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162 trahirung der 3V Millionen Bericht erstatten hat, «Ine Sitzung, in welcher der Mtnistnprästdent, orr Ftnanzminister und der Krieg-Minister persönlich «»wesend waren. Wir glauben, annehmen zu dürfen, haß dir Erfahrungen, welche die Räthe der Krone im Htzrg<mtz«mn Jahr« bei Berathung dieser Creditforderung in der Commission gemacht haben, gerade nicht dazu ausfordrrn dürsten, besonder- eingehende Mittheilungen über den gegenwärtigen Stand der politischen Verhandlungen zu machen. — Gestern hatte auch dir Com mission zur Berathung über den v. Vincke'schen Antrag, di« geheim« Abstimmung durch Kugelung betreffend, eine Sitzung, in welcher der Antrag mit 9 gegen 4 Stimmen abgelehnt wurde. « U Darts, 11. Februar. Die Verhandlungen Frank reich« mit Oesterreich über den Abschluß einer Militärcon- vention sind, soviel in Erfahrung zu bringen ist, in allen Punkten beendet; die Uotrr»«ichnung de- Vertrag- wird jedoch sicher nicht vor dem 15., der Wiedereröffnung der Wiener Conserenzen, erfolgen. Die Verhandlungen mit Preußen haben einen Schritt vorwärt- gethan und man betrachtet die Zulassung Preußen- zu den gedachten Con- ferenzen al« »ine au-gemachte Sache. Eine rechte Zuversicht auf deren Erfolg kann man freilich noch nicht fassen, wenn man sich die Frage vorlegt, ob England, durch die ihm widerfahrenen Schläge und den Verlust seiner Armee in seinem Stolze gekränkt, im Grunde de- Herzens nicht viel leicht die Fortsetzung de- Kriege- wünsche, in der Hoffnung auf ein im nächsten Frühjahre in der Ostsee zu erzielende- günstigere- Resultat. In der hohen Welt giebt man der bevorstehenden Reise de- Kaiser- allerlei Auslegungen. Man glaubt, er werde sich zunächst nach Boulogne begeben, die- werde aber nicht das einzige Ziel seiner Reise sein. Wird er bis nach London gehen? Wer weiß eS; allerdings nimmt er die Kaiserin nicht mit sich. Man sagt, er gehe auch nach Metz, welche Stadt als künftiger Vereinigungs punkt der „Ostarmee" dienen soll. Es wird behauptet, der Kaiser, der sich den Oberbefehl über diese Armee Vor behalten hat, wolle sich persönlich mit deren Organisation beschäftigen, dort vorläufig sein Hauptquartier aufschlagen und den Generalen, die er sich folgen läßt, seinen Willen kund thun. Man hat viel von einer in diesen Tagen dem Marschall Baraguep d'Hilllers ertheilten Pnvataudienz ge sprochen, worin er mit demselben über seine Plane gesprochen habe. Sicher ist, daß der Marschall rin Oberkommando bekommen wird, wenn eS zu einem Feldzuge kommt; jedoch glaubt man, er werde daS Anerbieten, bei der aktiven Rheinarmee Dienst zu thun, abgelehnt haben und das Ziel seine« Strebens sei, da- Expeditionskorps in der Ostsee zu rvmmandiren, wo er bekanntlich schon letztes Jahr einen Feldzug machte. Die Aufforderung des „Moniteur" nicht nur an die französische, sondern auch an die fremde Presse, keine KriegSnachrichten zu bringen, ist, wie erklärlich, jeder Art von Beurtheilung unterworfen worden. Veranlassung zu dem Artikel scheint zu sein, daß allerdings ernste Nach richten auS der Krim eingetroffen sind. Mag nun auch übertrieben sein, waS man erzählt, die Auaven hätten nach einem mißlungenen Sturmversuche ihre ruhmreichen Führer In Algier, Ehangarnier und Lamoricidre, zurückverlangt und einige Hundert seien nach Toulon abgeschickt worden, so haben doch dies« Gerüchte einen gewissen Eindruck gemacht, und eS wird schwer sein, die Nachrichten vom Kriegsschau plätze ganz zu unterdrücken. Ist doch auch ein Unterschied zwischen Nachrichten von bevorstehenden Truppenbewegungen und vollendeten Thatsachen. Ernsterer Natur erscheint der Erlaß der Königin von England gegen Lieferungen von Waffen, Lebensmitteln und Munition an die Feinde Eng land«. Die Erklärung dafür