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— 410 — 13 Lehrer, angeschlossen, der auch von Musikchören begleitet wurde, gewährte in der That einen herrlichen Anblick. Nachdem der Zug in das überaus schön decorirte Gotteshaus eingetreten war und die Geist lichen auf dem Altarplatze ihre Sitze eingenommen hatten, leitete V. 1—5 aus dem 829. Liede den Gottesdienst ein. Herr ?. Tille aus Lauenstein in- tonirte und las hierauf den 23. Psalm vor. Dann sangen die anwesenden Lehrer einige Verse aus Nr. 41. Hierauf folgte das Kernlied Luthers: „Eine feste Burg rc." Herr k. Friedrich aus Altenberg hatte recht passend zu seinem Kanzelvortrage gewählt den 9. V. aus dem 16. Cap. der Apostelgeschichte, in welchem ein Mann Paulo im Traume nut der Bitte erschreckt: Komm' hernieder in Macedonien und hilf uns! Nach Anleitung des Textes verbreitete sich der Festredner darüber: daß der Nothschrei und der bittende Ruf: Komm' hernieder rc. ergehe 1) an die ganze christliche Kirche; 2) an die evangelische Kirche ins besondere, und 3) an jede christliche Gemeinde. Der schönen Predigt folgte ein interessanter Bericht, vom Hrn. ?. Fiedler vorgetragen, und den Schlußstein zu diesem schönen Festgottesdienst setzte ein vierstim miges, von den Lehrern vorgetragenes „Vater unser." Zu der Hauptsumme der Einnahme von 94 Thlr. 6 Ngr. hatten beigetragen: Altenberg 25 Thlr. 15 Ngr., Geising 20 Thlr., Lauenstein 12 Thlr. 18 Ngr., Bärenstein 15 Thlr. 19 Ngr., Dittersdorf 7 Thlr. 4 Ngr., Fürstenwalde 3 Thlr. 24 Ngr., Liebenau 9 Thlr. 23 Ngr., die Collecte betrug 12 Thlr. 12 Ngr. 5 Pf., welche bei der Besprechung über die Verwen dung der eingegangenen Gelder für Ostritz bestimmt wurde. Das eine Drittel der Totaleinuahme wurde Teplitz verwilligt, für das 2. Drittel wurde beschlossen, dasselbe Aussig bei dem Hauptvereiu warm zu bevor- worten. Zum Ort für die Jahresversammlung 1870 wurde Geising bestimmt, und zu Abgeordneten bei der Generalversammlung in Pirna wurden Herr ?. Henrici in Bärenstein, Herr Stadtrath Bachmann und Herr Kirchenvorsteher Friebel in Liebenau ausersehen. Dresden. Das Gutachten, welches die hier im vorigen Jahre tagende Steuer-Revisions-Com- Mission abgegeben hat, enthält folgende Hauptpunkte: 1) Die Commission bezeichnete das bestehende Steuersystem »war nicht gerade als verfassungswidrig nach §. 39 der Verfas- sungsurkunoe, aber doch als einer Verbesserung bedürftig. 2) Betreffs der Grundsteuer ward die Nothwendigkcit einer Revision der Abschätzung einstimmig anerkannt. 3) Aehnlich rücksichtlich der Gebäudesteuer. 4) Trennung der Gebäudcstener von der Grundsteuer (einstimmig). 5) Trennung der eigentlichen Boden besteuerung von der landwirthschaftlichen Betriebssteuer (mit 8 gegen 5 Stimmen). 6) Ueber die Berathungen der Subcom missionen (über Grund-, Gebäude-, Gewerbe- und Personal steuer) läßt sich in Kürze nicht berichten; nur aus denen der letztgenannten wollen wir Folgendes hervorheben: die gedachte Steuer soll einer wirklichen Einkommensteuer mehr angenähert, es sollen Klassen des Einkommens gebildet werden und es soll, von der obersten Klasse angefangen, eine Abminderung des Pro centsatzes nach unten stattfinden, dergestalt, „daß die untersten Klassen die bisherigen Steuersätze der unbemittelten Arbeiter und kleinen Gcwerbtreibcnden nicht übersteigen." Ein Einkommen unter 50 Thlrn. ist von jeder Steuer frei'. Die zeitherigen Durch- schnittssätzc für Kaufleute, Fleischer und Bäcker in großen und Mittlern Städten fallen weg. Endlich sei noch folgender auf das allgemeine Verhältniß der Grundsteuer zur Gewerbesteuer bezüg liche Beschluß der Commission erwähnt: „Das durch Abschätzung gefundene wirkliche Einkommen