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— 590 — trägt, und eine gewisse Strafe muß über die mittelbar wie unmittelbar Schuldigen verhängt werden. 3) Als bessere Sicherheit gegen die Wiederholung solcher Vorgänge muß eine ausgedehntere, schärfere Haftpflicht sowohl der Unternehmer und Verwaltung, als auch der Beamten, auf dem Wege der Gesetzgebung geschaffen, insbesondere der Grundsatz zum Gesetz erhoben werden, daß bei allen derartigen Unglückssällen die Vermuthung für das Verschulden der ge nannten Organe streiten und von ihnen Beweis der eigenen Schuldlosigkeit geführt werde. Es sprachen noch die Bergarbeiter Hähnel und Noack, beide in kerniger, aber ruhiger Weise ; I)r. Schmidt, vr. Döhn, Schumann, Bromme, Alberti ans Radeberg u. A. Man beschloß, die Resolutionen durch die Presse zu veröffentlichen, sie aber nicht, wie beantragt wurde, mit gesammelten Unterschriften zur Kennluiß der Re gierung zu bringen. Leipzig. Bei den Exercierübungen unserer Ca- vallerie, die vor einigen Tagen in der Umgegend von Borna stattfanden, hat sich ein beklagenswerther Unfall zugetragen. Das Unglück wollte, daß infolge eines bedauerlichen Zufalles — es läßt sich nicht gleich entscheiden, ob durch ein falsch verstandenes oder falsch ausgesührtes Commando oder durch irgend einen anderen Umstand — 15 Mann mit ihren Pferden in einen tiefen Graben stürzten. Einer der Verunglückten sand dabei seinen Tod und ist bereits beerdigt, die übrigen erlitten mehr oder minder schwere Verletzungen, einen doppelten Armbruch, Verstauchungen und Quetschungen und sind zur Pflege wie Wiederherstellung an das Hospital in Borna abgegeben worden. Berlin, Die Klöster in Preußen haben sich bis zu der beträchtlichen Anzahl von 481 vermehrt; besonders das Ausland hat mit seinen Spenden viele Anstalten dieser Art begründet. Selbst officielle Zei tungen sprechen sich entschieden dagegen aus und finden das Umsichgreifen des Klosterwesens äußerst bedenklich. — Dagegen wird die Nachricht, daß ein Concordat zwischen Preußen und Rom existire, entschiede» als falsch bezeichnet. Wien. Der Reichsrath wird zum 20. Novbr. einberufen werden, bis wohin die verschiedenen jetzt tagenden Landtage ihre Arbeiten werden beendigt haben. Die directen Wahlen werden bei ihren Berathungen eine Hauptrolle spielen. — Die Leistungen der theologischen Facultät an der Universität zu Wien erfahren jetzt durch die Blätter eine öffentliche, ungemein scharfe Kritik. Nach derselben zu urtheilen, muß eS sehr schlimm in diesem Kapitel stehen, und der Grundsatz des Cardinals Rauscher: „Ich brauche keine Theologen, sondern eine bestimmte jährliche Zufuhr von Verrichtern liturgischer Vorschriften," scheint bisher die alleinige Richtschnur bei der Anstellung der akademischen Lehrkräfte auf diesem Felde abgegeben zu haben. — Im österreichischen Kaiserstaat sind in den letzten 4 Monaten 480 neue Po st an st alten einge richtet worden. Vermischtes. Aus Berlin berichtet die Gerichts-Zeitung: „Nachdem sich am Freitag Abend das Gerücht verbreitet hatte, der Kaiser Napoleon sei todt, machte sich, wie bereits erwähnt, namentlich Unter den Linden, woselbst die Menschen schaaren- weise zusammenstanden, eine große Aufregung bemerkbar. Bei Kranzler war bis spät in die Nacht ein reges Leben. Bör senmänner und