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Einmüthigkeit wie in seinem Rechte die Bürgschaft finden, daß der Krieg ihm dauernden Frieden bringen und daß aus blutiger Saat eine von Gott gesegnete Ernte deutscher Freiheit und Einigkeit sprießen werde. Berlin, den 25. Juli 1870. Wilhelm." — Die gewaltigen Waffenrüstungen, in welchen das gesammte Deutschland schon jetzt dasteht, lassen die Besorgniß wegen vorläufiger Erfolge Frankreichs, in Folge des ersten Vorsprungs in den Rüstungen, mehr und mehr zurücktreten. Schon jetzt ist vielmehr die Zuversicht begründet, daß es unsrer Kriegsführung ver gönnt sein werde, den deutschen Boden von den unmittel baren Lasten und Bedrängnissen deS Krieges möglichst zu befreien. —Die Mobilmachung selbst betreffend, so geht dieselbe mit der größten Ruhe, aber zugleich mit ganzer Rüstigkeit vorwärts, so daß alle Anordnungen auf Stunde und Minute zur Ausführung gelangen. Generalstab und Kriegsministerium arbeiten sich dabei in der exaktesten Weise in die Hand. — Die Nachrichten vom Kriegsschauplatz werden durch ein besonderes Nach richt en büreau des Generalstabes wahrheitsgetreu in der schleunigsten Weise veröffentlicht werden. Dasselbe wird mit dem Mini sterium des Innern, dem Polizeipräsidium und dem Wolff'schen telegraphischen Correspondenzbüreau in Ver bindung stehen. — An der Berliner Börse sind allein am Sonn abend zusammen 80,000 Thlr. für die Verwundeten und die Hinterbliebenen Gefallener der deutschen Armee gezeichnet worden. Köln. Aus Saarbrücken wird gemeldet: „Am 23. Juli schossen französische Truppen auf einen zwischen Louisenthal und Bobach fahrenden Eisenbahnzug, der mit Militär besetzt war. Eine Kugel zertrümmerte die Fensterscheiben eines Coupa's, ohne Jemanden zu ver letzen, wohl aber wurden durch diese Schüsse ein Mädchen und drei Arbeiter aus dem rechten Saarufer verletzt. — Ferner wird aus Köln vom 27. Juli berichtet: Ungeachtet der von England ausgesprochenen Neutralität hinderte die englische Regierung nicht, daß Birminghamer Häuser Patronenlieferungen für Frankreich übernehmen, daß Schiffe in Newcastle die französische Flotte mit Kohlen versorgen und daß Pferde nach Frankreich auS- geführt werden. Die Entrüstung über diese Art Neu tralität ist hier eine allgemeine. — Die Verletzung der Neutralität Luxemburgs durch die Franzosen dauert fort und wächst. Ain 26. Juli waren über 100 Franzosen vom Lager in Sierck in dem luxemburgischen Dorfe Schlenzen, wo sie die Marseillaise sangen. — Während des Luxemburger Streites hat Frank reich einen Offensiv- und Defensiv-Tractat an Preußen gesendet, denselben auch kürzlich abermals als Friedens preis heimlich antragen lassen. Frankreich wollte in diesem Traclat den Beitritt Süddeutschlands zum Nord deutschen Bunde gestatten, wogegen Preußen ihm zur Erwerbung Luxemburgs und eventuell zur Erobe rung Belgiens gegen jede andere Macht beistehen sollte I (Dieser, von Benedetti'S Hand geschriebene Vertragsentwurf befindet sich im Auswärtigen Amte des Norddeutschen Bundes.) Berliner Blätter theilen ferner mit, schon vor dem Kriege von 1866 habe Frankreich Preußen eine Allianz angeboten, mit dem Versprechen, ebenfalls Oesterreich den Krieg zu erklären und mit 300,000 Mann anzugreifen, wenn Preußen verschiedene Gebietsabtretungen am linken Rheinufer an Frankreich zugestehen wolle. Das Berliner Cabinet hat beide Male die derartigen Anerbietungen zurü^ge« wiesen, ohne davon weitere Kunde zu geben; jetzt scheine jedoch der Augenblick gekommen, um eine Politik zu demaSkiren, welche sich durch sich selbst richtet. — Selbst englische Blätter sprechen sich mit wahrer Ent rüstung über diese Absichten Frankreichs in Bezug auf Belgien aus. München. Der Kronprinz von Preußen ist am 27. Juli hier angekommen. Der König war ihm bis Dachau entgegengefahren. Die bair. Prinzen, Minister und Generäle empfingen ihn hier und daS Volk begrüßte ihn enthusiastisch. Wien. Die österreichische Regierung hat ihre Neutralität dem französischen Cabinet officiell an gezeigt. — Der Kronprinz von Hannover hat sich aus seinem Sommeraufenthalt in Gmunden plötzlich entfernt; man weiß nicht, wohin er sich begeben. — Daß französische Kriegsschiffe in der Nordsee angekommen sind, bestätigt sich. Dieselben werden die Gelegenheit zu einer Landung recognoSciren wollen. Eine solche wird ihnen aber sehr schwer werden, da General Vogel v. Falkenstein bereits in Hannover ankam, um das Commando der zur Abwehr etwaiger französischer Landung bestimmten Truppen zu über nehmen. Und v. Falkenstein hat in seinem glorreichen Mainfeldzuge bewiesen, wie sehr er für eine solche Aufgabe begabt ist. — Sämmtliche Männer der Insel Wangerooge an der ostfriesischen Küste, sowie die der andern norddeutschen Inseln, sind auf das Festland gebracht, um sie der Gefahr zu entziehen, zu Lootsen- diensten gepreßt zu werden. Paris. Die Nachrichten aus Süd-Deutschland und aus den neuen Provinzen Preußens haben einen sehr tiefen und niederschlagenden Eindruck auf alle Classen der Bevölkerung gemacht. Augenscheinlich um denselben abzuschwächen, veröffentlicht das „officielle Journal" vom 26. Juli einen Artikel, in welchem für Frankreich die Rolle eines Protektors der süddeutschen Staaten und der depossedirten Fürsten Deutschlands festgehalten wird. Weiter macht das officielle Blatt erneut Versuche, Bundesgenossen für Frankreich anzu werben und zielt dabei auf Holland, Dänemark und Oesterreich. Den Schluß deö Artikels macht ein Appell an Europa, das sich der französischen Anschauung sicher lich anschließen werde, wonach die Verantwortlichkeit für den Krieg nicht Frankreich zur Last falle. (!) Der Sieg des Kaisers werde ein Sieg der Gerechtigkeit sein. (?) Gewissenhafte Achtung aller bestehenden Verträge sei stets die Fahne Frankreichs gewesen. — Diese neuey erbärmlichen Lügen sind nur die Fortsetzung der bis herigen schändlichen Handlungsweise Frankreichs. Dänemark. Die officielle Zeitung von Kopenhagen veröffentlicht eine Verordnung, betreffend daS Verhalten der Kaufleute und Seefahrer bei Ausbruch eines Krieges zwischen fremden Seemächten. In derselben heißt eS u. A.: „Da Dänemark in dem jetzigen Kriege Neutra lität zu beobachten beabsichtigt, so wird den Unterthanen verboten, bei den Kriegführenden irgendwie Dienste zu nehmen und deren Kriegstransportschiffen außerhalb der dänischen Gewässer Lootsendienste zu leisten."