der Grundbesitzer ist ebenso wie das der Gewerbetreibenden einer lediglich auf dieses Einkommen basirten, nach denselben Grundsätzen wie bei den Gewerben auf gelegten Steuer zu unterziehen, das zeitherigc Grundsteuersystem dagegen vollständig aufzuheben, jedoch unter der Voraussetzung, daß diese Steuer nach einem zu vereinbarenden höher» Satze für den Grundbesitz, als für das Gewerbe, aufgelegt werde. — Großfürst Constantin von Rußland und sein Sohn Nicolaus sind am 17. Juni über Berlin in Leipzig eiugetroffen, wo am 18. auch unser Kron prinz Albert mit Gemahlin, sowie der Großherzog und die Großherzogin von Toscana ankamen. Am 20. reisten sämmtliche Herrschaften über Dresden nach Schloß Pillnitz zum Besuch unseres HofeS. — Dem zu Ende dieses Monats in Altenburg stattfindenden Schützenfeste werden sich in kurzer Zeit noch einige derartige anschließen. Es wird z. B. vom 4.— 13. Juli das 400jährige Jubiläum der Bolzen schützengesellschaft in Zwickau, sowie vom 22.-29. August in Chemnitz bei der Schützengesellschaft die 25jährige Feier der ersten Einweihung des jetzigen Schießhauses und die Weihe der neuen Fahne stattfinden. — Die „Chemn. Nachr." erhielten vor circa 6 Wochen von einem erfahrenen Witterungskundigen Fol gendes eingesandt: „Nach vielen Beobachtungen der verschiedenen Veränderungen in der Natur und nach vieljährigen Erfahrungen ist die Witterung in diesem Sommer wohl zu vermuthen wie folgt: Der Sommer wird nicht naß noch trocken, wohl aber feucht sein, es werden sehr heiße mit kühlen fast kalten Tagen abwechseln. In den ersteren werden starke Gewitter größtentheils mit Hagel erfolgen, nach diesen kühle Luft. Der Sommer wird ausnehmend fruchtbar sein, so, wie wir schon seit vielen Jahren keinen gehabt haben." — Bis jetzt hat sich diese „Prophezeihung" bewährt. Meißen. Im Dorfe Kleinzadel wurde am 13. Juni der Winzer Krause am Rande eines Ge hölzes einige Schritte von einer Kiefer todt aufge funden; er hatte einen Strick am Halse, am Hinter kopfe Wunden. 20 Ellen hoch auf dem Baume war ein anderes Stück Strick festgeknüpft, eine Leiter lehnte an dem Baum und an der Erde lag ein Messer. Man glaubte erst, Krause habe versucht, sich zu erhängen, dann sich wieder losgeschnitten und durch Herabfallen von der Leiter die Kopfwunden erhalten. Bei einer Besichtigung der, 150 Schritte von der Auffindungs stelle befindlichen Wohnung des Entseelten fand man aber, daß hier ein Mord vorliege, da viele von Krause benutzte Sachen, auch ein Beil, voll Blut waren. Man hat deshalb die Ehefrau Krause's verhaftet. Dieselbe ist aus Ebersbach bei Radeberg, 31 Jahr alt und erst seit März ds. IS. verheirathet; doch soll steter Unfriede diese kurze Ehe gestört haben. Berlin. Der Reichstag wird wahrscheinlich Dienstag den 22. Juni, und Tags darauf das Zoll- parlament geschlossen werden. — Bei der Anwesenheit des Königs in Han nover besuchte derselbe u. A. das Theater, in dem ihm ein begeistertes Hoch gebracht wurde. Dann be gab er sich in das Tivoli, das von ca. 7000 Menschen besucht und von 16000 Gasflammen erleuchtet war; ein 230 Mann starkes Orchester concertirte. Nach weiteren Besichtigungen rc. fuhr der König nach Hep pens, wo er der Einweihung des Marinehafens in Gegenwart der Großherzoge von Oldenburg und Schwerin beiwohnte. — Der Besuch des Königs in Bremen war vom schönsten Wetter begünstigt. Er fuhr zu den Schiffen der Nordpolexpedition, die er besichtigte und dort verweilte, bis dieselben in die See gingen. Bei einem Diner am 15. Juni auf dem Rathhause erwiderte der König auf einen, ihm vom Bürgermeister Duckwitz ausgebrachten Toast etwa Folgendes: „Ich danke Ihnen für Ihre ergreifenden Worte, welche mich eitel machen