liegt in Folgendem. Es scheint, daß die Gewinnsucht in England so groß ist, daß in der letzten Zeit von dort aus eine beträchtliche Contre- bande an Salpeter und andern Rohstoffen zu Kriegsmaterial stattgefunden hat. Einige auf dem Wege nach Hamburg weggrnommene SloopS haben der Regierung die Augen darüber geöffnet. Man bleibt hier dabei, zu behaupten, eS bestehe eine gewisse geheime Verkühlung in den fran zösischen Beziehungen zu England. Das englische Volk fühlt sich freilich so gedemülhigt, daß ich mich nicht wundern würde, wenn irgend eine Schwenkung in der Politik de« CabinetS einträte. — Gestern Abend war alle Welt im türkischen Botschaftsholel, wo Vely Pascha einen Abschiedsball gab. Er ist in wahrer Verzweiflung über seine Abberufung. Die türkische Regierung indessen han delt, indem sie ihn als Gouverneur nach Bcussa schickt, weise; sie belohnt damit einen Mann, der ihr so gut ge dient hat, wie er tonnte, der aber unglücklicher Weise seinem Amte nicht gewachsen war. Er war ein vortreff licher Ma»n, aber ohne politische Bedeutung Sie werden, wie ich, bemerken, daß unsre Fonds ein wenig fallen, aber ganz nach und nach und ziemlich anhaltend. — Am 0. dnden sich in Lyon auf einem Rhoneboote ein Adjutant des General- de la Marmora und eine gewisse Anzahl sardinischer»Ofstjiere, die Tag- vorher anaekommen waren, nach der Krim «urgeschifft. — Unter dem 80. Januar sind 109 Jnfanterieleutnant- ernannt und 79 Unteroffiziere zu Sous-Leutnant- befördert worden, unter dem 31. fand die Ernennung von 189 Schülern der Specialmilitärschule zu Sous-Leutnant- statt. — 12. Februar. Der „Moniteur" widmet dem ver storbenen Herzog von Genua einen Nachruf und hebt her vor, daß derselbe gewünscht habe, den Befehl über da- nach der Krim bestimmte sardinische Armeekorps zu übernehmen. — Der Abbs de la Bouillerie, Honorar-General-Vicar von Paris, ist, an die Stelle beS zum Bischof von Evreux er nannten Hrn. de Bonnechose, zum Bischof von Carcassonne, der Abbä Sergent, Generalvicar von NeverS, Archidiakon von Bethlehem, zum Bischof von Quimper ernannt worden. — Der „Moniteur" enrhält heute unter seinen Kammer nachrichten den Abdruck de- so viel besprochenen Gesetzent wurfs über eine neue Städteordnung mit den dazu gehö rigen Motiven. Brüssel, 12. Februar. Die Regierung hat einen Credit von 80,000 Francs (fast 21,000 Thaler) zu Deckung der Kosten beantragt, welche im Interesse der belgischen Aus steller bei der diesjährigen Pariser Ausstellung aufzuwenden sein werden. Haag, 9. Februar. Der königlich preußische CabinetS- ralh Niebuhr ist hier eingetroffen. Aus Parma wird die Ankunft Ihrer königl. Hoheiten des Grasen von Chambord und seiner Gemahlin gemeldet. Madrid. In der Sitzung vom 6. Februar forderten bei Gelegenheit der Berathung über den 16. Grundzug der Constitution, bezüglich der königlichen Sanktion der Gesetze, Ros de Olano und Ulloa das absolute Sanctionscecht (ab solute Veto?) für die Krone. Nach einer der lärmendsten Debatten ergab die namentliche Abstimmung über den An trag 230 Stimmen zu Gunstkn der Krone gegen 107. London, 10. Februar. Die „London Gazette" ver öffentlicht folgende königliche Proklamation: „Victoria U In Anbetracht, daß es zu unsrer Kunde gelangt ist, daß gewisse Handlungen sehr hochverrätherischer Natur von ge wissen britischen Unterthancn, die den Feinden der Königin anhangen, entweder innerhalb des Gebietes Ihrer Majestät, oder in Gegenden jenseits der See verübt worden sind, oder verübt werden sollen, wie z. B. der Bau oder die Aus rüstung von Kriegsschiffen oder die Hilfeleistung dabei, da« Versorgen solcher Schiffe mit Vorräthen, Takelwerk, Waf fen oder Munition, die Anfertigung von Dampfmaschinen entweder für solche Schiffe, oder zu andern kriegerischen Zwecken, der Abschluß von Contracten