser Lrdsr» Dresden. 10. Oct. von bis 6 7 20 5 4 4 10 3 4 15 2 2 20 — Bautzen. 8.Octbr. von bis 5 6 25 10 4 4 7 12 3 3 10 15 1 2 25 — Pirna . . 8. Octbr. von bis 6 5 4 4 5 10 3 15 1 2 20 6 Roßwein. 11.O ct. von bis 5 6 15 4 4 10 15 3 10 2 2 2 — Chemnitz. 12. Oct. von bis 6 7 25 15 4 5 5 5 3 3 10 20 0 2 5 25 4 5 25 Radeburg 12. Oct. von (bis 6 6 15 20 4 4 8 10 3 3 15 15 2 2 6 10 — — Kirchliche Nachrichten. Dippoldiswalde. Mittwoch, den 19. October, Nachmittags halb 5 Uhr, Gottesdienst (während der Kriegszeit): Herr Sup. Opitz. Freitag. 21. Octbr., 9 Uhr, Beichte und Abendmahl durch Hrn. Diac. Gersdorf. Altenberg. Künftige Mittwoch, den 19. Octbr., Abendbetstunde durch Hrn. Pastor Friedrich. Anfang -/»5 Uhr.