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— 766 — Abends fand im RathhauSsaale ein gemeinschaft liches Abendessen von ca. 70 Personen , worunter liebe Gäste aus benachbarten Vereinen, und darauf ein Tänzchen statt, das bis nach Mitternacht währte. — Dies Stiftungsfest war das 26. seit dem Bestehen des Vereins. Dresden. Das Centralcomitee imPlauenschen Grunde zeigt an, daß die Gesammtsumme der bis 9. November eingegangenen Beiträge 409,465 Thlr. be trägt, bittet auch, um das Rechnungswerk abschließen zu können, etwaige Beiträge bis 15. Decbr. einzusenden. — Das amtliche Gutachten über die tödtliche Ver unglückung von 276 Bergleuten in Folge der Explosion von Schlagwettern in den Schachtrevieren „Segen Gottes" und „Neue Hoffnung" der freiherrlich von Burgk'schen Steinkohlenwerke zu Burgk im Plauen'schen Grunde am 2. August 1869, spricht sich am Schlüsse dahin aus, daß nach dem Ergebnisse der Erörterungen der aus den Herren Bergamtsdirector Braunsdorf, Oberkunstmeister Braunsdorf, Bergmeister Müller und Berginsp.Köttig zusammengesetzten Kommission, „weder einem Arbeiter, noch einem Grubenbeamten, noch der technischen Oberleitung der betreff. Werke eine vorschriftswidrige Handlung, An ordnung oder Unterlassung beizumessen ist, welche die Katastrophe des 2. August dieses Jahres veranlaßt haben könnte." — DieSteinkohlen-Produktion Sachsens, welche sich im Jahre 1840 auf nur 1,300,000 Ctr. belief, 1850 sich auf 7,000,800 Centner, 1863 auf 23,333,556 Centner steigerte, belief sich 1868 auf 35,816,259 Ctr. Für das gesammte Königreich Sachsen ergeben sich ferner folgende Haupt-Summen: 28,435 Schfl. Areal, 3,895,292 Thlr. Actiencapital, 2,901,000 Thlr. Anleihe, 130,522 Thlr. Reserven, 491,368 Thlr. Dividenden und 51,175,746 Ctr. Produktion im Jahre 1868. — Die „Leipziger Zeitung," welche bei einer Einnahme von 90,300 Thlr. im Staatshaushalt nur mit einem Ueberschuß vvn 19,370 Thlr. angegeben ist, soll ihrer theuern Verwaltung wegen nach den Vor schlägen des Abg. Günther von der Rechten und Walter von der Linken der Kammer, künftighin in Pacht ge geben werden. — DaS neuerlichst zusammengetretene Consortium, welches die sächsischen Staatseisenbahnen kaufen möchte, besteht aus der Allg. Deutschen Kreditanstalt in Leipzig, der Darmstädter Bank, dem Hause Roth schild und der Berliner Handelsgesellschaft. Leipzig. Zur Feier der am 17. N»vbr. stattge habten Eröffnung des Suez-Canals hatte u. A. das hiesige Türkische General-Consulat die rothe Flagge mit dem Halbmonde aufgehißt. Das berühmte Hietel- sche Stickereigeschäft betätigte seine Theilnahme an dem wichtigen Ereignisse dadurch, daß es über die ganze Front des MauricianumS in der Grimmaischen Straße eiste Kette sämmtlicher Kriegs- und Handelsflaggen aller Nationen der Erde, zusammen 82, mit der norddeutschen unh ägyptischen in der Mitte ausgespannt hatte. Eu- ropq war hierbei durch 48, Amerika durch 19, Afrika durch 6, Asien durch 5 und Australien durch 4 Flaggen vertreten. — Der hiesige „Städtische Verein" erklärte sich gegen jede Bewilligung von Kosten zur Wiederher stellung eines Dresdner Hoftheaters Seiten des Land tags. Dresden möge allerdings ein Theater nothwendig haben, aber es sich dann, wie Leipzig, selbst erbauen. Man bereitet eine desfallsige Eingabe an die Kammern vor. München. Die Wahlen zum Landtag geben der ultramontanen oder pfäffischen Partei, zu allerhand Lug und Trug Anlaß. Zwei Führer der patriotischen Bauernvereine, die Herren von Hafenbrädl und vr. Pfähler, reisen umher, werben