zu den vorerwähnten Zwecken, oder eine sonstig« Unterstützung der Feinde der Königin in Ländern jensetkd der See behufs der Führung des Kriege« gegen Ihre Majestät, so erinnert Ihre Maje stät durch diese Ihre königliche Proklamation alle Personen, die sich in ein derartiges hochverrätherisches Beginnen ein lassen, oder sonst den Feinden der Königin irgendwie Vor schub und Beistand leisten, daran, daß sie sich der Gefahr aussetzen, ergriffen und al- Hochverrärher behandelt zu wer den, und daß man mit der äußersten Strenge des Gesetzes gegen sie verfahren wird. So geschehen an unserm Hofe zu Windsor, am achten Tage des Februar, im Jahre des Herrn 1855 und im 18. Jahre unsrer Regierung. Gott erhalte die Königin!" — Lord Palmerston hat infolge der Uebernahme des PremierpostenS, welche eine Neuwahl nöthig macht, eine Adresse an die Wähler von Tiverton gerichtet, in welcher er unter Anderm sagt: ... „England hat sich genöthigt ge sehen, sich in einen Krieg einzulassen zu Zwecken, von wel chen daS Urtheil der Nation erklärt hat, daß sie hinlänglich groß und wichtig sind, um die Anstrengungen und Opfer, welche dieser Krieg erfordern mag, nothwendig zu machen. Wir kämpfen wider einen mächtigen Gegner; aber wir käm pfen in Gemeinschaft mit einem mächtigen und treuen Bun desgenossen, und ich hege die zuversichtliche Hoffnung, daß der Muth und die Energie deS britischen Volkes über alle Schwierigkeiten triumphiren wird, und daß wir durch kräf tige Anstrengungen im Kriege jenes Ziel erreichen werden, welche« der Zweck eine« jeden gerächten Kriege« ist, näm lich «ine» sicher» «ntz rhren»»llen Frieden." — Nicht nur die Aeilu»-en protrstirrn laut gegen die Red« Sir C Napier'«, sondern auch die Offiziere der Ost setflotte, welche natürlich über die Behauptung entrüstet sind, daß diese Flotte „schlecht bemannt und noch schlechter diSciplinirt" gewesen sei. — Im Unterhaus« fragte gestern Crawford, ob e« wahr sei, wie aus einer neulichen Rede Sir C. Napier'S hrrvorzugehen scheine, daß die Admiralität den Admiral entlassen und getadelt habe, und ob die ihm ertheilten Instructionen der Art gewesen seien, daß er dadurch in der Erfüllung seiner Pflicht habe behindert werden können. Admiral Berkeley entgegnet: Niemand könne mehr als er bedauern, daß sein alter und tapferer Freund Sir C. Ra pier so indiScrrt gewesen sei, dir erwähnte Rede zu hallen. Sir C. Napier sei keineswegs eine Rüge ertheilt worden; ebenso wenig habe ihn dir Regierung seines CommandoS entsetzt. Auch sei eS nicht wahr, daß die Regierung ihn angetrieden habe, irgend eine Festung in der Ostsee leichtsin nig anzugreifrn; andererseits habe es ihm frei gestanden, jede dieser Festungen anzugreifen, im Falle ihm dies an gemessen schiene, uns dir Admiralität habe ihm erklärt, daß das Land von ihm erwarte, er werde mit seiner Flotte alles Das gegen den Feind ausführen, was sich damit au-füh- ren lasse. Ich bedauere im höchsten Grade, fährt der Red ner fort, daß Sir C- Napier den unter ihm stehenden Of fizieren rin so schlechtes Beispiel giebt. ES erregt mein äußerstes Bedauern, daß ich als ältester militärischer Lord der Admiralität die Pflicht habe, auSzusprechen, wie sehr wir ein solches Benehmen bei irgend einem Offizier im Dienste Ihrer Majestät mißbilligen müssen. Es wurden hierauf 2,000,000 Pfd. St. als außerordentlicher Zuschuß zur Be streitung der Kosten der Marine während des mit dem 31. März 1855 zu Ende gehenden Jahres bewilligt. Mit Bezug auf eine an ihn gestellte Frage über die Stärke des Heeres auf der Krim erklärt der Schatzkanzler, im Allgemei nen gelte es sowohl in Krieg«- wie in Friedenszeiten für unangemessen, Berichte 'über die Vertheilung der Streit kräfte vorzulegen. Auch sei e« nie Brauch gewesen, daß daS HauS die Vorlegung derartiger