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Dienstag. Nr. 48. 28. Juni 1870. Z' Weißerih-Zeitung-H Postanstatten. 8 Pfö- Amts- vud Meige-Matt der Dinglichen Gerichts-Ämter nnd Itadträthe zn Dippoldiswalde und /ranensteiu. Verantwortlicher NeLarteur: Larl Zehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, den 27. Juni. Die Feier des Johannisfestes, welche bei uns hauptsächlich im S chmüüen der Gräber besteht, wurde Heuer durch st ar k e Gewitter, Welche sich in den Nachmittagsstunden über der Stabt und in der Nähe entluden, einigermaßen beeinträchtigt. Ein Blitzstrahl soll, wie vielfach behauptet wird, in die Scheune des Weißgerbermstrs. Gustav Müller gefahren sein und hier auch Funken erzeugt haben; von einem weiteren Schaden ist Nichts wahrgenommen worden. Dagegen hat der Blitz in Oberfrauendorf gezündet und die Häuslernahrung von Großmann voll ständig in Asche gelegt. — Der Heuer zum ersten Male am Johannisfeste in der St. Nicolai-Kirche abgehallene Gottesdienst hatte viel Teilnehmer herbeigezogen. Jedenfalls ist eine kirchliche Todtenfeier an diesem Blumenfeste, in unmittelbarer Nähe der geschmückten Ruhestätten der theuern Heimgegangenen, eine Gelegenheit, der weh- müthigen Stimmung der Kirchhofsbesucher einen inhalt volleren Hintergrund zu geben, als dies durch bloße Gesänge und Instrumentalmusik, wie früher üblich, ge schehen kann. Die Gemeinde wird sicher mit der Wieder holung dieser neuen kirchlichen Einrichtung einverstanden sein. — Wie schon früher Notiz gegeben worden ist, soll die Jahresfeier des hiesigen Zweigvereins der Gustav-Adolph-Stiftung am 6. Juli in Schmiede berg gehalten werden. Um Uebernahme der Festpredigt ist, wie wir hören, Herr vr. Richter, Pfarrer in Reich städt, ersucht worden, so daß wir Gelegenheit haben werden, einen höchst gediegenen Kunzelredner zu hören. — Wie wir hören, liegt der Schuldcputation ein Antrag des Hrn. Schuldirector Engelmann auf Abhal tung eines -schulfestes in diesem Jahre vor. Es ist wohl die Annahme desselben kaum zu bezweifeln. — Endlich beginnt der langersehnte Straßenbau und zwar in der Richtung über Berreuth. Es ist freilich etwas Weiteres, als die Versetzung einiger Richtungs pfähle, noch nicht wahrzunehmen; doch wird, sobald genau die günstigsten Steigungsverhältnisse bestimmt sind, die Arbeit energisch in Angriff genommen werden. — Am Freitage konnte die von der Becker'schen Truppe angekündigte Vorstellung der „relegirten Stu denten" von Benedix wegen Mangels an Zuschauern nicht gegeben werden. Es ist das zu bedauern, da gergde dieses Stück des genannten Verfassers zu seinen besten Leistungen zählt und überaus lebenswahre Situationen und Charaktere, zum Theil höchst humori ¬ stisch vorführt. Die Vorstellung wird nun morgen Dienstag gegeben werden. — Wir fordern wiederholt zu recht zahlreichem Besuche auf, da mit nächster Woche die Vorstellungen geschlossen werden sollen. — Nächsten Freitag, den 1. Juli,, wird die all jährliche Hauptconferenz der Lehrer aus der Ephorie Dippoldiswalde, diesmal ausnahmsweise in Glashütte, abgehalten werden. Diese Aenderung dürfte nicht mehr als billig sein, da dadurch den, der böhmischen Grenze nahen Collegen einmal ein wesentliches Stück Weg erspart wird. Dem Vernehmen nach wird das Referat vom Hrn. Ephorus Opitz selbst übernommen werden nnd die brennenden Fragen der Jetztzeit: Kirche, Schule und Staat behandeln, woran sich hoffentlich lebhafte Debatten schließen werden. — Der Gesangverein „Harmonie" aus dem Plauenschen Grunde wird nächsten Sonntag, 3. Juli, dem hiesigen einen Besuch abstatten. Am Nachmittage wird eine gesellschaftliche Vereinigung im nahegelegenen Berreuth stattfinden. Wir machen vorläufig darauf aufmerksam. * Nassau bei Frauenstein. Der gestrige Johannis tag war für uns ein Tag großer Sorge und Angst; nicht ein, sondern eine nicht zu bestimmende Zahl von Gewit ter n hatten sich überunsern Ort vereinigt und entluden sich mit einer Heftigkeit, wie sie wohl selten vorkommt. Ein Blitz überflügelte den andern und das Rollen kam nicht eine Secnnde zum Schweigen. Der Sturm bog die Bäume zur Erde, dunkle Nacht senkte sich auf das Erdreich, trotzdem es erst Nachmittags r/»2 Uhr war; aber die Blitze ersetzten das Sonnen licht in entsetzender Weise. Ein Hagelwetter schien uns sicher bevorzustehen; doch Gott erhörte das Flehen der Menschen und verschonte uns damit. Dagegen hört man, daß Clausnitz und Kämmerswalde von dem Hagelwetter gar arg getroffen worden sind; auch einzelne, nach dem sogenannten Bienholze gelegene Nassauer Fluren sollen nicht ganz verschont geblieben sein. Doch auch ein Blitzstrahl sollte noch Schrecken verbreiten. Ein solcher fuhr in das Wohnhaus des Gutsbesitzers Rabe im Niederdorfe, erschlug im Stalle 2 Ochsen, streifte selbst, doch in unschädlicher Weise, den Besitzer und seine Frau und setzte das Haus in Brand. Die dicht anstehende Scheune wurde gerettet. Der Calamitose ist umsomehr zu bedauern, als von seinem nicht versicherten Mobiliar auch kaum NennenS- werthes gerettet wurde und er nun seines Zugviehes beraubt ist. Das übrige Vieh wurde gerettet. Dresden. Der seit 46 Jahren im geistlichen Amte thätige Consistorialrath vr. Thenius hier, als