im Auftrage des Königs für die Partei, und die Negierung hat erst dem Be zirksamtmännern telegraphisch diese Lüge berichtigen müssen. Den Bauern wird vorgeredet, daß sie pro testantisch und preußisch gemacht werden sollen. Berlin. Am 13. November fand Hierselbst die feierliche Enthüllung des Schinkel-Denkmals statt. — Als Beweis, zu welchen Denunciations- mitteln in der jetzigen Zeit gegriffen wird, um sich beliebt zu machen und sich für Anstellung zu empfehlen, führen wir an, daß in den Kirchen Berlins die Pre digten solcher Geistlichen, welche im Gerüche der Freisinnigkeit stehen, von jungen Theologen nachsteno- graphirt werden, um sie dann als Material zu Ver folgungen und weiteren Maaßnahmen dem Consistorium einzureichen. Port-Said. Von hier aus wird der „Berliner Börs.-Ztg." vom 16. Novbr. Abends telegraphirt: „Die Festlichkeiten zur Eröffnung des Suez-Canals haben bereits begonnen. Heute wurde unter freiem Himmel eine religiöse Feier von Ulemas und katholischen Geist lichen veranstaltet. Monsignore Bauer, Beichtvater der Kaiserin Eugenie, sprach den Segen unter großem Enthusiasmus. Zugegen waren der türk. Khedive und seine Minister, die Kaiserin Eugenie, der Kaiser von Oesterreich, der Kronprinz von Preußen, die Prinzen der Niederlande und von Hessen, Vertreter aller Na tionen und eine große Anzahl distinguirter Gäste. „Der Salon für Literatur, Kunst und Gesell schaft" entfaltet auch in seinem neuesten Hefte (dem II. im V. Bande) all die reichsten Vorzüge, welche die unübertreffliche Zeitschrift von Anfang an auszeichnen, in rühmcnswerther Weise. Auch in rauher Jahreszeit kommt er gleichsam als Frühlingsbote. Mag draußen der Sturm die letzten herbstlich gefärbten Blätter herabfegen, er bringt uns eine Fülle frisch duftender Blüten, welche Geist und Herz zum Genuß einladeu. Ju immer neuen Stoffen, welche seine längst als die tüchtigsten erprobten Mit arbeiter in den gelungensten Formen darstellen, in immer neuen Klängen, die in Tausend Herzen harmonisch widerertönen, in immer neuen Farbencomposilionen feiner exquisiter Bilder aus den unerschöpflichen Reihen des Lebens und der Dichtung enthüllt er uns das Gehenuniß des geistigen Genusses, welcher im Wechsel beruht. Jedes Heft bietet etwas, von dem man, im Vergleich mit den früheren und init deu Erscheinungen der Literatur über haupt, sagen kann, es war noch nicht da, entweder dem Gegen stände, oder cigenthümlichen Darstellung »ach. In Heft II. möchten wir namentlich die Novelle: „Reise nach Freien walde" von Ad. Wilbrandt, ein Erzcugniß heiterster Laune in spannendster Form, Proben ans Heinrich Heine's hinter lassenen Papieren, „Im Dorfsalon" von Claire von Glümer, „In Marke rt's Atelier" von Karl von Thaler, ein gefühlvolles Gedicht von Wolfgang Müller von Königs winter: „Den Theuren, die geschieden", Bauernfeld's Skizze „Vom Burgtheater und vom Theater über- hanpt", so wie den „Harmlosen Brief eines Klein städters" als höchst anziehend hervorheben. Letztgenannter Brief schwingt diesmal des Spottes Geißel in Novellenform, von welcher man auch nicht einen Strich hinweg wünschen möchte, um der vollkommensten Wirkung auf die Betroffenen und auf die lachenden Zuschauer der Komödie, die sich darin ab spielt, gewiß zu sein. Aber auch außer diesen Prachtstücken bietet das Heft des Herrlichen noch viel und besonders sind auch die beigegebenen Kunstblätter der Ausstattung des Ganzen vollkommen würdig. — Demnach können wir auch auf Grund dieses Heftes den „Salon" als die belohnendste Lectüre empfehlen.