Dokumente verlangt habe. Man möge daher keinen schädlichen Präcedenzfall stiften und nicht weiter in ihn dringen, die verlangte Aus kunft zu ertheilen- London, 13. Februar. (T. C. B.) Die „TimeS" hat Grund zu glauben, Russell werde als Bevollmächtigter von Seiten Englands zu den Wiener Conserenzen geschickt werden. St. Petersburg. Aus Königsberg, vom 13. Fe- bruar, wird dem „T C. B." telegraphisch gemeldet: Die hier eingetroffene „Senatszeitung" auS St. Petersburg vom 9. Februar bringt den Wortlaut der russisch-amerikanischen Convention vom 22. Juli 1854, betreffend die neutrale Schifffahrt. — Außerdem enthält die „Senatszeitung" einen UkaS vom 26. Januar, durch welchen die russisch-preußische Telegraphenconvention verlängert wird. Aus der Krim. Die neuesten Nachrichten vom Kriegs schauplätze bleiben auch für heute die in unserm gestrigen Blatte bereits mitgetheikten. — Nach den neuesten Berichten der Wien«» Blätter glaubt man im Lager dSr Verbündeten vor Sebaftopol be reits alles Ungemach des Winkers überstanden zu haben. In den ersten Tagen de« Februar- zeigte da- Thcrmomeker im Freien bereits 12° Wärme und Niemand will den War nungen der Einwohner von Balaklava glauben, daß regel mäßig auch der März dort noch seine stürmischen Tage habe. Die Luft weht jetzt so trocken und warm, daß der durch das Thauwelter erweichte Boden bald wieder fest sein dürfte. Dazu kommt noch, daß jetzt, freilich wo es beinah« zu spät ist, im Lager Ueberfluß von Allem herrscht, waS man gerade während der rauhesten Zeit so schmerzlich ver mißte. Die Baraken, die jetzt ankommen, werden zum größ ten Theile gar nicht aufgestellt, und der größte Theil der Armee wohnt jetzt, wie früher, in Zelten. Wenn nun auch die Lage der Armee sich unläugbar sehr verbessert hat, so täuscht sich doch Niemand darüber, daß die Einnahme von Sebastopol noch nicht so nahe bevorstehe, und jemehr die Soldaten in ihrem Kampfeifer den General Canrobert, wo er erscheint, dennoch den ungern gehörten Ruf: l'assrmt! hören lassen, desto mehr sprach man in den letzten Tagen von langen Kriegsräthen, denen der Neuangekommene In- genieurgeneral Niel beigewohnt und wobei auch dieser sich gegen einen Sturm ausgesprochen Haden soll. Ja, man brachte sogar seine plötzliche Abreise nach Konstantinopel in den letzten Tagen des Januar- damit in Verbindung. Auch „Der Wahlbruder", vollendet, deren Sujet sich auf einem von ihm wohlbeherrschten Terrain bewegt, und ist dieselbe bereit« an dir Rühmen versandt. — W. Wolfsohn'S neue« Drama: „Rur eine Seele" wird am 14. Februar in Leipzig gegeben. * Ein Beitrag zur Sittenkennt n iß drrChinesen. Wenn die bemittelten Klaffen keine Vereine bilden, die Armen zu unterstützen, so rächen fich diese wieder durch Vereine, um di« Reichen zu brandschatzen. Zeder von ihnen bringt zu diesen Ver einen eine wirkliche oder angenommene Krankheit, und man sucht nun so gut al« möglich die« Capital menschlichen Elend« an«- zubeuten. Die sämmilichen Armen bilden zu dem Ende Rotten und Bataillone, und diese« große Betilerheer hat ein bestimmte« Oberhaupt, welche« den Titel eine« Bettlerkönig« führt und da gesetzlich vom Staate^inerkann» ist. Dieser Britlerkönig ist eine wirkliche Macht, l» ist für da« gute Betragen seiner Lumpen- unterthanen verantwortlich, und man hält fich an ihn, sobald unter ihnen zu schreiende und die öffentlich« Ruhe gefährdend« Unordnungen entstehen. E« giebt bestimmte Tage, wo ihm ge stattet ist, seine zahlreichen Schaaren frei und in der Umgegend der Hauptstadt betteln zu lassen oder vielmehr zu wegelagrrn. Man müßte den Pinsel eine« Callot haben, um da« BnrleSke Cynischr und Ordnung«losr diese« Armenheere« darzustelle«, welche« zur Erstürmung irgend eine« Dorfe« aull'ückt. Während e« fich nach allen Seiten wie ein