Volltext Seite (XML)
Dienstag. Nr. 7. 25. Januar 1870. MWePerih-Zeitung.H Postanstalten. Aml,- «nd Meige-Mall der Königlichen Gerichts-Aemler Md Sladlrälhe z» KiPpoldiswalde Md /raacasteiL Derantworilicher Nedacteur: Larl Fehne in Dippoldiswalde. Tagesaeschichte. Dippoldiswalde. V-rehrtester Herr Redacteur! Gewiß haben Sie sich durch die Anmerkung in der letzten Nr. Ihres geschätzten Blattes bezüglich des Con firmanden-Unterrichtes den Dank vieler Eltern erworben, und auch ich kann nicht umhin. Ihnen dafür im Geiste die Hand zu drücken. Zum Ersten haben Sie dadurch die Aufmerksamkeit des Publikums auf einen Gegenstand gelenkt, der einer Diskussion Werth (vielleicht in einer Diöcesanversammlung), resp. Refor mation dringend bedürftig ist. Wenn diese Einrichtung aber überhaupt fortbestehen soll, so müßte jedenfalls ein Confirmanden-Unterricht Wegfällen und an dessen Stelle Confirmanden-Andachten treten, die eine wirk liche Vorbereitung auf den erstmaligen Genuß des heil. Abendmahles sein würden. Diese hätten aber nicht in der ungünstigsten Jahreszeit (Anfang Januar), sondern vielleicht mit der Fastenzeit zu beginnen. Zum Andern .haben Sie aber auch auf einen schreienden Uebelstand in unserer Parochie hingewiesen, und auch dafür Ihnen meinen wärmsten Dank. In solchen Parochieen, in denen voraussichtlich alle Jahre so viel Carechumenen sind, daß sie füglich in einer Stunde nicht unterrichtet werden können, muß also eine Theilung slattfinden. Auch hierbei würde sich die nach den Geschlechtern als die beste empfehlen. Warum hält man in den Schulen theilweise so ängstlich auf Trennung der Geschlechter? Sind die Befürchtungen von Unzuträglichkeiten ver schiedenster Art auf Schulwegen rc. bei vereinigten Ge schlechtern die geringsten Beweggründe dazu? Oder ist die Beaufsichtigung von Seiten der Schule eine weniger genügende, als von Seiten der Herren Geist lichen? Oder ist es gut zu heißen, daß die vereinigten Geschlechter ihren Nachhauseweg aus dem Vorberei- tuugsunterrichte in der fünften, resp. sechsten Abend stunde im Winter zurücklegen müssen? Solche und viele andere Fragen drängen sich hier auf. Wenn nun aber einmal eine Trennung und zwar nach den Geschlechtern stattfinden muß, so möchte ich die Ein richtung, welche der Kirchenvorstand in Altenberg ge troffen, als eine passende bezeichnen und zwar aus den" verschiedensten Gründen, die ich hier nicht weiter er örtern kann und will. Denn die Befürchtung, welche Ihr geehrter Correspondent am Schluffe seines Berichtes ausspricht, muß ich wenigstens kühn nennen. Ueberdieß bestimmen wohl in den meisten Fällen die Kinder selbst, zu welchem der Herren Geistlichen sie in den Vorbe reitungsunterricht gehen wollen, werden aber dabei oft von rein äußerlichen, ja verwerflichen Gründen geleitet und denken wohl nicht immer daran, daß derselbe Geist liche für die Zukunft auch ihr Beichtvater ist. — 24. Januar. Den Bericht über die Land tag «Verhandlungen der letzten Woche werden wir erst in nächster Nr. bringen, referiren aber heute immer, was die Deputation der 2. Kammer bezüglich unserer Eisenbahn beschlossen. Special-Referent war der Abg. Walter. Derselbe legte dar, daß von dem Counts zu Naundorf, Dippoldiswalde und Dresden um Aus führung der Linie Dresden - Dippoldiswalde - Schmiede berg jedoch nur als Nebenbahn, aus Staatsmitteln, petitionirt worden sei; der Kostenpreis werde 800,000 Thlr. betragen und die Linie solle vom Bahnhofe Pot- schappel ihren Anfangspunkt nehmen, dann neben der Albertsbahn bis Deuben hergehen, von wo sie sich links wendet, im Poisenthal aufsteigend, Niederhäslich, Hä nichen, Wilmsdorf und Possendorf berührt, von wo aus Quohren, Kreischa, WendischcarSdorf, Hermsdorf und Reinberg links bleiben, bis sie, zwischen Oberhäslich und Reinholdshain durchlaufend, Dippoldiswalde er reicht. Von hier aus ginge die Bahn in das Thal der rothen Weißeritz, berührte Ulberndorf, Obercarsdorf und Naundorf und würde in Schmiedeberg bei dem Hohofen der Altenberger Zwitterstocksgewerkschaft ihr Ziel vollenden. Die ganze Länge beträgt 3,77 Meilen. Die Deputation beantragte nun: „diese Petition zwar zur Zeit auf sich beruhen zu lassen, die Staatsregierung jedoch zu ermächtigen, dem durch das Comit6 einge reichten Gesuche um Ertheilung der Concession, wie Erlaß eines Expropriationsgesetzes zur Erbauung dieser Nebenbahn aus Privatmitteln unter den üblichen Be dingungen zu willfahren." — Zum Wiederaufbau der abgebrannten Stadt Frauenstein verlangt die Regierung von den Ständen mittelst königlichen Decrets die Summe von 12,000 Thlrn. ° Frauenstein. Die Verhandlungen wegen Fest stellung des hiesigen Stadtbauplanes haben zu einem endgültigen Resultate nicht geführt, da von einigen Personen gegen das von der hier anwesenden Regierungs commission (die aus den Herren Frh. v. Teubern als Vertreter der Kgl. BrandversicherungS-Commission und Regierungsralh Königsheim als Vertreter der Kgl. Kreis- direction unter Zuziehung der Herren Bürgermeister vr. Reinhard, Ger.-Amtmann Lommatzsch und Brand- vers.-Jnspector Warueck, bestand) vorgeschlagene Project, welches übrigens die städtischen Vertreter, denen es vorher vorgelegt wurde, anerkannten, Widersprüche erhoben wurden, und zwar deshalb, weil durch die Verbreiterung der Straßen bis zu 20 und höchstens 22 Ellen dem oberen Eckhause an der Freiberger Straße, Riemermeister Börner gehörig, und dem Gasthofe zum goldenen Löwen an der Ecke der böhmischen Straße eine Frontlänge am Markt von 9 und resp. 10 Ellen ab-