Volltext Seite (XML)
— 487 — Bekanntmachung. Am 6. dieses Monats ist im Wendischcarsdorfer Forstreviere ein schon in Fäulniß übergegangener Leichnam männlichen Geschlechts gefunden und gerichtlich aufgehoben worden, welcher von der Ehefrau des seit dem 16. November 1868 vermißten Bergarbeiter Eduard Traugott Kräher's aus Possendorf als der Leichnam ihres Ehemannes erkannt worden ist, was zur Erledigung der Bekanntmachungen vom 18. December 1868 und 27. Februar 1869 hiermit bekannt gemacht wird. Dippoldiswalde, den 14 Juli 1869 Königliches Gerichtsamt. Drewitz. Dem Andenken unseres am 5. Juli allhier verstorbenen . treuverdienten Schullehrers Herrn Ernst Wilhelm Gustav Vlüheisen. „Wir haben Einen guten Mann begraben, Und uns war er mehr." Als am 5. Juli die Abendglocke den Feierabend uns verkündete, ahneten wir noch nicht, daß sie, geliebter Lehrer, Dein Sterbestündlein läutete. Aber nur zu bald ward uns die betrübende und erschütternde Kunde, daß ihre Klänge Trauerschläge für unsere Gemeinde gewesen, indem zu dieser Stunde der kalte Tod Dein junges Herz nach langen Leiden gebrochen und Dein lichter Geist der irdischen Hülle sich entwunden hatte. Wohl haben wir und unsere Kinder an Deinem Grabe manche Thräne geweint; doch unser Gefühl treibt uns, Dir auch noch öffentlich unfern Dank und unsere An erkennung in Dein so frühes Grab nachzurufen. Fast vier Jahre lang hast Du mit achtem Lehrersinn unter sichtbarem Erfolge an unserer Schnle gewirkt, Dich als ein tüchtiger und treuer Arbeiter im Weinberge des Herrn erwiesen und durch Berufseifer nicht nur die Liebe und Anhänglichkeit unserer Kinder, sondern auch unser Aller Achtung Dir erworben. Empfange über Dein Grab hinaus noch unfern warmen Dank für Dein so pflichtgetreues Wirken. Die gute Saat, die so unablässig Du gestreuet, sie wird in den Herzen unserer Kinder Wurzel schlagen und gewiß reiche Früchte bringen. Dein Andenken soll unter uns in Segen bleiben, ein gedenk des apostolischen Wortes: „Gedenket an euere Lehrer, die Euch das Wort Gottes gesagt haben, welcher Ende schauet an und folgt ihrem Glauben nach." Dorf Seyde, am 16. Juli 1869. Die Gemeinde allda Herzlicher Dank. Am 5. Juli ds. Js. entschlief zur ewigen Ruhe nach langen Leiden unser guter Gatte, Vater, Sohn, Bruder und Enkel, Herr Ernst Wilhelm Gustav Glüyeisen, Schullehrer in Seyde, in einem Alter von 28 Jahren. Ach, nicht mehr ist er uns! so klagt in Thränen so manches Herz mit tief gesenktem Blick. Alles hat der kalte unverbittliche Tod vernichtet, ein junges, lebenvolles Herz zerdrückt: hat über tausend Hoffnungen gerichtet und alle Erdenblumen abgepflückt. Mit blutendem Herzen folgten wir ihm auf seinem letzten Gange und weinten laut um sein so frühes Grab. Doch wir beugen uns in Demuth unter die gewaltige Hand Dessen, der unsere Tage gezählt hat von Kindes Beinen an, und sprechen voll Ergebung in seinen weisen, unerforschlichen Rathschluß: „Er ist der Herr, er thue, was ihm wohlgefällt I" Wahrhaft lindernder Balsam war aber für unsere so schwer verwundeten Herzen die innige und herzliche Theilnahme, die sowohl während der langwierigen Krankheit des Entschlafenen, als auch ganz vorzüglich am Tage seines Begräbnisses von Verwandten, Freunden, Bekannten, seinen Amtsgenossen, Vorgesetzten und seiner Gemeinde sammt der lieben Schuljugend so allgemein sich kund gab, wodurch uns so recht offenbar wurde: „Siehe, wie hat man ihn so lieb gehabt!" Unsere Herzen sind darob voll des innigsten Dankes. Diese Dankesworte gellen vornämlich dem Hxrrn Pastor NuA. Hünigen für die am Grabe gesprochenen, vom Herzen zu Herzen gehenden Trostesworte; den Herren Schullehrern Bretschneider in Hermsdorf, Thieme in Schönfeld und Gräfe in Zaunhaus für die Liebe, die sie ihm nicht nur bei seinem Begräbnisse, sondern ganz vorzüglich auch in seinen langen LeidenS- tagen dadurch bewiesen, daß Sie sein Amt mit Treue und Uneigennützigkeit so gern und bereitwillig verwal teten; seinen werthen und geehrten Amtsgenossen, die von nah und, fern so zahlreich herbeigekommen waren, ihm das letzte Geleite zu Grabe zu geben, und durch erhebende Grabgesänge unsere schwergep'."'ften Herzen aufrichteten; den Herren Eantor Haupt in Frauenstein und Schullehrer Köhler in Hermsdorf für die ihm nachgerufenen herzlichen Abschiedsworte im Hause und am Grabe; dem Gesangverein zu Seyde für die dargebrachten Trauergesänge am Vorabende des Begräbnisses; den geehrten Kirchen Vorstands mitgliedern für die Begleitung zu Grabe; der lieben Schuljugend für den reichlichen Schmuck des Sarges mit Blumen und Kränzen, sowie allen Freunden und Bekannten für das Grabgeleite und die Spenden inniger Liebe. Vor Allem aber Dank Dir, theuere Gemeinde Seyde und Deinen Vertretern, für alle die Achtung und Liebe, die Du Deinem nun entschla fenen Lehrer während der Zeit seines amtlichen Wirken« so vielfach und ungetheilt bewiesen hast! Dank für die rührende Trauermusik, sowie Dank endlich allen Denen, welche ihn zu Grabe begleiteten. So viel Liebe und Theilnahme Hal unfern wunden Herzen wohlgethan. Möge der gute Gott Ihnen Allen dafür ein reicher Vergelter sein! Du aber, Verklärter, habe auch Du Dank für alle Deine Liebe und Deine Treue! Schlafe sanft den langen Schlaf im stillen Kämmerlein. In der Fülle der Jahre rief Dich der Herr ab von Deinem Dir so liebgewordenen Tagewerke und nahm Dich auf in seinen schöneren Himmel, den auf Erden Du den Unmündigen so treu und unablässig verkündet hast. Wohl bringt kein Gebet noch Flehen Dich in unseren Kreis zurück; doch wenn dereinst auch unser letztes Stündlein schlägt, dann: Wiedersehen sei uns ge segnet! Seyde, am 16. Juli 1869. Die tiefbetrübten Hinterlassenen.