Heuschreckenschwarm verbreitet und durch seine Unverschämtheit Alle« in Schrecken setzt, beruft der König di, angesehensten Einwohner au« der Gegend und wacht ihnen den Vorschlag, sich gegen eine bestimmte Summe von diesen scheußlichen Zanitscharen lo-zHansen. Rach langen Ver handlungen wird man endlich Hanlm« ein«: da« Dorf zahlt sein Lösegelv und die Bettler ziehen ab, um anderSwo wie eine Lawine niederzufallen. Diese Bettlerschwärme machen zuweilen auf ihren Unter nehmungen eine ganz reiche Beute. Alle« wird zuerst in die Hände de« König« abgeliefert und dieser verth,ilt die Beute wieder unter seine Unterthanen, welche übrigen« in die Grund sätze de« CommuniSmu« sehr wohl eingrweiht zu sein scheinen. Die Ehinesen sind sparsam und arbeitsam, ihre unbezähmbare Gewinnsucht und ihre so entschiedene Vorliebe für Geldgeschäft« und Spekulativ,en verleiten sie jedoch zum Spiel, wenn sie fich nicht in den Handel stürzen. Sobald sich indeß die Chinesen einmal dem Spiel ergeben haben, so ist e« schwer, fle davon zurückzubringen. Wenn sie ihr Geld verloren haben, setzen fie ihr Hau« und ihre Felder und endlich ihre Frau auf da« Spiel, so daß deren Schicksal von einem Wurf der Würfel abhängt. Der chinesische Spieler begnügt sich indeß damit noch nicht. Er »erspielt selbst sein« Kleider, und der heillose Gebrauch, Alle« ohne Au-nahme zu »erspielen, giebt zuweilen zu den scheußlichsten Auftritten Anlaß. In den nördlichen Provinzen, namentlich in der Nähe der großen Mauer, findet man zuweilen während de« strengsten Winierfroste« Leut« in einem Zustand« d«r gänzlichen Nacktheit, die, nachdem sie alle ihre Kleider im Spiel« verlor«», ohne Barm herzigkeit au« den Epielhäusrrn weggejagt worden find. Sie laufen dann wie di« Wahnsinnigen umher, um fich gegen den Frost zu schützen, oder legen fich auf dir Schornsteine, die in jener Gegend in gleicher Linie mit der Erde an den Mauern der Häuser angebracht find. Sie suchen fich dann bald aus dieser, bald auf jener Seite zu erwärmpn, währen» ihr« Mitspieler st« ruhig ge währen lassen und sich über fle listig mache«. Diese« entsetzlich« Schauspiel währt indeß nicht lange, denn die Kälte ergreift bald die Unglücklichen, die man dann umsinken und sterben fleht. Die übrigen Spitler gehen dann in den Spielsaal zurück und setzen sich mit der größten Kaltblütigkeit wieder zum Spiel nieder. Go erstaunlich diese Thatsachen auch sein mögen, so treiben die chinesischen Spieler ihre Leidenschaft für da« Spiel doch noch weiter, ja, man möchte sagen bi« zum Wahnsinn. Wenn fi, nicht« mehr zu verlieren haben, so setzen sie sich an einen besoudern Tisch und spielen um ihre eigene« Finger, die sie mit einem entsetzlichen StoiciSmu« einander abschneiden. Wir wollten anfang« diese empörende Thatsache ganz mit Stillschweigen über gehen, um unsre Leser nicht auf die härteste Probe ihres Zu trauen« zu uu« zu stellen. WaS wir indeß von den chinesischen Spielern berichten, ist so wenig außerordentlich, daß bereit« im neunten Jahrhundert davon di« Red« ist und die arabischen Ge schichtschreiber jener Zeit davon berichten. In der „Kette der Chroniken" kommt eine Stelle vor, wo e« heißt: Unter den leicht sinnigen Leuten der nieder» Klaffen und die kein Geld besitzen, spielen Einig« zuweilen um die Kinger ihrer Hände. Während de« Spiel« hält man ein Gefäß mit Nuß- oder Sesam-Oel bereit. Unter dem Gefäße brennt ein Feuer. Zwischen den bei»»» Spielern liegt rin kleine«, sehr scharf geschliffene« Beil. Der Gewinner ergreift die Hand de« Verlierenden, legt diese auf «ine» Stein und haut dem Andern dann de« Kinger ab. Dieser fällt zur Erde und der Verlierende taucht mm sein« Hand in da« heiße Oel, wodurch die Wunde sogleich kautrrifirt wird. Diese Operativ» hindert indeß den Spieler nicht, da- Spiel fort- zusrtzen.