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Dienstag. . U 92 23. November 1869. Weißerih-Zeitnng Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten - Zeile 8 Pfg. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch allePost- anstalten. Amts- und Anzeige-Platt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthc zu Dippoldiswalde und /raueustcin. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dresden. In der 9. Morgenstunde des Buß tages ist der vordere der au der Elbe gelegenen Pon- touschuppeu durch Feuer zerstört worden, das sich alsbald nach dein Ausbruch mit reißender Schnelligkeit über das 500 Ellen lauge Gebäude verbreitete, so daß an Rettung der darin aufbewahrten Gegenstände gar nicht zu denken war. Gegen Mittag ivar der Schuppen in sich zusammengestürzt und die Gefahr für den da hinter liegenden beseitigt. Leider ist mit Sicherheit eine Brandstiftung auzuuehmeu. Der Kammer- Unteroffizier Köther aus Zittau (erst 21 Jahr alt), der am Tage des Brandes seine Geschäfte an einen andern Unteroffizier abgeben sollte, sich aber wahr scheinlich grober Unterschlagungen schuldig gemacht hatte, hat jedenfalls das Feuer angelegt und hierauf sich erschossen, worauf ein in seiner Nähe gefundener abgeschoffener Gewehrlauf hindeutet. Leider ist auch ein beim Netten thätig gewesener Sergeant des Pion ierbataillons, Namens Buchwald, mit verbrannt; die Leichname Beider, schrecklich verkohlt, hat man in den Trümmern anfgefnuden. In dem abgebrannten Schuppen befanden sich die Kammern der 12 Com pagnien des Leibgrenadier-Negiments, ferner 5 Kammern des Pionnier-Bataillons, 4 mies Schützen-Bataillons, 3 der Artillerie, eine große Kammer des Dresdner Reserve-Bataillons und eine große Kammer des Leib grenadier-Regiments. In jeder derselben befanden sich für mindestens 200 Mann Montirungsstücke, und dürften in Summa durch das Feuer vernichtet worden sein: 4000 Gewehre st 18 Thlr., 8000 Wasfenröcke st 5 Thlr., 12000 Paar Hosen st 3 Thlr., 4000 Helme st 4 Thlr., 4000 neue weiße Hosen st 1 Thlr., 4000 Tornister st 5 Thlr., 4000 Seitengewehre st 1 Hs Thlr., 4000 Patrontaschen st 1 Hs Thlr., 2000 Hemden st 25 Ngr., 2000 Paar Unterhosen st 18 Ngr., 4000 Feldflaschen, Feldkessel rc., st 1 Thlr., -4000 Mützen st 20 Ngr., 500 Pferdegeschirre mit Kummeten st 20 Thlr., 40 Pontons mit Wagen st 500 Thlr., endlich für 5000 Thlr. Taue, Seile rc. Der Verlust wird, mit Hinzurechnung alles hier nicht Aufgeführten, die Höhe von mindestens 500,000 Thlr. erreichen! * Dresden. (Landtagswoche.) In der ver gangene» 8. Landtagswoche gelangten die Positionen oder Ansätze 1—22 der Staatseinkünfte zur Verhand lung. Berichterstatter des Ausschusses war der Abg. Oehmichen. Bei den einleitenden Erörterungen sprach sich die Mehrzahl der Abgeordneten für die Einführung einer Art doppelten Buchhaltung zur Ordnung des MonatshauShaltes aus, welche jedoch der Finanzminister, Freiherr von Friesen, für schwer anwendbar erklärte; auch gelte es nur, dem Landtage eine klare Einsicht in die Einnahmen und Ausgaben des Staates zu gewähren. Die Forst- und Jagdnutzungen im Betrage von 1,600,000 Thlr. gelangten zuerst zur Besprechung. Viele Redner, darunter die Abg. Minkwitz, May, Pornitz, Krauße, Möschler, Mehnert, Körner, v. Könneritz, Schreck, Sachse, Leistner rc. ließen sich in der Sache hören und zuletzt gelangten Anträge des Abg. Mannsfeld rc., das allmälige Einziehen der Oberförsterstellen, eine Vermin derung der Revierverwalterstellen, eine GehaltSverbesse- rung der Forstbeamten und eine Reform des ganzen Forstwesens betreffend, zur Annahme. Bei den folgen den Positionen machte sich durchgängig eine Neigung für Verkauf aller StaatSetablissements geltend, die auch mehrfach angerathen und befürwortet wurde. Die An sätze 2. 53,700 Thlr. Jntraden, einschließlich der Jagd kartengelder und Kalkwerksnutzungen, 3. 126,458 Thlr. Nutzungen der Kammergüter und der in Zeitpacht stehen den Mühlen, Teiche rc., 4. 4000 Thlr. WeinbergS- und Kellereinutzungen, 5n. Steinkohlenwerks- und Braun kohlenwerksnutzungen, erstere mit 66,000 Thlr., letztere mit 10,000 Thlr., gaben wenig Gelegenheit zu Be merkungen, doch wurde von den Abg. Ackermann, Wigard und Biedermann dabei des Potschappler Grubenunglücks, mit einem Hinweis auf spätere ausführliche Erörterungen gedacht. Die Ansätze 6. die Porzellanmanufaktur mit 20,600 Thlr., 7n. die Hofapotheke und 7b. das Elster bad mit 2,700 und 1,338 Thlr. betreffend, wurden angenommen. Lebhafter wurden die Verhandlungen wieder bei Pos. 8. Berg- und Hüttennutzungen mit 205,000 Thlr. Die Abg. Hülße und Sachße wollten zum Ruhme Sachsens die Erhaltung der Bergwerks einrichtungen des Staats um jeden Preis, während die Deputation auch hierbei den Verkauf der Gruben- und Hüttenwerke im Auge behielt. Letzterer Meinung war besonders der bekannte tüchtige Volkswirth Abg. Rentzsch. Obwohl Staatsminister von Friesen gegen den Depu tationsantrag sprach, wurde derselbe dennoch angenommen. Pos. 10. Staatseisenbahnnutzungen mit 3,700,000 Thlr. fand eine eingehende Besprechung. Hierbei wurde von den Abg. Schnoor und Genossen der bestimmte Antrag auf den Verkauf der Staatseisenbahnen gestellt, derselbe jedoch zunächst der Finanzdeputation zur Berathung überwiesen. Ein Antrag des Abg. Streit auf Einführung des Einpfennigtarifs bei dem Transport sächsischer Braun- und Steinkohlen, ein anderer des Abg. Rentzsch auf gesetzliche Regelung einer kürzeren Lieferzeit und einer umfassenderen Haftpflicht, sowie auf Einführung einer 4. Wagenklaffe und dgl., ein dritter des Abg. Uhlemann auf Gleichmäßigkeit des Tarifs zu Gunsten kleiner Städte, ein vierter des Abg. Wigard auf Ver besserung der Gehalte von Locomotivführern, Weichen-