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Dienstag. M- 5. 1». Januar 1870. MWeißerih-Zeiümg-K Postanstalten. ' Ms- und Mtigt-Dlatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe M Dippoldiswalde und Frauenstein. PerMwortlicher Nedacteur: Larl Äehne in Nippol-iswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Einen seit Donnerstag Abend, 13. Januar, im hiesigen Gerichtsamtsgefängniß inhaf- tirten Untersuchungsgefangenen fand man am andern Morgen in seiner Zelle erhängt. Wie sich heraus- slellte, ist derselbe einer der am 12. Januar aus dem Dresdner Gerichtshause Entsprungenen, Namens Line- mann. Sein Leichnam wurde an die Anatomie nach Leipzig gesendet. Hermsdorf (bei Kreischas. Am 16. Januar, Morgens i/-8Uhr, hat sich der 75jährige Gutsauszügler Johann Traugott Grumbt in seiner hierorts gelegenen Wohnung selbst entleibt. Schwermuth, an der der Verstorbene infolge körperlicher Leiden gelitten, soll der Beweggrund zu diesem Selbstmorde sein. K Frauenstein. Wir erwähnten in Nr. 99 des vorigen Jahrganges d. Bl. einen Baumeister, der hier eine größere Werkstelle, in welcher sich Zimmerei, Tischlerei, Glaserei und Schlosserei befinden werde, etabliren wolle. Wir erfahren jedoch jetzt aus sicherer Quelle und bemerken dazu ergänzend, daß dieser Bau meister, Herr Wett st ein, welcher in dem Rufe eines reellen und practisch erfahrenen Bauverständigen steht, sich hauptsächlich mit der Ausführung von Neubauten, die er, je nachdem es gewünscht wird, in Accord bis zur Schlüsselübergabe übernimmt, beschäftigt und die dazu nöthigen Ausbaugegenstände, wie Thüren, Fenster rc., in seinen Werkstätten selbst anfertigen läßt. Nicht minder übernimmt derselbe die Anfertigung von Bau rissen und Kostenanschlägen und ist überhaupt bemüht, den Anforderungen der Bauherren möglichst zu ent sprechen, da er in dem vor einigen Jahren abgebrannten Johanngeorgenstadt, wie man hört, viel Bauten ausge führt hat und in Folge dessen auch schon mit den zweck mäßigen baulichen Einrichtungen in kleineren Städten vertraut ist. Gleichzeitig erfahren wir, daß Herr Wett stein auf dem von ihm an der Freiberger Straße acqui- rirteu Grundstück außer dem nun bald fertigen Werkstatt gebäude noch ein größeres (zweistöckiges) Wohngebäude aufzuführen beabsichtigt. Wir können unsererseits diesen strebsamen Mann den Bauenden nur empfehlen. — Wie wir so eben hören, wird Mittwoch, den 19. d. M., durch eine Commission aus Dresden eine Verhandlung mit der Stadtgemeinde und den Bethei ligten bezüglich der Regulirung und Feststellung des hiesigen Stadtbauplanes stattfinden. — Seit Anfang voriger Woche sind die interimi stischen Lokalitäten für unsere Schulen im älteren Flügel des hiesigen Schlosses in Benutzung genommen worden. ° Altenberg. Die in den letzten beiden Nr», d. Bl. unter der Rubrik „Dippoldiswalde" enthaltenen Mittheilungen rücksichtlich der Wiederbesetzung des er ledigten hiesigen Bürgermeisteramtes mit Herrn Rathsregistrator Gersdorf in Crimmitzschau gehören meist in das Bereich der Erfindungen und bedürfen der Berichtigung. Soviel zunächst Hrn. Registrator G. be trifft, so steht derselbe — wenigstens vorjetzt — nur in so weit in einer gewissen Beziehung zu der fraglichen Stelle, als er sich bereits wenig Tage nach des letzten Inhabers Tode und inmittelst wiederholt um selbige beworben und seiner Seits Alles gethan hat, um zu dieser Stelle zu gelangen. Eine Ausschreibung der letzteren, die dem Vernehmen nach erfolgen soll, hat noch gar nicht stattgefunden und nicht stattfinden können, weil zwischen Stadtrath und Stadtverordneten über die Gehaltsfrage Meinungsverschiedenheit vorwaltete. Die letztere soll inzwischen zwar ihre Erledigung gefunden haben; es werden jedoch höchst wahrscheinlich die Stadt verordneten von ihrem Rechte, der Wahl aus drei vorgeschlagenen Candidaten, kaum abgehen. Anlangend die Frage, ob die Stelle mit einem Juristen oder einem Nichtjuristen besetzt werden soll, so mögen die Meinungen zwar getheilt sein; eS bedarf jedoch be züglich derselben keiner Entscheidung der Königl. Kreis- Direction. Das hiesige Localstatut ist nachgiebig und läßt auch Nichtjuristen zu der mehrgedachten Stelle zu. Die letztere wird daher auch, wie verlautet, für Candidaten beider Klassen ausgeschrieben werden. Im Uebrigen ist die ganze Angelegenheit nicht gerade be sonders dringlich und ein allzurasches Vorgehen um so weniger anzuempfehlen, als es ohnehin schwer halten dürfte, für das erwähnte Amt einen Mann zu finden, der einst auf gleiche Anerkennung hoffen kann, wie sie dem verstorbenen Inhaber desselben von den Gemeinde vertretern in einem bezüglichen Nachrufe gezollt worden ist. Zwickau. Die Versendung von Steinkohlen und Coaks vom Bahnhof Zwickau nach den verschie denen Verkehrsgebieten erreichte im letzten Vierteljahre 1869 die Höhe von 8,466,205 Ctr.; der Gesammtver- sandt im ganzen Jahre betrug 294,769 Wagenladungen oder 29,476,900 Ctr. (gegen 18681,208,095 Ctr. mehr.) Schlägt man zu dem Versandt pr. Bahn noch den pr. Achse und berechnet den Werth der gewonnenen Kohlen, so dürfte derselbe immerhin das nette Sümmchen von 6 Millionen Thlrn. betragen. Der Zwickauer Bahn hof nimmt im Güterverkehr eine der ersten Stellen unter den Bahnhöfen Deutschlands ein; trotz seiner riesigen Dimensionen stellt er sich zur Zeit doch als unzureichend heraus, und werden dem Vernehmen nach baldigst bedeutende Erweiterungen desselben eintreten.