Volltext Seite (XML)
Dienstag. Nr. SS. 12. April 1870. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Weißerih-Zeitrmg Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8PfS- Amts- und Anzeige-Patt der Königlichen Gerichts-Ämter und Itadträthe zu Dippoldiswalde und /rauensteio. verantwortlicher NeLacteur: Carl Fehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Wir müssen heute abermals über einen traurigen Vorfall referiren, den leicht sinniges Aufbewahren von Pulver veranlaßt hat. Zu dem Schmiedemeister und Tchenkwirth Kirchner in PaulSdorf kommt am Freitag Vormittag ein Mann, der schon öfter dort mit verschiedenen Gegenständen hausirt hatte. Niemand hatte bemerkt, daß er vor Ein tritt in das Schenkzimmer einen Sack, in dem sich 20 —30 Pfund Sprengpulver befanden, in einen Raum zwischen der Schmiede und Hausflur gestellt hatte. Während der Mann im Schenkzimmer ist, kommt der 16jährige Sohn des in der Oberstube krank darnieder liegenden Schmiedemeisters in den durch eine Thür mit der Schmiede verbundenen Raum, um dort eine Kette zusammen zu schweißen; ein Funken fliegt auf den Sack, unter schrecklichem Knall explodirt das Pulver und der junge Mensch stand, an allen Kleidern brennend, mitten im Feuer. Schnell entschlossen, läuft er in'S Freie und stürzt sich in den nahen Bach, um die brennen den Kleider zu löschen; trotz ganz verbrannten, Gesicht und verbrannten Händen eilt er aber alsbald zurück, um nach dem kranken Vater zu sehen, der ihm jedoch schon entgegen wankte. Die sämmtlichen Thüren des Parterre und alle Fenster des Hauses waren zerschmettert, das Hausthürschloß über die Straße weit fortgeschleu dert, sonst aber dem Hause — da alle Thüren geöffnet waren — bis auf einige Risse in einer Seitenwand, kein Schaden zugefügt. Der fremde Handelsmann war alsbald nach der Explosion durch'S Fenster gesprungen und durch'« Dorf geeilt; er soll ein Bergmann aus Naundorf bei Freiberg sein. Der arme Sohn des Schmiedes liegt schwer darnieder; Gesicht und Hände sind arg verbrannt und jetzt schrecklich geschwollen; zum großen Glück hat er die Sehkraft und das Gehör nicht verloren, und der Arzt hat Hoffnung, ihn am Leben zu erhalten. Dippoldiswalde, 11. April. Gestern Sonntag gegen 6 Uhr Abends ist in einer Lichtung des Wäldchens, das links an der Chaussee zwischen der Teichmühle und Oberhäslich liegt, etwa 40 Schritt von der Straße entfernt, ein neugeborenes Kind, ungefähr einen Tag alt, von zwei jungen Leuten aus Dippoldiswalde (einem Confirmanden und dessen älteren Btzpder), welche die genannte Straße passirt und vor dem Regen im Holze Schutz gesucht haben, gefunden worden. Das Kind lebt, ist weiblichen Geschlechts und war auf eine von dürrem Gras und Laubwerk gebildete Unterlage gebettet. Außerdem befand sich da« Kind in einem Bettchen, war mit einem Hemdchen, einer Haube und einer Jacke bekleidet und mit Stroh zugedeckt. Die jungen Leute nahmen das Kind und brachten es nach Oberhäslich, allwo es bis auf Weiteres bei einer daselbst wohnenden Frau gewartet und gepflegt wird. DaS Kind selbst ist hübsch und wohlgebildet, und zeigen die Umstände, insbesondere die Art und Weise, wie daS Kind verpackt gewesen, offenbar, daß die Absicht der unnatürlichen Mutter nur dahin ging, das Kind aus zusetzen, nicht aber zu tödten. Das Gericht verfügte sich sofort behufs Anstellung der erforderlichen Erörte rungen nach Oberhäslich. — Obgleich man jetzt noch keine Spur hat, dürfte doch bei der Mannichfaltigkeit der gesammelten Jndicien die Entdeckung der Mutter sehr bald erfolgen. * Altenberg, 10. April. In gestriger Sitzung hat unser Stadtverordneten-Collegium den Herrn RathS- registrator Stephan in Frankenberg zum Bürger meister gewählt. — Am 7. d. Mts. hörten wir eS zum ersten Male wittern. Von da an ist eine sehr milde Temperatur eingetreten. Zusehends schmelzen unsere Schneemassen und geben, waS höchst erwünscht ist, Wasser aus das Räderwerk, so daß von Morgen an die sämmtlichen Bergarbeiter wieder an ihre Arbeit gehen können. Dresden. Das Wasser der Elbe ist im Steigen; am Sonntag zeigte der Pegel der alten Elbbrücke be reits einen Wasserstand von 3 Ellen über Null. — vr. Strousberg in Berlin ist von dem Unternehmen, die Eisenbahn Chemnitz-Adorf rc. zu bauen, wozu ihm die Concession bereits gesichert war, zurückgetreten. Der Grund dieses Rücktritts ist weniger in den ihm von der Ständeversammlung ge stellten Bedingungen zu suchen, als in dem Umstand, daß das Unternehmen zu geringen Anklang und zu wenig Unterstützung bei den Geldinstituten und Kapi talisten des sächsischen Inlands gefunden, diese ableh nende Haltung aber auf die Stimmung der auswär tigen Börsen ungünstig eingewirkt und der vortheil- haften Unterbringung der auszugebenden Papiere ent gegengestanden hat. — Die „Chemn. Nachr." schreiben: „Der Ver treter der großen Industriestadt Chemnitz, Kupferschmied Förster ling in Dresden, Halden besten Akt in feiner bisherigen rath- und thatlolen politischen Wirksamkeit ausgeführt: er hat sein Mandat niedergelegt. Er hat sich den Dank aller Chemnitzer verdient — durch seine MandatSniederlegung." — Bei der Perlenfischerei im Voigtlande wurden 1868 141 Helle, 39 halbhelle, 24 Sandperle«