Spekulanten hatten sich hier eingefunden, um mit den durch den vermeintlichen Tod des Kaisers Napoleon bedeutend im Cours sinkenden französischen Papieren Handel zu treiben. Alles wollte verkaufen, und Mancher, der, diese Panique benutzend, zu niedrigem Course gekauft hat, hatte am nächsten Morgen, als die Todesnachricht officiell demen- tirt wurde, große Summen gewonnen. Während das „Ge schäft" an der Ecke von Kranzler in bestem Flor stand, passirte auch ein Schusterjunge die Linden. Er sah das um die späte Zeit so ungewöhnliche Leben und Treiben und erkundigte sich neugierig, was denn los sei. Man erzählte ihm, Napoleon sei todt. Da stellte sich der Junge vor die Börsenmänner, riß seine Mütze vom Kopfe, zersauste sich die Haare und rief in komischer Verzweiflung aus: „Napoleon is todt? Herrjott! Da verliere ick ja mein janzes Vermögen!" Schallendes Ge lächter antwortete diesen, Angstschrei des Schusterjungen, und damit er seine etwaigen Verluste in etwas verschmerze, halfen ihm mehrere der lachenden Herren mit einigen Fünfgroschen stücken auf die Beine." Ein Pariser Witzblatt erzählt: „Eine vortreffliche Dame, welche Maximen ü la Larochefoucauld schreiben könnte, sagte neulich: „In der Ehe unterscheidet sich der Zorn des Mannes von dem der Frau dadurch, daß der Mann, wenn er zornig ist, sich selbst die Haare ausrauft; ist aber die Frau zornig, rauft sie sie ihm aus." Getreide-Preise. Namen der Grle. Vatiim. Präs. Meßen lieg gin Gerste h- er Erb eu Dresden. 30Aug. von bis 5 4 4 8 12 3 4 15 2 3 10 5 —' Bautzen. 28Aug. von bis 5 5 15 3 4 25 5 3 3 10 2 2 10 — Pirna. . 28Aug. von bis 5 5 4 4 5 10 3 8 2 2 20 — Roßwein. 3lAug. von bis 5 6 12 2 4 4 10 12 — — 2 2 5 11 — — Chemnitz. IScP. von bis 5 6 7 4 5 15 3 4 15 2 3 25 7 5 5 15 25 Radeburg IScp. von bis 5 5 — 4 4 5 8 3 3 2 2 5 12 — — Bericht der ProductenhandelSbörse zu Dresden, vom 3. Sept. Weizen weiß 68—73, alte Waarc, braun 59—68, über Notiz bezahlt, Weizenmehl Kaiscrauszug pr. Etr. 5^/s Thlr., griesler Auszug 5 Thlr., Bäckermundmehl 4'/s Thlr., Griesler Mnndmchl 3°/° Thlr., Pohlmehl 3-/- Thlr., Nr. 0 4°/« Thlr., Nr. t 4'/- Thlr., Nr. 2 3°/° Thlr. Roggen loco 50 — 53. Roggcnmehl pr. Etr. Nr. 0 4*/. Thlr., Nr. 1 3^/e, Thlr., Nr. 0 u. i 4Thlr. Gerste loco 42—46. Hafer loco 27—31. Erbsen 59—64. Wicken —. Kukurutz 45—46. Oelsaaten: Raps 104 G. Scblag-Lein—. Ocl loco rass. IlU/s B. Hervst — jB. Oelkuchen 2'/» B. Spiritus 16°/° G. Kirchliche Nachrichten. Dippoldiswalde, vom 1.—31. August 1869. Geboren wurde Hm. Hausbes. Göhler in Berreuth eine Tochter; — Hrn. Schneider Ha ctmann in Dresden ein Sohn; — Hrn. Tischlcrmstr. M cnzer hier ein Sohn; — Hrn. Ziegel- mstr. Finsterbusch hier eine Tochter; — Hrn. Steueraufseher Träger hier ein Sohu; — Hrn. Böttcher Mehlig hier eine Tochter; — Hrn. Wirthschaftsbes. Böhme in Remholdshain ein Sohn; — Hrn. Wirthschaftsbes. Weinhold in Ulberndorf ein todtgeb. Sohn. Getraut wurden CarlFriedr. Koitzsch, Bureaudiener auf der Rechnungs-Expedition der sächs. Staatsbahn in Dresden, und Selma Amalie Güudcl, G's., Einwohners und Maurers in Schmiedeberg, hintcrl. ehel. 3. Tochter; — Gottfr. Fleischer, Bürger und Schuhmachermstr. hier, ein Wittwer, und Auguste Louise Richter, R's., Handarbeiters in Sprembcrg bei Neu salza, hinter!, ehel. jüngste Tochter.