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23. Z«li 18«S. .M 57. Freilag. Erscheint Dienstagsund Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Preis WePerrtz-Zcitung.M Amts- und Anzcigt-Dlatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadtrathe zu Dippoldiswalde und /raucnstcin. verantwortlicher NeLacteur: Larl Zehne in Dippoldiswalde. Zur Gisenbahnfrage. In den letzten Wochen sind einige Ereignisse ein getreten, welche zwar für unser, im Schooße der Zu kunft schlummerndes Eisenbahnproject Schmiede berg-Dresden einflußlos sind, desto lebhafter aber unsere Nachbarprojecte, Dux-Frauenstein, Dux- Mügeln und Dux-Pirna, berühren. Zunächst ist Seiten der österreichischen Regierung die Linie Dux-Bodenbach concessionirt worden. Mit Ausführung dieser Linie, welche zugleich der Teplitz- Aussiger Bahn erhebliche Concurrenz machen wird, werden die Projekte Dux-Pirna und Dux-Mügeln hinfällig, denn es ist undenkbar, daß vier, mit Differenz von wenigen Stunden neben einander laufende, wesent lich auf den Transport von Braunkohlen basirte Eisen bahnen bestehen, resp. rentiren können. Hiernächst ist in den letzten Tagen oas Capital für die Bahn Annaberg-Weipert, im Anschlüsse an die Bahn Weipert-Commotau, gezeichnet worden, und die Auflegung der Actieu für die Flöhat hal bahn, welche ein Mittelglied der direkten Linie Ham burg-Leipzig-Chemnitz-Prag-Triest werden soll, wird dem Vernehmen nach in den nächsten Tagen erfolgen. Durch Ausführung dieser Linien wird wieder das Dux - Frauensteiner Projekt unmöglich, da ihm eins der wesentlichsten Rentabilitätsmomente, die Braun kohlen auf kürzestem Wege nach Chemnitz und Um gegend zu bringen, entzogen ist. Unser Projekt Schmiedeberg-Dresden wird, wie gesagt, nicht hiervon berührt; es war von Halls aus nicht auf den Kohlen-, sondern auf den Holztrans port basirt und wird im forstfiscalischen Interesse, wie wir glauben, früher oder später aus Staatsmitteln realisirt werden. Selbstverständlich würde man, wenn die Projekte Dux-Klingenberg und Dux-Mügeln zur Ausführung gekommen wären, an einer dieser Linien von Schmiedeberg aus den Anschluß gesucht haben; allein unser Unternehmen ist als für sich existenzfähige Localbahn, von Ausführung dieser Unternehmen ganz unabhängig und könnte nur im Anschlüsse all dieselben eine höhere Rentabilität erzielen. Wir kommen aber bei dieser Gelegenheit wieder holt auf die in diesem Blatte besprochene Frage zurück, ob es nicht angezeigt wäre, anstatt die große Zahl der, von der Elbe nach Böhmen führenden Straßen und Bahnen noch zu vermehren, lieber die längst ver mißte Querverbindung dieser Verkehrswege, durch eine Bahn von Klingenberg über Dippoldiswalde nach Pirna anzustreben, und so die böhmische Bahn mit der Freiberg-Chemnitzer, resp. Freiberg-Leipziger Bahn, auf kürzestem Wege zu verbinden. Denn nach öffentlichen Mittheilungen hat die Leipzig-Dresdner Eisenbahngesellschaft den Bau der Linie Freiberg-Nossen bereits übernommen; wie andererseits der Fortsetzung der südlausitzer Bahn nach Pirna, früher oder später auch entgegen gesehen werden kann. Selbstverwaltung der Schule. Communalschule. Diese Zeitung brachte jüngst einen Artikel über vorstehende Fragen, der nach Form und Inhalt gleich ansprechend und beherzigenswerth erschien. Es sind in der That und Wahr heit brennende Fragen der Gegenwart, von denen namentlich die erste nicht erst seit heute oder gestern auf der öffentlichen Tages ordnung steht, sondern seit Jahrzehenden bereits ihre Existenz hat; die wiederholt aufgetaucht, aber immer wieder zurückge treten oder vielmehr zurückgedrängt worden ist; die Frage von der Selbstverwaltung der Schule oder die Trennung der Schule von der Kirche, und es wird diese Frage so lange auf der Tagesordnung stehen bleiben, bis sie eine befriedigende Lösung erhalten hat. In der neuesten Zeit ist sie Gegenstand der Besprechung auf den meisten Diöcesanversammlungen ge wesen: sie war dahin importirt worden durch geistliche Con- ferenzen aus dem Muldenthale und dem Erzgebirge, und doch gehörten sie nicht vor dieses Forum: denn wie sollen Leute über Fragen urtheilen, mit denen genauer sich zu beschäftigen sie weder Gelegenheit, noch Zeit, noch Neigung gehabt haben, Fragen, die so tief einschneidend das innerste Gebiet der Schule, der Pädagogik berühren, Fragen über die centrale Stellung des Religionsunterrichtes in der Schule, über Bibelauszug, Katechismus Luthers rc. Solcher Leute gab es unter den weltlichen Mitgliedern der Diöcesanversammlungen gewiß nicht Wenige. Doch nichtsdestoweniger ist viel darüber geredet worden und, obschon nicht ohne Widerspruch von Seiten der Laien, die Meinung des geistlichen Standes siegreich geblieben, daß dies historisch begründete, bewährte Band zwischen Kirche und Schule nicht zerrissen werden dürfe. Trennung der Schule von der Kirche: das klingt aller dings beim ersten Hören gar bedenklich und gefährlich. Wollen die Lehrer keine Christen mehr bleiben, oder wollen sie Frei- gemeindler werden? Wollen sie ins Lager des Materialismus, des Atheismus übergehen und solches Gift auch den jungen Seelen einpflanzen? Werden da nicht alle Gräuel der Ver wüstung über die Heerde Christi und ihre Hirten hereinbrechen? So klagen ängstliche, unklar sehende, auf ihre zeitherige Macht stellung eifersüchtige Seelen. Nein, seid ruhig, lieben Freunde! Von der Kirche, von dem Evangelio, von der beseligenden Gotteskraft, von der Gemeinschaft Derer, die in Christo ihre Kniee beugen, will die Schule gewiß und bestimmt sich nicht trennen: darin will sie auch ferner bleiben. Nur von den