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Erscheint Dienstags und Freitags. Zn beziehen durch alle Postanstalten. Welßerih-Zeitung-U Amts- und Anzeige-Matt -er Königlichen Gerichts-Ämter vnd Ktadträthe zn Dippoldiswalde vnd /ravenstcin. Nerantwortlichrr Lkdacteur: Larl Zehne in Mippoldiswside. Tagesges chichte. Dippoldiswalde. Die bereits seit wenigstens 15 Jahren angestrebte Reorganisation unseres Schulwesens hat leider in dieser langen Zeit nicht zur Ausführung gelangen können. Wir wollen die Gründe dafür heute nicht darlegen, auch der verschie denen Umstände nicht gedenken, die stets hindernd da zwischen traten: — sondern nur mit Freuden berichten, daß die Schulfrage jetzt endlich in das Stadium einer glücklichen Lösung eingctreten ist. Eine solche ist ge boten durch die am 28. d. MtS. Seiten des hiesigen Stadtrathes erfolgte Wahl eines nach der nunmehr einzuführenden neuen Schulordnung neu anzustellenden Schuldirectors in der Person des Herrn Oberlehrer Engelmann. Sein langjähriges, segenSreiches Wirken in unserer Schule, seine anerkannt tüchtigen pädago gischen Kenntnisse, sowie der Umstand, daß er mit den Verhältnissen und verschiedenen Bedürfnissen der Schule genau bekannt, lassen die Wahl als eine äußerst glückliche und sicher nur zum Nutzen unserer Schule, der eine Reorganisation so noch thut, gereichende bezeichnen. Dresden, den 28. September. Bei der heutigen Wahl der Präsidentschafts-Candidaten für die zweite Kammer wurden die Herren Bürgermeister Haber korn, Bürgermeister Streit, Staatsanwalt Petri und Advocat Schreck gewählt. In der ersten Kammer er hielt wieder Herr Oberbürgermeister Pfotenhauer von den vorgeschlagenen Candidaten die meisten Stimmen. — Die feierliche Eröffnung des Landtages durch Se. Maj. den König hat am Donnerstag, 30. Septbr., im Residenzschlosse stattgefunden. — Die GesawmthersteLungskosten des abgebrannten Hoftheaters belaufen sich auf 386,800 Thlr., wo von 260,000 Thlr. von den Kammern aus Staatsmitteln bewilligt und 126,800 Thlr. aus Mitteln der Civil- liste beigelragen wurden. Der Zuschuß, den der König aus der Civilliste jährlich zum Hoftheater gab, betrug (incl. der Unterhaltung der musikalischen Kapelle) in den letzten 14 Jahren im Durchschnitt jährlich über 120,000 Thlr. Die Kosten der Renovation im Jahre 1864 bezahlte der König ebenfalls mit 69,021 Thlr. — Die Magdeburger Feuerversicherungsgesellschaft, bei welcher das Mobiliar des Hoftheaters mit 150,000 Thlrn. versichert mar, hat eine längere Erklärung er lassen, welche den Entschluß ausspricht, die Versicherungs summe für das abgebrannte Hoftheater nicht zu zahlen. Der Artikel enthält die Erzählung des Brandunglücks und seiner Entstehungsursache und schließt, nachdem er ausgesprochen: „Unwiderleglich nachweisbar ist der Brand durch geradezu unverantwortliche, grobe Fahrlässigkeit der Theaterverwaltung entstanden" mit folgenden Worten: So wie die Sachen jetzt liegen und nach dem Stande der mit großer Präcision abgefaßten polizeilichen Ver handlungen, von denen man unseren Inspektor bereit willigst Einsicht gewährt hat, werden wir eine etwa von uns geforderte Entschädigung voraussichtlich ganz ent schieden verweigern müssen, so lange nicht ein gericht liches Erkenntniß uns dazu veruriheilt; doch sehen wir dem Ausgange eines ProcesseS mit Ruhe entgegen." — Da sich eine Localität zur Einrichtung eines JnterimStheaters nicht gefunden hat, um aber auch die Wiederaufnahme der Vorstellungen de» Hoftheaters in kürzester Frist — der zweiten Hälfte des Monats November — zu ermöglichen, ist von Sr. Maj. dem König die Errichtung eines provisorischen Rund baues in den Zwingeranlagen in der Stallstraße ge nehmigt worden. — Für die Familien der verunglückten Bergleute im Plauen'schen Grunde sind nach der neuesten Zu sammenstellung gegen 330,000 Thlr. eingegangen. Berlin. Der König wird unmittelbar von der Reise nach Baden-Baden zurückkehrend, den Landtag am 6. October eröffnen. Die vorbereitenden Minister berathungen haben dieserhalb schon stattgefunden. Daß die Regierung mit den in ihren Grundzügen schon be kannt gewordenen Gesetzesvorlagen über eine neue um fassende Kreisverfassung und über eine vollständige Regelung des Unterrichts- und Finanzwesens die Bahn der Reform in ganz entschiedener Weise be tritt, wird allgemein anerkannt. Karlsruhe. Baden empfindet mit Genugthuung das Glück, Fürst, Regierung und Volk auf nationalem und liberalem Gebiete in Uebereinstimmung zu wissen. Der Eintritt Badens in den Norddeutschen Bund, den Großherzog Friedrich in seiner Thronrede als für das Heil Gesammt-Deutschlands nothwendig hinstellte, wird von dem Landtage noch um einen Schritt weiter vor bereitet werden; doch steht ein bestimmter Antrag um Aufnahme in den Bund für jetzt noch nicht zu erwarten. Wien. Der Kronprinz von Preußen wird bei seinem bevorstehenden Besuche Hierselbst allgemein als ein Friedensbote begrüßt werden. Die Beust'sche Po litik, welche Oesterreich-Ungarn immer mehr von der französischen Politik abhängig zu machen drohte, wurde jederzeit nur von den verbissensten Preußenfeinden ge billigt. Spanien. Der Regent Serrano und der Minister rath haben sich endlich darüber geeinigt, den Ständen die Thron-Candidatur des Prinzen Thomas von